2007-10-25
- Genoa G8: 225 years of jail asked for 25 people
- G8 - Gegner reichen heute Klage vor dem Verwaltungsgericht Schwerin ein
- Haftbefehl gegen Andrej H. aufgehoben
- Andrej H.: »Ziel bleibt Einstellung des Verfahrens«
- Max Müller: Andrej H. – ein Einzelfall?
- Para-militärische Geheimdienst-Polizeien für die neue Sicherheitsarchitektur
- 15.12.07 bundesweite Demo gegen 129a Verfahren
- Wie weiter mit radikaler Klimaaktion?
- Veranstaltung in Berlin: Die “Sicherheitsarchitektur” bei “polizeilichen Großlagen”
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Genoa G8: 225 years of jail asked for 25 people
Oct 2007 - Updates on Genoa Court Case
The prosecutors ask 225 years of jail for 25 protestors
Genoa court case are not ending tomorrow, but they are drawing to a close, an people seems to have forgotten what Genoa meant and how big part of history we have been when we decided to take the streets in those days of july 2001. While the court cases against police officiers for the tortures in Bolzaneto and for the raid in the Diaz school move slowly forward (one will be ending by the end of the year and the other around summer 2008) towards meak convictions and satute of limitations after the first court sentence, the court case against 25 protestors has seen this last weeks the prosecutors final speech.
In their speech the prosecutors Anna Canepa and Andrea Canciani frontally attacked the protest in Genoa, asking 225 years of jail for the 25 people accused of devastating and sacking the city on july 20th and 21st.
The speech of the prosecutors asks people to call Genoa events for what they were: devastation, sacking, arson. They stated that at the same time the massacres and the abuses of police should be prosecuted but never did themselves open an investigation on the facts, and insisted that they should be kept out of the court case against 25 protestors. The prosecutors actually said that people decided to resist and that this fact should be sanctioned, since they should have dispersed and eventually file a complain for the violence the police enacted.
In their speech the prosecutors tried to explain the judge that all of those who were present in Genoa are equally responsible of the allegations, since "moral responsability is even more crucial than material responsability for Genoa events: if I inspire 20 people to throw a stone I should be hold more responsible of devastation than if I threw five of them". This brings back criminal codes to the middle age, where you were not supposed to actually have done anything to be convicted. This is why some of the accused where asked to be convicted to 6 years only because they are seen around the scenes of the riots (not doing anything particular or in a lot of cases just putting some trash bin in the streets to slow down police charges).
But this is not the worst part of the prosecutors speech, since they have been reinterpreting Genoa to provide history with a clean and one-sided version of the events: Police acted correctly and protestors are oversizing the abuses, but the Truth is that they should have gone home and let the Summit be. The prosecutor have been stating that the charge in via Tolemaide against the Tute Bianche demo was fairly quick and not particularly violent, so it's not understandable how protestors would complain constantly of "fearing for their own life"; they have been saying that Carabinieri armored transport only charged at full speed twice and that the barricades were made before this, so protestors should not "fuss" about it being the reason for the vehicle attack. They even came to minimize Carlo Giuliani's death, saying that there could have been worse situation if the Carabinieri inside the soon-to-be-burned van were not rescued by their colleagues.
Our history is being raped by two prosecutors who desperately want to show that 4 years of enquiry were useful (even if to justify their lies they misuse only statements of the defense's witness) and that someone is responsible for what happened in Genoa. They want to show off in the "trial that will change many a ways to do court cases in Italy", at the expenses of 25 protestors like all of us. If the judges will acknoledge the point of view of the prosecutors, and convict 25 people to 6-16 years of jail, each one of us could be the next culprit. Think of how many insults you have shouted during the g8 in genoa, think of how many stones you have thrown, think of how much rage you felt while you and your friends were beaten.
We agree only on one point with the prosecutor. Let's call Genoa 2001 for what it was: it was a revolt and it was history and it was us. And that's why they are scared and why they want to avoid that anybody will try again to take away power from where it usually stands.
blicero
[http://www.indymedia.org.uk/en/2007/10/384339.html]
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G8 - Gegner reichen heute Klage vor dem Verwaltungsgericht Schwerin ein
Rote Hilfe Rostock
* Polizeiliche Platzverweise gegen G8 Gegner auf dem Prüfstand.
Mit der Einreichung einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Schwerin gegen die G8-Polizeibehörde Kavala, sowie der Weiterführung eines Widerspruchsverfahrens haben 2 G8 Gegner den schon laufenden juristischen Überprüfungen der vor und während des G8 Gipfels gegenüber mehreren hundert Personen ausgesprochenen Platzverweise zwei weitere wichtige Musterverfahren hinzugefügt. Schon Anfang Juli wurde von einer Hamburgerin gegen einen räumlich unbeschränkten Platzverweis Klage eingereicht. Weiter sind in Schwerin auch Klagen anhängig gegen Platzverweise, die sich gegen eine Gruppe der am Campaufbau in Wichmannsdorf beteiligten WendländerInnen richtet. Heute nun zieht ein Bonner G-8 Gegner vor das Schweriner Gericht, weil ihm seinerzeit für eine zig km² große Fläche von Kühlungsborn über Nienhagen bis zur Grenze von Bad Doberan ein mehrtägiger Platzverweis ausgesprochen wurde, obwohl die Polizei keine konkrete von ihm ausgehende Gefahr nennen konnte . Gleichzeitig setzte ein weiterer Rostocker mit einem heute aufgegebenen Schreiben gegen die Kavala das Widerspruchsverfahren gegen einen im Vorfeld des G8 Gipfels ausgesprochenen Platzverweis fort.
Damals wurde er daran gehindert, eine Demonstrationsroute in Heiligendamm in Augenschein zu nehmen, um Detalinformationen für ein anstehendes Kooperationsgspräch mit der Polizei zu gewinnen.
Damit stehen nun flächendeckend für die Bereiche Rostock und Bad Doberan sowohl während des G8-Gipfels als auch in der Zeit der Protestvorbereitung erlassene Platzverweise auf dem Prüfstand
Zentraler juristischer Angriffspunkt ist die Willkür, mit der die Polizei bei der Erteilung der Platzverweise vorgegangen ist. „Die Platzverweise sind grundrechtseinschränkend, eine vorgeschriebene Gefahrenprognose hat nicht stattgefunden oder kann in keiner Weise durch konkrete Tatsachen untermauert werden“, so Sebastian Nickel, Anwalt der Betroffenen. So gab es lediglich einen hineinkopierten Textbaustein, der quasi auf alle Menschen zutreffen kann, die sich im Bereich von Rostock und Bad Doberan aufhalten. In dem Fall des klagenden Bonners verwiesen die Polizeibeamten nur auf eine allgemeine Bedrohungslage.
Die Polizeitruppe Kavala mißachtete auch mehrere hundert Male, daß ein Platzverweis räumlich und zeitlich eng umgrenzt sein muß und auf keinen Fall das Gebiet mehrerer Gemeinden gleichzeitig umfassen darf. Gegen den Bonner und mehrere hundert weitere G8 GegnerInnen wurden aber Platzverweise ausgesprochen, die das Gebiet von gleich 5! Gemeinden umfasssten.
„Die Polizei benutzte die Platzverweise offenbar als Mittel der Arbeitserleichterung und insbesondere, um DemonstrantInnen an der Ausübung ihres Versammlungsrechtes zu hindern“, so Nickel. Kläger und Anwälte geben sich optimistisch bezüglich der Erfolgsaussichten der Klagen. Schon während des G8-Gipfels hatte die Kavala zwei räumlich und zeitlich ähnlich unkonkrete Platzverweise vor Gericht wieder zurückgezogen, als 2 Betroffene am 6.6 ein Eilverfahren anstrengten, um ihn außer Kraft zu setzen. In diesem Verfahren werden bald noch 2 Feststellungsklagen eingereicht, mit dem Ziel, die Betroffenen zu rehabilitieren und deren Namen aus den Polizeidateien zu löschen.
„Der bewußte und kalkulierte vielhundertfache Gesetzesbruch durch die Polizeitruppe Kavala war ein Testballon, um herauszufinden, wie man sich unter Verweis auf „komplizierte polizeiliche Großlagen“ Handlungsspielräume gegen Proteste verschafft, die, wenn Sie nicht später vor Gerichten angegriffen werden, dafür sorgen, daß die Polizei bei Großereignissen machen kann, was sie will“, äußerte sich der Bonner Kläger Bernhard Budnick.
Nach Auffassung der Roten Hilfe Rostock haben die Platzverweise auch die Funktion, ein kriminalisierendes Verfahren gegen linke AktivistInnen auf einer, wenn auch zweifelhaften, so aber dennoch formal existenten Grundlage zu beginnen, aufgrund derer man die Daten der Betroffenen in polizeilichen Dateien abspeichern kann, so Dieter Rahmann von der Ortsgruppe Rostock, der auch der Widerspruchsführer in dem zweiten heute weitergeführten Verfahren ist. Aus diesen Dateien kommt man dann aber nur mit sehr viel bürokratischem Aufwand wieder raus, hat aber bei jeder Polizeikontrolle mit kriminalisierendem Verhalten der PolizeibeamtInnen zu kämpfen.
Rote Hilfe Ortsgruppe Rostock
Klägerverteter: Sebastian Nickel
Klägervetrtreterin bzgl. der Platzverweise gegen die WendländerInnen: Ulrike Donat
Klägerverteterin der Hamburgerin: Verina Speckin und bzgl. der Eilverfahren Lars Nümann
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Haftbefehl gegen Andrej H. aufgehoben
Bündnis für die Einstellung des § 129a-Verfahrens
AnwältInnen fordern die Einstellung der §129a-Verfahren Heute hat der Bundesgerichtshof (BGH) seine Entscheidung über den Haftbefehl gegen den Berliner Andrej H. bekannt gegeben. Der BGH hat entschieden, dass zu keinem Zeitpunkt ein dringender Tatverdacht bestand. Der Haftbefehl gegen den Aktivisten und Wissenschaftler war von Beginn an rechtswidrig und wurde deshalb aufgehoben. „Wir begrüßen natürlich diese Entscheidung. Besonders, weil der BGH bestätigt, dass die Rückschlüsse der Bundesanwaltschaft überzogen und rein spekulativ sind“, so Christina Clemm, die Andrej H. vertritt. „Sämtliche Grundrechtseingriffe, die mein Mandat in den vergangenen Monaten über sich ergehen lassen musste, sind damit rechtswidrig. Der nächste Schritt wird sein, das Verfahren einzustellen.“ Nicht befasst hat sich der Bundesgerichtshof mit der Frage, ob es sich bei der „militanten gruppe“ (mg) tatsächlich um eine terroristische Vereinigung handelt.
„Damit hat der BGH nicht die eigentlich erwartete Grundsatzentscheidung getroffen. Gleichzeitig dürfte diese Entscheidung auch für das Verfahren gegen die weiteren Inhaftierten von großer Bedeutung sein,“ sagte Ulrich von Klinggräff, einer der Verteidiger von Florian L.. „Die Verteidigung ist in ihrer Kritik an der Bundesanwaltschaft bestärkt; die Ermittlungen beruhen größtenteils auf Mutmaßungen und Konstruktionen. Wir gehen davon aus, dass auch bezüglich der weiteren Beschuldigten kein dringender Tatverdacht für den §129a vorliegt. Auch bei den Dreien ist der Haftbefehl demnach aufzuheben.“ Die Verteidigung erwarte, dass sich der BGH im Zusammenhang mit den Haftbeschwerden der drei noch Inhaftierten grundsätzlich zu der Frage äußert, ob die „mg“ tatsächlich eine terroristische Vereinigung sei. Seit gestern finden zudem erste ZeugInnenvernehmungen vor der Bundesanwaltschaft statt. Bisher sind mindestens 19 Bekannte und Freunde der Beschuldigten vorgeladen. Alain Mundt, Rechtsbeistand der ZeugInnen, sagte: „Bei diesen Vernehmungen geht es vor allem darum, das persönliche und berufliche Umfeld der Beschuldigten auszuforschen.“ Außerdem sei die BAW eindeutig auf der Suche nach neuen Kontaktpersonen. Die ZeugInnen würden besonders nach ihrer eigenen Persönlichkeit befragt, beispielsweise ihrer Schulbildung. „Da stellt sich schon die Frage, worauf das hinauslaufen soll. Die BAW scheint bei den Ermittlungen im Trüben zu fischen.“ Wolfgang Kaleck, Vorsitzender des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins (RAV) und ebenfalls Verteidiger in dem Verfahren, wies auf die grundsätzliche Handhabung des §129a in den vergangenen Jahren hin. „Nach dem 11. September 2001 sind leider die Stimmen gegen den §129a leise geworden. Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass dieser Paragraph weiter gegen Soziale Bewegungen und bestimmte Formen militanten Protestes angewandt wird. Deshalb ist es wichtig, weiter daran zu arbeiten, dass die Terrorismussondergesetze abgeschafft werden.“
Bündnis für die Einstellung des § 129a-Verfahrens
c/o Haus der Demokratie und Menschenrechte e.V. Greifswalder Straße 4 D-10405 Berlin Deutschland
einstellung [at] so36.net, http://einstellung.so36.net, Telefon 01577-4300652
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Andrej H.: »Ziel bleibt Einstellung des Verfahrens«
Internationale Solidarität hat zur Aufhebung des Haftbefehls beigetragen. Ein Gespräch mit Andrej H. Interview: Sebastian Wessels
Der Berliner Soziologe Andrej H. wurde am 31. Juli 2007 wegen »Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung« nach Paragraph 129a des Strafgesetzbuchs in Untersuchungshaft genommen und ist seit 22. August gegen Kaution auf freiem Fuß. Die Bundesanwaltschaft (BAW) wirft H. vor, als Verfasser von Bekennerschreiben an einer als terroristisch eingestuften Organisation namens »militante gruppe« (mg) beteiligt zu sein
Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hat den Haftbefehl gegen Sie aufgehoben. Die Karlsruher Richter sehen anders als die Bundesanwaltschaft (BAW) keinen dringenden Tatverdacht. Sind Sie erleichtert?
Ja, auf jeden Fall. Der Druck eines Haftbefehls ist nicht so einfach auszuhalten, zumal die BAW ja gefordert hatte, mich wieder in Untersuchungshaft zu nehmen. Überrascht hat mich die Entscheidung aber nicht sehr, denn aus den Akten läßt sich mit halbwegs gesundem Menschenverstand kein Haftbefehl konstruieren. Auf der anderen Seite sind wir ein bißchen enttäuscht darüber, daß sich der BGH noch nicht durchringen konnte, die Grundsatzentscheidung zu treffen, ob der Paragraph 129a in diesem Fall überhaupt angewendet werden kann.
Diese Entscheidung steht noch an?
Für die anderen drei Beschuldigten, die noch in Untersuchungshaft sitzen, haben die Anwälte Haftbeschwerden eingereicht. In den kommenden Wochen ist daher mit einer Grundsatzentscheidung des BGH zu rechnen.
Die BAW hatte gegen Ihre Haftverschonung sofort Widerspruch eingelegt; begründet hat sie dies mit angeblich dringendem Tatverdacht und Fluchtgefahr. Wie erklären Sie sich, daß derart schwere Geschütze gegen Sie aufgefahren werden?
Ich erkläre mir das so, daß die BAW nicht hinter das von ihr aufgestellte Konstrukt zurückweichen wollte. Der Ermittlungsrichter hat ja auf ihren Antrag hin ein Jahr lang immer wieder diese stetig zunehmenden Überwachungsmaßnahmen gegen mich und die anderen Beschuldigten beschlossen, immer auf Grundlage des angeblichen Tatverdachts. Man hätte also im Prinzip ein Jahr intensive Ermittlungs- und Ausschnüffelungsarbeit in den Wind schreiben müssen. Doch wie die Bundesrichter nun deutlich gemacht haben, waren die Maßnahmen rechtswidrig. Nur mit einem Anfangsverdacht nach 129a läßt sich dieser tiefe Eingriff in die Persönlichkeitsrechte nicht begründen, den wir erleben mußten. Ein Haftbefehl erst recht nicht.
Sie haben viel öffentliche Solidarität erfahren – seitens des Bündnisses für die Einstellung der 129a-Verfahren, aber auch von Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland. Hatte das einen Einfluß auf das Vorgehen der Behörden?
Die Unterstützung auch aus dem internationalen Raum hat sicher dazu beigetragen, daß der Ermittlungsrichter die Haftverschonung angeordnet hat. Soweit wir informiert sind, bin ich auch seit Jahren der erste, der aufgrund eines Vorwurfs nach 129a in Haft genommen und vor Verfahrensbeginn wieder herausgelassen wurde.
Was sind die nächsten Schritte?
Zunächst warten wir ab, wie der BGH auf die drei Haftbeschwerden reagieren wird. In jedem Fall wird auch weiterhin breite Unterstützung notwendig sein. Ziel bleibt die Einstellung des Verfahrens für alle sieben Betroffenen.
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Max Müller: Andrej H. – ein Einzelfall?
In den vergangen Tagen erfuhr der Fall um die "militante guppe" eine beachtliche mediale Aufmerksamkeit, und es könnte der Eindruck entstehen, als sei dieser Fall eine Posse, ein Einzelfall und das Resultat übereifriger ErmittlerInnen. Das dem nicht so ist und die fragwürdige Ermittlungspraxis von Andrejs Fall durchaus Methode hat, soll im in dem Artikel dargelegt werden.
Mit großer Erleichterung wurde heute das Urteil des BGH zur Aufhebung des Haftbefehls von Andrej H. aufgenommen. Es ist zu hoffen, dass Andrej und seiner Familie nun – zumindest in Grenzen – die Angst genommen ist das er jederzeit wieder inhaftiert werden könnte. In den vergangen Tagen erfuhr der Fall eine beachtliche mediale Aufmerksamkeit, und es könnte der Eindruck entstehen, als sei dieser Fall eine Posse, ein Einzelfall und das Resultat übereifriger ErmittlerInnen. Das dem nicht so ist und die fragwürdige Ermittlungspraxis von Andrejs Fall durchaus Methode hat, soll im Folgenden dargelegt werden.
Weitere §129a Verfahren
Derzeit laufen mindestens drei große, dem Autor bekannte, Ermittlungsverfahren nach §129a. Eines der Verfahren bezieht sich auf die so genannte „militante gruppe“. Um die „Mitglieder“ dieser Gruppe zu ermitteln, überwachte das BKA über Monate eine Vielzahl Verdächtigter unter Ausnutzung aller dem BKA zur Verfügung stehenden Mittel. Nach mehreren Monaten der Ermittlungen landeten die Ermittler einen vermeintlichen „Zufallstreffer“, der zu einem äußerst zweifelhaften Ermittlungserfolg geführt hat.
So viel „Glück“ hatten die Beamten in einem zweiten Fall jedoch nicht. So wurden zwischen 2002 und 2006 in Norddeutschland und Berlin 3 Brandanschläge auf Fahrzeuge der Bundeswehr bzw. von Rüstungsfirmen verübt. Auch hier wurden im Rahmen der G8-Vorbereitungen alle ermittlungstechnischen Register gezogen und aus den dreimaligen vermeintlichen Anschlägen eine terroristische Vereinigung konstruiert.
Im Folgenden sollen die Parallelen zwischen beiden Verfahren bei den Ermittlungen durch das BKA hervorgehoben werden.
Ansätze
In beiden Fällen fingen die Ermittler an, ins Blaue zu Ermitteln. Verdächtig waren erst mal alle Personen die sich irgendwie im „linksradikalen“ Dunstkreis bewegten und regional irgendwie den Tatorten zuzuordnen waren. Hatte man sich „Hauptverdächtige“ herbeihalluziniert, fingen die Ermittler an deren soziales Umfeld auszuforschen.
In dem Fall in Norddeutschland, genauer gesagt Bad-Oldesloe begannen die Ermittler damit, zu überprüfen wer zum Tatzeitpunkt in der entsprechenden Mobilfunkzelle eingeloggt war. Unter den Personen die zum Tatzeitpunkt Ihr Mobiltelefon in der Funkzelle des Tatorts betrieben fanden sich, neben hunderten Anderen, auch die beiden „Hauptverdächtigen“.
Die „Hauptverdächtigen“ waren insbesondere deswegen so verdächtig, weil Sie als Linke bekannt sind, nicht mehr und nicht weniger. Wenn man sich nun vor Augen hält, das Bad Oldesloe eine Kleinstadt mit 24.000 EinwohnerInnen ist, stellt sich die Frage wie viel Mobilfunkzellen es dort überhaupt gibt. Das Detail, dass in ländlichen Regionen die Dichte an Mobilfunkzellen mitunter recht gering ist und beide Hauptverdächtigen in der Kleinstadt ihren Wohnsitz haben, entging den Ermittlern offenbar. Sehr wahrscheinlich ist, dass die ermittelte Funkzelle schlicht und ergreifend die Funkzelle des Wohnortes der beiden Verdächtigten ist. Die politische Arbeit der Beiden und die Anwesenheit der Handys im groben Umkreis (im ländlichen Bereich haben Funkzellen Größen von 5-15km) des Tatorts, bei einem der vermeintlichen Anschläge, reichten den Ermittlern offenbar als dringender Tatverdacht aus.
Netzwerke
Wie im Fall der „mg“ begann das BKA nun damit das Umfeld der Hauptverdächtigen intensiv auszuforschen. Dabei sind erst mal alle verdächtig die ebenfalls der linken Szene zugerechnet werden und in irgendeiner Form in Kontakt zu den Hauptverdächtigen stehen. So traf es auch den Ex-Bad Oldesloer Sven (*), der mittlerweile in Berlin wohnte. Für das BKA eine klare Sache: eine Person aus dem Umfeld der beiden Hauptverdächtigen wohnt in Berlin (wo einer der 3 Anschläge stattfand), der muss dazu gehören. Natürlich kann nicht eine Person alleine in einer Stadt Anschläge verüben – also kam noch ein weiterer Verdächtiger hinzu, der mit Sven eng befreundet ist und aus Berlin kommt. Dem Freund von Sven – nennen wir Ihn Maik – war zum Verhängnis geworden das er a.) mit Sven befreundet ist und b.) einmal (!!!) mit in Bad Oldesloe auf einer privaten Feier war.
Überwachungsmaßnahmen
Nachdem das BKA nun eine terroristische Vereinigung konstruiert hatte, konnte man Anfangen die Verdächtigten nach allen Regeln der Kunst zu überwachen, auch hier gibt es viele Parallelen zu dem Verfahren der „mg“.
Folgende Maßnahmen sind derzeit bekannt:
* auch bei Sven wurde fast ein Jahr lang der Hauseingang mit Hilfe einer Videokamera überwacht
* sowohl das Auto der Freundin von Sven als auch das Auto der Leute aus Bad Oldesloe wurde verwanzt und mit einem GPS-Peilsender versehen
* eine Wohnung wurde verwanzt
* Telefone wurden abgehört
* Internetverbindungen wurden mitgeschnitten
* Anwaltsgespräche wurden abgehört
* Es wurde keinerlei Rücksicht auf den Kernbereichs der privaten Lebensgestaltung genommen
Diese Maßnahmen entsprechen so ziemlich dem kompletten Arsenal des großen Lauschangriffs – bedenklich wenn man sich die extrem dünne Indizienlage anschaut, in der all dies seinen Ursprung findet.
„Konspiratives Verhalten“
In allen bisher bekannten Fällen war das absolute Totschlagsargument des BKAs „konspiratives Verhalten“. Diese Argumentation ist besonders aberwitzig, da sie die Beweislage umkehrt. So wurde den Beschuldigten im Norddeutschen Verfahren zum Verhängnis, dass Sie:
* nicht an einem G8 Vorbereitungstreffen teilgenommen haben
* nicht über Anschläge oder Politik am Telefon gesprochen haben
* nicht an Politikfeldern wie „Antiimperialismus“ oder „Antimilitarismus“ interessiert zu sein schienen
* nicht öffentlich in einem Internet-Forum plauderten
* den Überwachenden keinerlei Verdachtsmomente lieferten
So konnte das Ausbleiben jeglicher neuer Indizien auf die Täterschaft der Gruppe während der fast 1-Jährigen Observation uminterpretiert werden. Daraus folgte für das BKA, dass die Gruppe besonders gefährlich und gerissen sei – weil Sie sich so erfolgreich konspirativ verhalten. Den Verdächtigten wurde es so auch zum Verhängnis, dass Sie zufällig einen dilettantisch angebrachten Peilsender des BKAs fanden. Dies belegte in den Augen des BKA, dass eine gezielte „Gegenobservation“ betrieben wurde und half den Ermittlern dabei, sich in Ihre Terror-Fantasien hineinzusteigern.
Konsequenzen
Wie sich die Betroffenen heute fühlen - auch in dem Bewusstsein weiterhin überwacht zu werden - beschreibt die Lebensgefährtin von Andrej H. in Ihrem Weblog:http://annalist.noblogs.org/
Die Betroffenen befinden sich in einer schizophrenen und lähmenden Situation, indem Sie sich selber in ihrem Alltag disziplinieren müssen, und sich jenseits jeglicher politischer Aktivität in Ihrem Alltag massiv eingeschränkt fühlen.
Wer hat schon Lust auf einen romantischen Abend mit der Beziehung oder einen leidenschaftlichen Streit mit der WG, wenn man nie weiss, ob das BKA gerade live dabei ist?
Wir sollten uns bewusst machen, dass unter diesen Umständen jeder Mensch, der sich in der Linken engagiert, zum Opfer des Überwachungswahns der Ermittler werden kann. Auch Personen die „absolut gar nichts zu verbergen“ haben, Verhalten sich „konspirativ“, da sie nicht dem Erwartungsbild der Ermittler entsprechen.
Alle Betroffenen und deren Umfeld brauchen unsere uneingeschränkte Unterstützung und Solidarität!
*) nicht die echten Namen, da bei den Betroffenen auch Arbeitsplätze und Existenzen auf dem Spiel stehen
Links:
http://soligruppe.blogsport.de
http://einstellung.so36.net
http://annalist.noblogs.org
[http://de.indymedia.org/2007/10/197773.shtml]
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Para-militärische Geheimdienst-Polizeien für die neue Sicherheitsarchitektur
oder wie man die Aufhebung der Trennung zwischen innerer und äußerer Sicherheit praktisch durchexerziert.
Bundesinnenminister Schäuble redet, wie viele andere internationale Sicherheitspolitiker, immer von der Notwendigkeit der Verschmelzung der Sicherheits-Strukturen hin zu einer Sicherheitsarchitektur, für die zur Gewährleistung einer Gesamtsicherheit die Trennung zwischen innerer und äußerer Sicherheit auzugeben und aufzuheben sei.
Dies wird primär mit dem islamistischen Terrorismus begründet, der nicht als kriminelles Handeln einzelner Personen oder einzelner, eigenständig handelndern Gruppierungen definiert, sondern als internationales Netzwerk kooperierender und vernetzer islamistischer Terrorzellen interpretiert wird, dem die Sicherheitspolitik einen militärischen Status als quasi global agierende Untergrund-Armee unterstellt.
Diese globale “Terror-Armee” führt einen Krieg gegen alle Staaten mit den Guerilla-Methoden der asymmetrischen Kriegsführung. Die Antwort der Staaten liegt deshalb im bekannten “Krieg gegen den Terror”.
Da sich die Einheiten dieser konstruierten “Terror-Armee” sowohl krimineller als auch militärischer Methoden bedienen, sich konspirativ organsisieren, verständigen, informieren und ihre “Angriffe” geografisch flexibel und unabhängig durchführen, folgt für die Vertreter der vereinheitlichten Sicherheit zwangsläufig, dass dieser Krieg nicht nur rein militärisch oder nur rein polizeilich zu führen sei, nicht ausschließlich mit militärischen Verbänden, die mit militärischen Mitteln nur zur äußeren Verteidigung eingesetzt werden dürfen, Polizeibehörden, die nur mit zivilen Mitteln die innere Sicherheit und Ordnung gewährleisten und Geheimdiensten, die weder über militärische noch polizeiliche Befugnisse verfügen, sondern mit einem zu schaffenden integrierten Komplex aller Sicherheitsorgane.
Dieser Komplex zeichnet sich dadurch aus, dass in ihm vormals getrennte Zuständigkeiten und Methoden auf alle Sicherheitsorgane in unterschiedlichem Umfang übertragen werden und geografisch-politische Unterscheidungen des Einsatzraumes – zwischen dem “Innern” und dem “Äußeren” – augehoben sind. Die “innere” und “äußere” Sicherheit soll so zu einer “Gesamtsicherheit” vereinheitlicht werden – in dieser Phase befinden wir uns jetzt mit den Diskussionen um Flugzeugabschüsse, Einsatz der Bundeswehr im Innern per Grundgesetzänderung und dem zur Geheimpolizei aufgerüsteten Bundeskriminalampt per BKA-Gesetz Novelle als aktueller Begleitmusik.
Ob es die Vorgänge im Vorfeld und Verlauf des G8-Gipfels in Heiligendamm sind, die durch die massive Präsenz und den Einsatz militärischer Verbände während des Gipfels und die nachrichtendienstliche Aufklärung der Demonstrationsszene im Vorfeld des Gipfels geprägt waren, die massive Überwachung von Gegnern und Kritikern der Bush-Administration und ihres Krieges im Irak in den USA, die von militärischen Geheimdiensteinheiten des US-Verteidigungsministeriums in Kooperation mit dem FBI im Innern durchgeführt wurde oder Kriegsszenarien und Sicherheitsforschungsprojekte, die eindeutig von Großstädten als dem hauptsächlichen “Krisenherd” oder “Kriegsschauplatz” der Zukunft ausgehen, mit Menschenmassen, die es zu kontrollieren und einzudämmen gilt:
Der Komplex einer vereinheitlichten Gesamtsicherheit kann und soll ebenso in diesen “Krisengebieten” zum Einsatz kommen, in denen ziviler Protest, Aufruhr oder Widerstand zu “Gefahrenräumen” führen, die dann mit den Befugnissen, Strukturen und Methoden bekämpft werden können, die heute für den “Krieg gegen den Terror” und den Schutz heutiger terroristischer “Gefahrenräume” eingerichtet werden.
Es reicht eigentlich schon ein Blick auf Tabellen im EU Terrorism Situation And Trend Report 2007 von EUROPOL, um zu erkennen, dass 1. nicht die Angst vor einer global operierenden islamistischen “Terror-Armee” im Fokus steht, die gerade jetzt mit Atom-Bomben herumhantiert, sondern die Angst vor haus- und selbstgemachten Bedrohungen und Destabilisierungen im Inland und 2. die Bedrohung der globalen Terror-Armee europaweit aus ein paar Hundert Personen besteht, von denen ein großer Teil überhaupt nichts mit islamistischem Fundamentalismus zu tun hat.
Wem das nicht reicht, der kann sich noch einmal die Bedrohungssimulationen vor Augen führen, die von deutschen Sicherheits- und Innenpolitikern mit Hilfe der Sauerländer “Islamistischen Dschihad Union” Terrorzelle und der Kölner Kofferbomben Terrorzelle für die Öffentlichkeit in Szene gesetzt werden und die potentiellen Auswirkungen von Anschlägen in Beziehung zu den Toten und Gescheiterten setzen, die manch andere als “normal” empfundene Bedrohung jedes Jahr mit sich bringt.
Leider schaut sich der deutsche Michel an deutschen Stammtischen und nach der Bild-Zeitung keine Berichte und Statistiken an oder überdenkt die ganzen Bedrohungs- und sicherheitssimulationen, die ihm jeden Tag brühwarm aus den Partei- und Regierungszentralen zum Kaffee oder zur Pulle Bier serviert werden.
Aber um auf den Einsatz des Komplexes gegen Krisen- und Kriegssituationen im Innern zurückzukommen – damit hat es der Bundesinnenminister auf nationalem Boden doch teilweise schwer, wenn es um brachialere Eingriffe wie den Einsatz der Bundeswehr für polizeiliche Krisenmanagement-Einsätze geht. Dafür wollen sich einfach noch keine politischen Mehrheiten finden lassen, obwohl mit jedem Einsatz gepokert wird, seien es abstürzende Flugzeugbomben oder radioaktiv verseuchte Schmutzbomben. Vielleicht ist Guido Knopp im ZDF mit seiner wöchentlichen Geschichts-Erinnerungsshow doch zu fleißig und frischt zu oft die Erinnerung an marschierende reguläre und irreguläre Truppen im deutschen Inland auf.
Was wäre aber, wenn so etwas über die europäischen Ebene zu realisieren wäre? Mit einer internationalen Truppe, die nicht ganz der Polizei, aber auch nicht ganz dem Militär zuzurechnen wäre bzw. um es deutlich zu sagen: Einer polizeilichen para-militärischen Eingreiftruppe, die mit militärischen, geheimdienstlichen und polizeilichen Mitteln und Befugnissen ausgestattet, rapide in nationalen Krisenräumen stationiert werden könnte, um Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen.
Zum Glück gibt es so etwas mit dem heute in Kraft tretenden Abkommen zwischen Spanien, Frankreich, Portugal, den Niederlanden und Italien zur Einrichtung und Leitung der Europäischen Gendarmerie Truppe (“European Gendarmerie Force”, EGF oder auch EUROGENDFOR), die eigentlich schon seit drei Jahren still und leise aufgebaut wurde.
“Das kreuzförmige Schwert symbolisiert die Truppe, die Lorbeerkorne den Sieg und die in Flammen stehende Granate die gemeinsamen militärischen Wurzeln der Polizei-Truppe”. Das Motto “LEX PACIFERAT” lautet übersetzt “Das Recht bringt den Frieden” und betont “das Prinzip der strengen Beziehung zwischen der Durchsetzung der Rechtsgrundsätze und der Wiederherstellung einer sicheren und geschützten Umgebung”, das von der EGF als Grundstein ihres Auftrags angesehen wird.
Das Besondere an dieser nicht-stehenden Truppe ist die Rekrutierung ihrer Mitglieder aus allen nationalen Polizeiverbänden, die polizeiliche Befugnisse besitzen, aber aufgrund ihrer Ausbildung, dem Einsatz der Waffen und ihrer Führung einen militärischen Status innehaben.
Dazu zählt die spanische Guardia Civil, die potugiesische Guadia National Republicana, die niederländische Koninklijke Marechaussee, die italienischen Carabinieri und die französische Gendarmerie Nationale als Partner die polnische Militärpolizei Żandarmeria Wojskowa.
Aus Mitgliedern der paramilitärischen Polizeieinheiten wird durch das EGF Hauptquartier im italienischen Vicenza, in dem ständig 14 Offiziere und 15 Unteroffiziere unter Leitung eines Kommandeurs der paramilitärischen Polizeiverbände (seit 26.06.07 Colonel Truglio der Carabinieri) stehen, innerhalb von 30 Tagen ein 800 Mann starkes Kontingent zusammengestellt und koordiniert, dass bis auf 2300 Mann aufgestockt werden kann, wenn es irgendwo “brennt”.
Wer die Truppe und das Hauptquartier führt, wann und unter welchen Bedigungen die Truppe zusammengestellt, ausgesendet und stationiert wird, mit welchen anderen polizeilichen und militärischen Verbänden in militärischen und polizeilichen Missionen die EGF zusammenarbeitet und welche Stratgien für die EGF gelten entscheidet dabei ein “Kriegsrat” in Gestalt des Ministerausschusses CIMIN, der sich aus den Verteidigungs- und Sicherheitsministern der teilnehmenden EU-Mitgliedsstaaten zusammensetzt. Die Truppe kann entweder auf Anfrage und nach Beschluss der EU, der NATO, der OSCE oder der Vereinten Nationen in Marsch gesetzt werden, aber auch in ad hoc Koalitionen zwischen den teilnehmenden Staaten bzw. wenn ein Staat die Unterstützung der EGF anfordert.
Was die Einsatzbereiche, Aufgaben und Befugnisse der EGF angeht, zitiere ich am besten aus dem Abkommen:
Einsätze und Aufgaben
1. In Übereinstimmung mit dem Mandat jedes Einsatzes und unabhängig oder in Verbindung mit anderen Streitkräften/Truppen operierend, muss EUROGENDFOR imstande sein, dass gesamte Spektrum polizeilicher Einsätze abzudecken, durch Ersatz oder Verstärkung, während aller Phasen des Krisenmanagement Einsatzes.
2. EGF Truppen können entweder unter zivile Befehlsgewalt oder militärisches Komamndi gestellt werden.
3. EUROGENDFOR kann verwendet werden für:
a. Erbringung von Missionen zur [Durchsetzung] von Sicherheit und der öffentlichen Ordnung;
b. Kontrolle, Beratung, Betreeung und Beaufsichtigung lokaler Polizeibehörden während ihrer täglichen Arbeit, inklusive Strafermittlungstätigkeiten;
c. Ausführung von Maßnahmen zur Überwachung der Öffentlichkeit, Verkehrsregelung, Grenzschutzaufgaben und allgemeinen Tätigkeiten zur geheimdienstlichen Informationsbeschaffung;
d. Erbringung von Strafermittlungstätigkeiten, inklusive der Erkennung von Vergehen, Verfolgung von Tätern und ihrer Überstellung an die geeigneten Justizbehörden;
e. Schutz der Bevölkerung und des Eigentums und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung beim Auftreten öffentlicher Unruhen;
f. Unterweisung von Polizeioffizieren gemäß internationaler Standards;
g. Unterweisung von Ausbildern, besonders im Rahmen von Kooperations-Pogrammen.
In den FAQs der EGF steht zusätzlich:
EGF Participants have responded to the need to rapidly conduct civil security actions, sometimes parallel with the military intervention, by establishing this multinational tool. The EGF should facilitate the handling of crisis that require management by police forces, usually in a critical situation, either in a civil crisis environment or alongside a military force.
The added value of the EGF is, that this multinational co-operation: - is capable (due to the shared values, skills and drills) and willing to perform in more robust police missions under more demanding circumstances and military command. - is robust, information-gathering orientated and is designed to provide an efficient response to criminal activities; - is capable of dealing with all the issues related to public order and security so that to speed the demilitarisation and the normalization of the crisis area; - is able and willing to perform all kinds of police missions, in both substitution and strengthening missions; - is capable to be integrated in a military crisis management tool
...the total strength of the Force could reach 2300, composed of : - An operational component, dedicated to missions of general public security and maintenance of public order; - A crime-fighting component, including specialists in criminal investigation missions, detection, gathering, information analysis and processing, protection and assistance of individuals, anti-trafficking, fight against terrorism and other major crimes, and other specialists.
From shared experiences in recent crises, the setting in which police forces can fully operate needs to include: - intelligence support, from local administration and other actors in the field, in order to ensure convenient security for the force, to support investigations on war criminals, criminal organisations etc. In that field, interception techniques, language experts and local staff can be required Die EGF Truppen verfügen dafür über die gleichen Polizeibefugnisse wie die Polizeikräfte des Staates, der die EGF anfordert oder in dem die EGF stationiert wird. Sie erhalten Unterstützung durch die nationalen Geheim- und Nachrichtendienste und wenden selbst geheim- und nachrichtendienstliche Mittel und Methoden an.
Die EGF Kräfte können dabei in militärische oder polizeiliche Missionen eingebunden werden, die durch die Militärverbände und Polizeikräfte des Staates, in dem der Einsatz stattfindet, ausgeführt werden und deshalb mit allen militärischen und polizeilichen Mitteln operieren. Andersherum können bei EGF Missionen Militärstreitkräfte und Plozeikräfte der teilnehmenden Staaten mitwirken.
Polzei-Soldaten und Personal der EGF müssen sich zwar an das geltende Recht des Staates halten, in dem sie eingesetzt und stationiert werden, alle Gebäude und Gelände, die von EGF Truppen in Beschlag genommen werden, sind aber immun und selbst für Behörden des Staates, in dem die EGF tätig wird, nicht ohne weiteres zugänglich.
Wenn Angehörige der EGF oder die EGF selbst vor Gericht erscheinen sollen, können sie durch vom EGF Kommandeur bevollmächtigte Personen oder gar durch den Einsatzort-Staat selbst vor Gericht ersetzt werden. Die Weitergabe und der Austausch von Informationen und Materialien, die die EGF betreffen oder von ihr produziert werden, werden über eigene Sicherheitsabkommen der teilnehmenden Staaten geregelt und mit dritten Parteien nur aufgrund zusätzlicher Sicherheitsabkommen zwischen den EGF Staaten und den dritten Parteien zugelassen. Die Kommunikation der EGF Einheiten wird über eigene verschlüsselte Kanäle durchgeführt und ist von Überwachungs-Infrstrukturen und -Maßnahmen der beteiligten Staaten ausgenommen. EGF Training
Bilder zu Anti-Aufruhr Übungen gegen “Terroristen” aus der Galerie der Europäischen Gendarmerie Truppe. Was ist das? Nur eine weitere Sicherheitseinheit als Baustein für eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik und den schnellen Einsatz als Eingreiftruppe in internationalen Krisengebieten oder eine para-militärische und geheimdienstliche Polizeitruppe, die in sich alle militärischen, polizeilichen und nachrichtendienstliche Befugnisse und Mittel vereinigt, die sie nach einem Mandat eines ministeriellen Krisenstabs an jedem Ort zur Bekämpfung von Unruhen, Aufständen und politischen Großdemonstrationen im Verbund mit nationalen Polizei- und Armeeverbänden ausüben darf?
Eine Truppe, nach der sich ein Bundesinnenminister wie Schäuble, der von der Aufhebung der inneren und äußeren Sicherheit und Verschmelzung aller Sicherheitsstrukturen zu einer vereinheitlichen Sicherheitsarchitektur träumt, alle zehn Finger ablecken wird. Und die vor sich hinträumende Öffentlichkeit Europas wird weiterhin glauben, es ginge nur um ihren Schutz und den “Krieg” gegen “Terroristen”.
[http://blog.kairaven.de]
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15.12.07 bundesweite Demo gegen 129a Verfahren
Am 15.12.2007 findet in Hamburg eine bundesweite Demonstration von Soligruppen und -zusammenhängen gegen alle drei aktuellen Ermittlungsverfahren nach §129a statt. Zusätzlich wird gegen zunehmende Repression im Alltag und den Überwachungsstaat demonstriert.
Die Demonstration wird begleitet von einer Veranstaltungsreihe in verschiedenen Städten. Sie soll ein konkreter Ausdruck der Solidarität mit den Betroffenen der Repression werden und die Einschränkungen des Demonstrationsrechtes im Zusammenhang G8 und ASEM aufgreifen.
In Kürze folgen Aufrufe und weitere Informationen zum Demokonzept. Beginn der Demonstration ist um 13 Uhr vor der Roten Flora, die im Rahmen der bundesweiten Ermittlungen gegen die “militante Kampagne” durchsucht wurde. Die Route wird in die Innenstadt führen.
Informiert Euch und Unterstützt die Mobilisierung zur Demonstration.
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Wie weiter mit radikaler Klimaaktion?
Dieses Dokument wird versuchen, eine radikale Beurteilung unserer Situation in den Wochen nach dem 2007 Camp für Klimaaktion anzubieten.[1] Es fragt auch, was wir tun müssen, um eventuell einen 2 C-Anstieg in der Welttemperatur verhindern zu können. Wir sehen keinen Grund, mit Fingern zu zeigen, oder langatmig die Tatsache zu beklagen, dass sich bis jetzt noch nicht viel getan hat. Die Liste ist nicht vollständig. Wir haben sie auf Dinge reduziert, die gebraucht werden (aber allein noch nicht genug sind), um eine erfolgreiche Bewegung zum Aufhalten der globalen Klimakatastrophe aufzubauen. Das heißt, wenn nicht alles getan wird, sind wir am Arsch. Traurig zu sagen, selbst wenn wir alles tun, wird uns dies nicht automatisch retten – diese Dinge sind notwendig, aber nicht hinreichend. Die ehrliche Beurteilung ist: Das Klimacamp war ein großer Erfolg. Das Klimacamp war ein Desaster. Beide Feststellungen sind richtig.
Wenn man es nach seinen eigenen Maßstäben beurteilt, ist es schwer zu sehen, warum das Klimacamp etwas anderes als ein phänomenaler Erfolg gewesen sein sollte:
Es hat stattgefunden, trotz beträchtlichem Widerstandes von BAA und Met, die es lieber nicht gesehen hätten;
Viele Leute sind gekommen, darunter viele, die noch nie zu einer unserer Veranstaltungen gekommen waren,
Es gab erfrischend viel direkte Aktion mit sehr vielen Zielrichtungen,
Die Unterstützung aus der Bevölkerung war sehr groß,
Es war ein weltweiter Medienknüller und hat mehr (und mehr positive) Berichterstattung in den bürgerlichen Medien bekommen, als wir je angenommen hätten.
Warum also die Zweifel? Erstens müssen wir fragen, wie großartig die eben aufgezählten Erfolge eigentlich wirklich waren. Wir denken, dass viele – vielleicht alle – der positiven Ergebnisse zu erwarten gewesen waren.[2] Zweitens – obwohl niemand von uns auf dem Camp war – ließen die Medien es uns wie eine Riesenlobbyanstrengung erleben, eine Art „Friends of the Earth mit Pauken und Trompeten“. Natürlich werden die Medien keine autonome Veranstaltung loben, die der Ideologie der Bosse zuwiderläuft und wenn sie ihnen Pralinen böte. Aber wir haben auch von Menschen gehört, die im Camp waren, dass es dort bemerkenswert wenig politische Diskussionen im weitesten Sinne des Wortes gab; dass viele Menschen mit der Überzeugung kamen, dass die Antwort in neuen Technologien und Regierungspolitik liegt, und auch wieder abreisten, ohne dass diese Überzeugung in Frage gestellt wurde. Wenn das stimmt, dann kommt eine der grundsätzlichen Nachrichten des Camps, dass Lösungen von Menschen und Gemeinschaften kommen sollen, nicht von Regierungen und Firmen, nicht so gut durch, wie wir dachten. Wir können es uns nicht erlauben, diese Gelegenheit zu verpassen, nicht nur unserer Argument für die Dringlichkeit radikaler sozialer Veränderung zu machen, sondern auch, es näher an die Wirklichkeit zu bringen.
Offene Türen einrennen
Ein Grund, dass die Leute im Allgemeinen „auf unserer Seite“ waren und dass der größte Teil der Presseberichterstattung freundlich war, ist, dass vieles von dem, was wir gesagt haben, unkontrovers ist. Kaum ein bourgeoiser Politiker oder Journalist würde mit uns übereinstimmen, dass die G8 eine total illegitime Körperschaft sind. Aber die Ansicht, dass CO2-Emissionen global radikal reduziert werden müssen, wird allmählich zu einer Mainstreamposition. Wie eines der besonders tollen Transpis beim Aktionstag es ausdrückte: „Wir sind bewaffnet… mit den Rezensionen der Kollegen.“ Selbst der Wissenschaftskorrespondent der Daily Mail gab zu, sei es auch mit zusammengebissenen Zähnen, dass wir recht hätten. Heutzutage fechten nur verrückte LeugnerInnen und QuerulantInnen die Argumente der UmweltschützerInnen an: „Wir sind jetzt alle Grüne.“ Diese Lage stellt natürlich eine immense Chance für uns dar. Alles was wir jetzt noch brauchen ist eine gerechte Verringerung globaler CO2-Emissionen um mindestens 60% weltweit (d.h. um ein Vielfaches mehr im Westen), und dann wird endlich Raum für die verschiedenen zusätzlichen organisatorischen Vorschläge sein, die aus unserer Bewegung zu hören sind. Aber das ist nur eine Chance – wir müssen sehr besorgt sein. „Unsere“ Ideen werden populär, weil die Lage ernst ist. Wenn wir die Sache jetzt nicht schnell genug anpacken, sind wir verratzt. Daher war eine unserer vielen großartigen Aktionen die „Besuche“ bei Kohlendioxidsündern. Die Ultradefensivität z.B. des Guardians beim Bericht über diese Aktion sagt alles. Viele Firmen, die von ihrem Image bei den Kunden abhängen, sprayen sich verzweifelt grün. Niemand würde gerne ein Umweltsünder geschimpft werden. „Das war toll!“ Etwas Postcampeuphorie kann notwendig sein – aber kann gefährlich sein, wenn sie uns blendet. Feiern wir unsere Erfolge, aber bewerten wir sie strategisch. Wo müssen wir jetzt hin und wie schnell? Wenn wir zu langsam gehen – oder in die falsche Richtung – wird unsere Aufgabe sogar noch schwieriger. Als Resultat dieses Camps sind wir stärker als zuvor. Aber wo wollen wir hin und wie schnell? Brauchen wir eventuell ein Fahrrad, um den Zug noch zu erreichen? Von Anfang an sollte das Klimacamp 2006 nur der Anfang sein. Es sollte der Anstoß zu einem viel umfassenderen Vorgehen gegen Klimawandel, Kapital und Staat sein. Nach dem Oktober 2006 Nachbereitungstreffen für das Klimacamp in Manchester waren viele von uns enttäuscht. Es schien, dass die einzige wichtige Entscheidung war, dass 2007 ein weiteres Camp organisiert werden sollte. Einige Leute haben sich aus anderen Anlässen getroffen und haben so etwas wie einen Werkzeugkasten gegen den Klimawandel zusammengestellt, und das ist prima.[3] Aber dennoch ist das Klimacamp noch nicht Teil einer größeren Bewegung, wie es das sein sollte. Im Augenblick scheint es ein Selbstzweck zu sein, die einzige sichtbare Präsenz einer radikaleren Stimme innerhalb der umfassenderen ‚grünen Bewegung’. Es sollte noch viel mehr geschehen. Was ist also unsere große Idee? Das können wir noch nicht wissen, solange wir nicht wissen, was sonst noch vor sich geht. Wir kennen die Höhe der Emissionsreduzierungen, die wir brauchen. Es gehen auch einige gute Ideen um, wie sie verteilt werden sollten. Wir wissen auch, dass wenn wir – als ein Paar oder als Bewegung – alleine handeln, ohne uns nach potentiellen Verbündeten umzusehen (sowohl strategisch als auch taktisch), aus uns und dem Planeten Brauntoast wird. Aber es gibt noch viel mehr Dinge, die wir herausfinden müssen und/oder in unseren Bewegungen verbreiten:
1. Was braut sich zusammen? Was tun lokale Obrigkeiten und regionale Entwicklungsagenturen? Was tun die anderen Staaten? Welche Kürzungen von CO2-Emissionen haben sie im Sinn und wie wollen sie sie umsetzen? Wie wollen sie mit den wahrscheinlichen Konsequenzen ihrer Aktionen umgehen – seien es die kurzfristigen sozialen und wirtschaftlichen Effekte der Emissionsreduzierungen oder die langfristige Notwendigkeit, mit den Konsequenzen des Klimawandels umzugehen – oder eine Kombination aus beidem? Wie verhalten sich die Interessen verschiedener Streitkräfte zu denen ihrer Regierungen?
2. Frage der Todesstrafe vs. Schuldenerlass. Einige Firmen wollen, aus einer Vielzahl von Gründen, eher mehr Regulierung als die so genannte Linksregierung sie gestatten will. Der BDI ist nicht das einzige Sprachrohr des internationalen Kapitalismus… Für eine Menge seiner Profite braucht das Kapital staatliche Regulierungen. Viele Versicherungs- und Investitionsfonds bewegen sich sehr schnell. Business as usual ist nicht im mittel- oder langfristigen Interesse der Aktienbesitzer. Einige Firmen (BP z.B.) haben Strategien für die nächsten 50 Jahre. Demnach, womit ist das Kapital einverstanden? Wo beginnt es zu jaulen? Was fürchtet es am Meisten? Wo plant es Dinge? Was plant es? Wie verlaufen die Gräben zwischen Kapitalisten, und wie können wir diese nutzen?
3. Wie soll unsere Niedrigenergiegesellschaft letztendlich aussehen? Was können wir tun, angesichts von CO2-Emissionen von 340kg pro Person pro Jahr?[4] Welche Industrien können bleiben, wenn überhaupt welche bleiben dürfen? Welche müssen weg? Wie sind diese organisiert und strukturiert? Welche Lebensstile wollen wir leben, und was müssen wir tun, um uns aufrechtzuerhalten?
4. Zivilgesellschaft/NGO: Was sind die augenblicklichen Anforderungen sowohl der Umwelt- als auch der Entwicklungs-NGOs in Großbritannien, anderen Industriegesellschaften und dem globalen Süden? In welche Richtung gehen sie? Auf wen hören sie? Können gemeinsame Argumente oder Konzentrationen entwickelt werden? Wie können wir mit ihnen zusammenarbeiten, ohne dass unsere Bewegung und unsere Politik kooptiert und/oder verwässert wird?
5. Was sagt die allgemeine Bevölkerung? Über den Klimawandel, über ‚uns’, die direkt Aktionsorientierte Bewegung? Warum werden die Leute nicht aktiv? Was können wir zum Beispiel von den Menschen, die Märsche gegen den Klimawandel in Oxford und in Tewkesbury organisieren, lernen? Was können wir ihnen anbieten?
Wie geht es voran?
Leider fanden dazu beim Klimacamp 2007 sehr wenige Diskussionen statt. Es kann sein, zumindest einer der AutorInnen dieses Papiers ist dieser Meinung, dass das Klimacamp vielleicht gar nicht der richtige Platz gewesen wäre, solche Diskussionen abzuhalten. Aber wie dem auch sei, das Fehlen diesgerichteter Forschungen und solcher Diskussionen ist ein Riesenproblem. Wenn wir eine lebenswerte Zukunft haben wollen, müssen wir mit zumindest Annäherungsweisen Antworten zu diesen Fragen aufwarten und zwar schnellstens, so dass wir unsere nächsten Schritte planen können. Somit haben wir zwei Vorschläge:
1. Wir müssen uns und andere erziehen. Für jeden der fünf obigen Punkte (und es gibt mehr) müssen Forschungen durchgeführt, müssen Erkenntnisse geteilt werden. Es gibt viele Arten und Weisen, auf die wir das tun können, von Flugblättern und Webseiten bis hin zu Informationstouren und Präsentationen bei Treffen und Zusammenkünften. Zumindest müsste die Info auf die Network for Climate Action-Webseite gepostet werden, aber persönliche Zusammenkünfte wären noch besser.
2. Wir müssen die Information zur Aktion nutzen. Sie nur zu sammeln, ist nicht genug. Wir müssen uns mittel- und langfristige Ziele setzen, die sowohl erreichbar als auch strategisch sind – d.h. um zu entscheiden, welche Aktionen die besten sind, um die Klimakatastrophen zu verhindern – wir müssen die Resultate unserer Untersuchungen beurteilen. Dies bedeutet
- die möglichen Antworten auf unsere Aktionen von Seiten des Staates, der NGOs, der Medien, der Zivilgesellschaft, des Kapitals zu bewerten – dabei immer die Spaltungen und Spannungen innerhalb dieser zu berücksichtigen
- Aktionen auszusuchen, die andere soziale Akteure näher an unsere Politik heranbringen (was beileibe nicht bedeutet, unsere Politik zu verwässern, um sie der anderer näher zu bringen)
- auf Arten und Weisen zu handeln, die uns und unsere Verbündeten stärken und dabei unsere Feinde schwächen
- immer auf Arten und Weisen zu handeln, die unsere Fähigkeiten aufbauen – seien es unsere Zahl unserer Medienprofil, unsere physische und/oder taktische Stärke oder was auch immer. Wir müssen lernen, unsere Fähigkeiten besser miteinander zu teilen
- und was das Wichtigste ist, sicherstellen, dass alle unsere Aktionen uns in Richtung einer gerechten, Niedrigkohlendioxidgesellschaft hin voranbringen.
Dazu brauchen wir gemeinsames Nachdenken und Diskussion. Wir haben uns häufig vor dieser Art Diskussion zugunsten praktischer Organisation gedrückt: die praktischen Schwierigkeiten waren oft sehr viel direkter und dringender, und mehr theoretische Diskussion ist schwierig und potentiell spaltend. Sie wird oft als ein Zeitverlust empfunden, die mit etwas Nützlicherem hätte verbracht werden können. Manchmal wird es auch so sein. Aber schließlich können wir die Klimakatastrophen nicht damit verhindern, dass wir AktivistInnen uns mit dem besten Sex, Drogen und Musik umgeben. Oder? Diskussionen von Strategie und Taktik unterstreichen unsere Unterschiede mehr als unsere Gemeinsamkeiten. Aber das kann ein Vorteil sein: diese Art Diskussionen helfen denen, die scheinbar unmoderne oder Minderheitsmeinungen haben, einander kennen zu lernen und sich näher zu kommen. In kleineren Affinitätsgruppen können wir unsere eigenen Prioritäten auf der Grundlage geteilter Ansichten setzen und dann für größere Projekte zusammenkommen. Wir sind eher in der Lage, enger zusammenzuarbeiten und mit mehr Vertrauen, nachdem wir die Fragen, über die wir verschiedener Meinung sind, identifiziert und darüber gesprochen haben. Die meisten haben schon das Vergnügen ewig dauernder ideologischer Diskussionen gehabt, die so lange zu dauern scheinen, bis alles drei Mal gesagt worden ist, und zwar von allen. Wir denken, dass das zum Teil auf einer Unklarheit dahingehend beruht, warum wir die Diskussionen führen. Zu debattieren, um uns ideologisch rein zu erklären, die HäretikerInnen zu verbannen und uns dann selbst zu beweihräuchern, während der Planet brennt, ist sicherlich nicht der konstruktivste Weg nach vorn. Aber eine Diskussion über konkrete praktische Aktionen wird uns weiterhelfen. Wir können dann entscheiden, mit anderen zusammenzuarbeiten, die unsere Prioritäten teilen, selbst wenn sie dies nicht bis zum letzten Anstrich unserer Analyse tun. Was können wir tun? Wir müssen sicher gehen, dass wenn immer wir Treffen zur Vorbereitung künftiger Projekte planen – und es ist absolut notwendig, dass wir solche Projekte haben - wir genug Zeit für Diskussion lassen. Wenn dies bedeutet, dass wir mit diesen Projekten etwas langsamer vorankommen, dann bitte sehr: mittel- bis langfristig wird uns das Kraft geben. Die Projekte sollten keinen Rücksitz einnehmen – weit gefehlt, angesichts der Dringlichkeit, mit der wir unsere Aktionen eskalieren müssen – aber der Ernst der Lage sollte uns nicht daran hindern, gemeinsam nachzudenken.
Drei bescheidene Vorschläge:
- Wir treffen uns weiter als eine Art (wie auch immer definiertes) Netzwerk;
- Unsere Treffen betonen die Notwendigkeit, Information zu teilen und kollektiv zu diskutieren.
- Welche praktischen Projekte auch immer wir organisieren, sollten diese immer mit unserem Ziel, uns zu bilden, verbunden sein.
Antworten/Kommentare/Einwände/Kritiken/Korrekturen/Argumente/Diskussionen sind alle willkommen. Bitte sendet sie an: wherenext@aktivix.org.
Anti-copyright: druckt’s, kopiert’s, verändert’s und verteilt’s wie Ihr wollt. Für leichteren Druck ist es auf der Webseite auch als pdf (A5 und A4 erhältlich).
[1] Als wir uns zuerst zusammengesetzt haben, um diesen Essay zu schreiben, waren wir uns nicht sicher, ob es eine Kritik der Richtungen sein sollte, die das Klimacamp eingeschlagen hatte, oder ein Beitrag zu einer konstruktiven Diskussion darüber, was unsere Prioritäten sein sollten. Während eine Variation zum Thema „Gegen die Institutionalisierung (der Idee) des Klimacamps“ lustiger zu schreiben sein dürfte und eventuell auch mehr Ärger stiften dürfte, nehmen wir an, dass sie letztendlich weniger hilfreich sein dürfte. Aus verschiedenen Gründen war niemand von uns beim Camp 2007: daher ist unsere Antwort darauf größtenteils ein Resultat von Beobachtungen von außen. Aber wir hoffen, dass diese Distanz es uns erlaubt, von draußen Dinge zu sehen, die von nah dran verpasst werden könnten.
[2] Das bedeutet nicht, dass die Organisatoren nicht eine Riesenarbeit geleistet hätten; natürlich haben sie das. Es sollte auch nicht bestritten werden, dass alles viel, viel schlechter hätte laufen können.
[3] Vgl. Network for Climate Action- Webseite.
[4] Diese Zahl, von http://www.carbonequity.info/docs/election07.html basiert auf einer angenommenen Weltbevölkerung von 8,9 Milliarden in 2050 und wird als die höchste Zahl angenommen, die wir bei einem Temperaturanstieg von „nur“ 2o Grad Celsius halten können.
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Veranstaltung in Berlin: Die “Sicherheitsarchitektur” bei “polizeilichen Großlagen”
“Risk Control”, Internationale Polizeikooperation, “Handhabung von Menschenmassen”, neue Sicherheitstechnologie
In den letzten 3 Jahren hat es einen Schub zur Vernetzung und Kooperation internationaler Polizeibehörden gegeben. Europaweit werden Gesetze zu mehr Überwachung angeglichen. Neue Polizeiinstitute beraten über die Vernetzung von Datenbanken. Forschungsprogramme sollen Methoden entwickeln, um “sicherheitskritisches Verhalten” früh zu erkennen und diskret zu beseitigen. Auf überregionalen Konferenzen beraten sogenannte “Verbindungsbeamte” in “Closed door meetings” über grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Mehrere Institute bieten Beratung zur “Sicherheitsarchitektur” bei Gipfeltreffen oder Sportereignissen an. Ein zentrales Thema dabei ist die “Handhabung von Menschenmassen” (“Crowd Management”). Es gibt inoffizielle “Handbücher für Sicherheitsfragen” bei G8-Gipfeln.
Auf der Veranstaltung geben wir einen Überblick über die “Sicherheitszusammenarbeit” auf europäischer sowie internationaler Ebene. Mittels Vortragsmaterial des “Europäischen Polizeikongress” stellen wir neue Technologie, Institute und Konferenzen vor. Heiner Busch erklärt das “Europäische Handbuch für Gipfeltreffen”.
Eine Mobilisierungsveranstaltung zur Kampagne gegen den “11. Europäischen Polizeikongreß” am 29./ 30. Januar 2008 in Berlin.
* Heiner Busch, CILIP/ Komitee für Grundrechte und Demokratie
* Silke Studzinsky, Republikanischer Anwaltsverein
* Hanne Jobst, Gipfelsoli Infogruppe
Dienstag 27. November, 20.00 Uhr
KATO, U-Bhf Schlesisches Tor, Kreuzberg
six hills berlin | Gipfelsoli Infogruppe