2008-07-11 

Der spektrenübergreifende Camp-Sommer 2008 geht los

Camp.Sommer.08.

Bombodrom-Widerstandscamp vom 17.-21.7.2008 in Katerbow

Die Bundeswehrführung will mit dem Bombodrom einen Ort praktischer
Kriegsvorbereitung einrichten. Die besondere militärische Bedeutung ist
kein Geheimnis: ungelenkte Bomben aus dem Tiefflug, selbstständig
zielsuchende Raketen aus großer Höhe, das Fein-Zusammenspiel zwischen
Luftwaffe und Bodentruppen bei der Steuerung von modernen Lenkwaffen und
sogar den sogenannten Schulterwurf, der für den Einsatz einer Atombombe
nötig ist – all das will die Bundeswehrführung dort üben lassen.

Pic: Bombodrom

Aber
auch machtpolitisch ist der Bombenabwurfplatz wichtig: Wer andere
Bündnispartner zum Bomben zu sich „einladen“ kann, steht gut da und
gibt eher den Ton an. Als Kriegs- und MilitärgegnerInnen sind wir gegen die
Bundeswehr, gegen alle Zusammenschlüsse von EU-Truppen, gegen sämtliche
Koalitionen der Willigen und gegen die Nato. Denn Militär ist Teil des
Problems, als dessen Lösung es präsentiert wird. Militärbündnisse
bedeuten Militäreinsätze, und Militäreinsätze bedeuten Krieg.

Im Juli 2008 wollen wir gemeinsam zeigen, dass wir mit der Militarisierung
von Politik und Gesellschaft und mit einem Kriegsübungsgelände wie dem
Bombodrom überhaupt nicht einverstanden sind. Daher laden wir zu einem Camp
ein und werden das Bombodrom-Gelände für ein Wochenende im Rahmen einer
Aktion Zivilen Ungehorsams besiedeln – mit Hütten, Zielpyramiden und
kreativem Chaos. Unsere Pyramiden sind rosa als Zeichen der Ablehnung von
Militär und Patriarchat.

Mit Camp und Aktionen knüpfen wir an die bunten und massiven Proteste des
vergangenen Sommers an: 10.000e demonstrierten 2007 gegen das Gipfeltreffen
der G8 und ihre kriegerische Globalisierung. Schon damals haben wir als
Auftakt der Gipfelproteste den geplanten Bombenabwurfplatz symbolisch für
eine Nacht besiedelt.
Mehr zu damals: http://www.g8andwar.de/archiv/index.php

Wir haben dabei die Zukunft im Blick: 2009 will die Nato ihren 60sten
Geburtstag feiern. Die Nato ist seit Jahren das aggressivste
Militärbündnis der Welt. Daher laufen schon heute die Vorbereitungen für
Proteste gegen die Feierlichkeiten beim Nato-Gipfel in Straßburg. Wir
werden dabei sein, wenn die globalisierungskritische und die
Friedensbewegung die Feierstimmung zu stören versuchen: Wer weltweit Kriege
anzettelt, hat weder ein Recht auf auf friedliches Feiern noch auf
ungestörtes Üben auf dem Bombenabwurfplatz.
Mehr gegen die Nato-Feiern: http://gipfelsoli.org/Home/Strasbourg_Kehl_2009

Die juristische Ebene des Widerstands gegen den Bombenabwurf hat die
Inbetriebnahme jahrelang verzögert (zu den Prozessen
http://www.freieheide.de/prozess.html). Vielleicht geht das auch noch eine
Weile so weiter: Nachdem das Verwaltungsgericht im letzten Jahr gegen die
Bundeswehr entschieden hat, hat jetzt das Oberverwaltungsgericht dem Antrag
der Bundesregierung auf Zulassung der Berufung stattgegeben. Jetzt haben die
Bombodrom-Gegner Gelegenheit, zur Begründung der Berufung Stellung zu
nehmen. Eine Entscheidung ist also nicht vor 2009 zu erwarten.
Erfahrungsgemäß wird aber über Kriegsübungsplätze (wie auch über
Atomanlagen) nicht vor Gericht sondern politisch entschieden. Daher fangen
wir schon heute an, auch den politischen Widerstand in der Praxis zu üben
und zu organisieren.
Unterschiedlichkeiten machen uns dabei sogar widerstandsfähiger. Denn die
unterschiedlichsten Aktionsformen – Klagen gegen die Bundeswehr sind eine,
ein Aktionscamp eine andere – bringen letztlich ein gemeinsames Ziel zum
Ausdruck: Kein Krieg, keine Militarisierung, kein Bombodrom, nicht hier und
auch nicht anderswo.

Dabei bewegen wir uns im Rahmen des spektrenübergreifenden Camp-Sommers:
Die inhaltlichen Überlappungen mit dem Anti-Atombomben-Camp in Büchel, dem
Migrations-Camp (militarisierte Abschottung gegen Migration) und dem
Klima-Camp (die schon laufenden Ressourcenkriege und zu erwartenden
militärischen Klimainterventionen) liegen auf der Hand. Und wir knüpfen
mit an den überregionalen Widerstandsnetzwerken: Europaweit (Stichwort
Bombodrom in den Bardenas/Baskenland), bundesweit (etwa: die im NeMA,
“Netzwerk gegen Militärstandorte und deren Auswirkungen”, gebündelten
lokalen Gruppen) und regional im ganz frischen Bündnis Brandenburgischer
BürgerInnen-Inis (gegen den Großflughafen, gegen den Braunkohleabbau und
schließlich gegen das Bombodrom).

Krieg ist Gewalt. Armut, Hunger, Landvertreibung ist Gewalt.
Umweltverschmutzung/-zerstörung und die damit verbundenen globalen
Auswirkungen auf diejenigen, die nicht ausweichen oder sich anpassen
können, ist Gewalt. Die Patentierung von Nahrungsmitteln und Lebewesen ist
Gewalt. Daher machen wir auch mit bei Aktionen gegen Felder mit
gen-manipulierten Pflanzen in der Region ums Bombodrom. Der Zusammenhang mit
Militär und Krieg liegt auf der Hand: Wo bäuerliche Landwirtschaft durch
Saatgutmultis zerstört wird, dort steht meist schon das Militär bereit: Um
Revolten zu ersticken, Menschen von ihrem Land zu vertreiben und zur
Lohnarbeit in den Städten und in der Agro-Industrie zu zwingen. Wer sich
gegen derartige Gewalt wehrt, hat erst einmal unsere Sympathie. Denn auch
wir wehren uns gegen die Gewalt eines Militärapparates, der direkt vor
unserer Haustür Krieg üben will.
Dabei hat die Vergangenheit gezeigt: vielseitiger und entschlossener
Widerstand lohnt sich. Nicht nur im karibischen Vieques, wo die
Inselbevölkerung 2003 nach 60 Jahren die Schließung eines US-Bombodroms
erreicht hat. Sondern auch in der BRD, wo in den 1970ern das
Atomkraftwerksprojekt in Whyl am Kaiserstuhl und in den 1980ern die atomare
Wiederaufarbeitungsanlage im oberbayerischen Wackersdorf verhindert wurden.
Dabei geht es nicht nur um juristische Auseinandersetzung und physische
Blockaden, sondern auch um einen dauerhaften Imageschaden, den die
Bundeswehr – so ein Offizier im Interview – immer wieder gegen den
militärischen Nutzen eines Bombodroms abwägt.

Wenn andere ihre Gewalt massenhaft organisieren und üben wollen, nämlich
im Militär, dann leisten wir Zivilen Ungehorsam. D.h. wir gehorchen z.B.
nicht, wenn jemand uns verbieten will, das Bombodrom-Gelände zu betreten.
Wir haben Erfahrung mit Aktionen Zivilen Ungehorsams und wissen, dass es gar
nicht so leicht ist, eine Gruppe aufzuhalten, die mit ruhiger/fröhlicher
Entschlossenheit unterwegs ist. Wenn sich uns Menschen in den Weg stellen,
dann werden wir um sie herum gehen. Das Gelände ist riesig und hat eine
lange Grenze ohne Zaun, die nur mit enorm großem Aufwand/großer Gewalt
hermetisch abgeriegelt werden könnte. Sollte die Polizei ihre Gewalt
eskalieren, so werden wir darauf nicht einsteigen. Und wenn wir nach unserem
Verhältnis zu Gewalt gefragt werden und Distanzierungsdruck spüren, dann
werden wir uns distanzieren:

Und zwar

Ergänzung zur gestrigen mail, es fehlte das Datum – sorry:

Mehr zum Camp: http://www.g8andwar.de/camp2008.php