2008-08-01
Silvio Berlusconi hat einen richtig schönen Sommernachtstraum. Der nächste G8-Gipfel, bei dem er das Ruder in der Hand halten wird, soll gemütlich auf einem Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer tagen. Die Großen dieser Welt schippern - so der Wunsch des italienischen Milliardärs, Medienzars und Ministerpräsidenten - von der Nordostspitze Sardiniens an der ebenso bezaubernden wie sündhaft teuren Costa Smeralda vorbei nach Neapel. Ja, Neapel. Denn der Regierungschef möchte der Welt zeigen, wie schön die kampanische Metropole ist, nachdem er es geschafft hat, das Müllchaos in den Griff zu bekommen. Doch es gibt auch eine Reihe von Fragezeichen. Und Krach mit den Sarden, die diesen Gipfel doch eigentlich ausrichten sollen, wäre programmiert.
Kostenpunkt: Zwei Millionen Euro
Aber der Mailänder ist ein optimistischer Mann und zum Träumen aufgelegt. "Wir werden den Großen dieser Welt damit ein neues Bild von Neapel und Italien zeigen." Berlusconi verspricht sich von den Tagen des G8-Gipfels Anfang Juli 2009 eine tolle Werbung für jenes Land, das unter den weltweiten Schlagzeilen über Mafia, Müll und Machenschaften leidet.
Der Kreuzfahrtfachmann Berlusconi weiß schon, wie sein "Traumschiff" aussehen soll, mit dem er dann auch den neuen starken Mann im Weißen Haus in Washington beeindrucken will, berichtete die römische Tageszeitung "Il Messaggero": 1000 Kabinen, 250 davon mit Luxusausstattung, und acht Restaurants. Kostenpunkt: Zwei Millionen Euro. "Ich kann dafür sorgen, dass es 50 Prozent Ermäßigung gibt", so erläuterte er seinen Ministern - auch da ganz Silvio Berlusconi.
Entscheidung Ende September
Wie kommt der 71-jährige Multiunternehmer auf diese Idee, die manche für eine Schnapsidee halten? Der G8-Gipfel auf der hübschen Insel "La Maddalena" vor der sardischen Nordostküste ist seit langem geplant, die Vorarbeiten sind allerdings im Verzug. 200 Millionen Euro hat der Regionalpräsident von Sardinien, Renato Soru, gerade für die umfangreichen Arbeiten auf der Insel zugestanden bekommen. Und die stolzen Sarden sähen es wirklich nicht gern, sollte ihnen die Chance flöten gehen, ihre Insel hübsch aufzupolieren und werbewirksam vorzuzeigen. Eine definitive Entscheidung darüber, wo der Club der Industriestaaten nun tagt, soll bis September fallen.
"Il Cavaliere" erinnert sich gern daran, dass Neapel schon 1994 den Bilderbuch-Hintergrund eines solchen Gipfels, damals ein G7 und ohne Müll, abgegeben hat. Bei aller Schönheit spräche in Berlusconis Augen gegen La Maddalena der Wunsch, der Welt das Italien der Kultur und der Monumente zu zeigen. An Bord des Luxusliners könnte er zudem die Kollegen am Klavier unterhalten, hat er doch schon als Student auf hoher See für Gäste die Tasten bedient. Seitdem liebt er Schiffe.
"Eine Seefahrt, die ist lustig …"
Zum Ablauf des Gipfels hat Berlusconi bereits konkrete Vorstellungen: Zunächst kommen die acht Staats- und Regierungschefs zu Eröffnungssitzungen auf "La Maddalena" zusammen, dann entern sie das Kreuzfahrtschiff. Nach dem Anlegen in Neapel stoßen die Mächtigen der Schwellenländer und Afrikas hinzu.
Aber es gibt noch einen ganzen Haufen Fragen, vor allem logistischer Natur. Wie bringt man einen Tross von 7000 bis 8000 Menschen an einem Tag von Sardinien nach Kampanien? Ist das überhaupt machbar? Vielleicht sind es auch 20.000, mit Medien- und Sicherheitsleuten. Und wie stellt man bei einem Gipfel an gleich drei Orten den Schutz der hohen Gäste sicher? Wer bezahlt das alles? "Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön" - aber wenn Sardinien damit droht, im nächsten Wahlkampf gegen Rom Sturm zu laufen, sollte der Gipfel nicht insularen Charakter haben? Alles das lässt Berlusconi derzeit noch abwägen - vielleicht bleibt es ein Sommernachtstraum.