2008-02-20 

Wie mobilisiert die Linke in Japan?

Go Hirasawa über die Anti-G8-Protestvorbereitungen in seinem Land
Der Aktivist aus Japan tourt durch Deutschland und berichtet über die geplanten G8-Proteste in seinem Land.

ND: Sie sind mit weiteren G8-Gegnern auf einer Infotour durch Europa, um über die Protestvorbereitungen gegen den G8-Gipfel, der vom 7. bis zum 9. Juli 2008 auf der Halbinsel Hokkaido stattfindet, zu berichten. Sie sprechen für »No! G8 Action« – wer ist das?

Go Hirasawa: »No! G8 Action« ist ein antiautoritäres und anarchistisches Netzwerk, das im Mai 2007 gegründet wurde. Es ist Bestandteil des antiautoritären Netzwerk Peoples Globale Action (PGA).

G7 Tokyo

Wer mobilisiert in Japan außer Ihnen noch zu den Protesten?

Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen bereiten einen Alternativ-Gipfel in Sapporo vor. Im März wird es ein großes Bündnistreffen geben. Dort wird sich entscheiden, ob es eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Gruppen gibt. Linke Parteien beteiligen sich in Japan bisher nicht an den Vorbereitungen zu den Protesten.

Es gab im Jahr 2000 im japanischen Okinawa ein G7-Treffen. Können Sie auf alte Proteststrukturen zurückgreifen?

Damals protestierten ca. 70 000 Menschen gegen das Treffen. Allerdings war dort der Kampf gegen die Militärbasen der USA in Japan das zentrale Mobilisierungsthema. Der Protest wurde nicht getragen von einer globalisierungskritischen Bewegung, wie wir sie aufbauen wollen.

Was werden die Schwerpunkte der Proteste in diesem Jahr sein?

Der Kampf gegen den Militarismus wird wieder dazugehören. Das ist in der japanischen Gesellschaft ein wichtiges Thema. Daneben wird für uns der Widerstand gegen die zunehmende Verarmung von Teilen der Bevölkerung ein zentraler Punkt bei der Mobilisierung gegen die G8 sein. So nimmt die Zahl der Obdachlosen zu, die in selbstgezimmerten Hütten in Parks übernachten müssen. In Okinawa gab es wochenlange Proteste, nachdem die Polizei ein solches Hüttendorf geräumt hatte. Das ist mittlerweile ein zentrales Thema in den Medien geworden. Es gibt in Japan inzwischen erste Proteste gegen diese Prekarisierung, z. B. am 1. Mai 2007 in Tokio eine Mayday-Parade mit ca. 500 Teilnehmern.

Was ist bisher konkret geplant?

Vom 26. bis 27. Juni sind Kundgebungen und Demonstrationen gegen das Treffen der Außenminister der G8-Staaten in Kyoto in Vorbereitung. Für den 28. bis 29. Juni sind in Tokio Anti-G8-Demonstrationen geplant. Vom 1. bis 4. Juli gibt es in Sapporo in der Nähe zum Tagungsort themenbezogene Aktionstage. Nach dem Vorbild von Heiligendamm sind Protestcamps rund um den Lake Toya geplant.

Hatten die Proteste gegen das G8-Treffen in Deutschland Einfluss auf Ihre Aktivitäten?

Einige Aktivisten nahmen an den Protesten in Heiligendamm und Rostock teil. Von dort haben wir einiges mitgenommen. Als Netzwerk haben wir danach angefangen, unsere eigenen Projekte vorzubereiten und hoffen, dass wir, beispielsweise mit unserer Infotour, mit Schwung aus Japan und Ostasien zum globalen antikapitalistischen Kampf beitragen können.

Aus Deutschland werden sicher nur wenige Aktivisten nach Japan fahren können. Kann man sich auch lokal beteiligen?

Für den 5. Juli wird ein internationaler Protesttag gegen das G8-Treffen vorbereitet. Wir hoffen, dass sich daran Menschen in vielen Ländern beteiligen.

Fragen: Peter Nowak

linux7.sanpal.co.jp/no-g8

Infotour-Termine: gipfelsoli.org

[http://www.neues-deutschland.de/artikel/124356.html]