2008-02-07 

Ehemaliger FH-Student zeigt Film über Heiligendamm-Gitter auf Berlinale

Grenz-Erfahrungen am Zaun

Der ehemalige Mainzer FH-Student Jörg Hommer hat einen Film über den Zaun von Heiligendamm gedreht. Die Dokumentation läuft jetzt bei den Filmfestspielen in Berlin.

Der umstrittene Sicherheitszaun von Heiligendamm, der im Sommer 2007 die Staatschefs des G8-Gipfels demonstrativ von der Außenwelt abgeschottet hatte, ist längst wieder zerlegt. Doch in einer außergewöhnlichen filmischen Reflexion erwacht der einstige Absperr-Riegel nun wieder fast meditativ zum Leben.

Bild: Zaun

"Spaziergang am Rande der Demokratie" hat Jörg Hommer, ehemaliger Mediendesign-Student der Mainzer Fachhochschule, seine filmische Reise entlang der 12,5 Kilometer langen, eisernen Trennwand genannt. Seine subjektive Dokumentation, mit der Hommer einen "zivilen Blick" auf den Zaun werfen will, läuft ab Freitag im experimentellen "Forum expanded" auf der Berlinale.

Der Titel seiner filmischen "Grenz-Erfahrung" sei ihm in der U-Bahn eingefallen, sagt Hommer. "Zwischen Grundidee und Realisierung lagen gerade mal drei Wochen - zu wenig Zeit, um Fördergelder einzutreiben." Mit seiner Mini-DV-Kamera ist der Filmemacher vier Wochen vor Beginn des Gipfels den Zaun von Anfang bis Ende abgelaufen. Seine 150 Minuten lange Studie verzichtet denn auch weitgehend auf die medientypischen Konfliktbilder aus der heißen Gipfel-Phase, sondern zeigt in konsequenter Reduktion das Leben am Zaun, das Davor und das Dahinter, ohne den Verlauf der Barrikade zu verlassen. Der Zaun werde so gleichwohl zum Protagonisten und zum Subjekt, meint Hommer.

Obwohl der Film in seinem unspektakulären Abtasten der Zaun-Szenerie - Touristen rücken ins Bild, eine alte Dampflok, immer wieder Stahlgitter - die private Sicht des Chronisten vermittele, sei er aber dennoch ein Stück weit politisch, sagt Hommer. Die Wanderung an der Sperre mache die persönlichen Einschnitte sichtbar, die jeder täglich erfahre, aber nicht mehr bewusst wahrnehme. Der "Spaziergang am Rande der Demokratie" werde so zur Projektionsfläche individueller Visionen und Grenz-Erfahrungen - ohne auf die gewohnten Polarisations-Mechanismen der Medien zurückzugreifen.