2007-09-15
Update zu den Verfahren in Genua
Bolzaneto
Alle Zeugen der Verteidigung haben ausgesagt. Einige (Carabinieri, Polizisten und Gefängnispolizisten) haben die Aussage verweigert, da im Rahmen des Verfahrens über sie schon früher ermittelt wurde. Es wird gegen eine Krankenschwester wegen falscher Aussage ermittelt, weil sie auch bereits festgestellte Fakten geleugnet hat. Die Verteidigung hat einige Geschädigte geladen, die von der Staatsanwaltschaft nicht vernommen worden waren: Nur einige Italiener sind gekommen. Dadurch hat die Verteidigung versucht, die eigenen Klienten zu entlasten: Als diese Zeugen dann von den Staatsanwälten befragt wurden, haben sie immer interessante Sachen erzählt, die in einigen Fällen für andere Beschuldigten relevant, in anderen gegen die Verteidigung selbst umgeschlagen sind. Generell kann man sagen, dass die Verteidigung versucht, das Verfahren so viel wie möglich in die Länge zu ziehen.
- Eine “Nicht-Nachricht”: Aus verschiedenen Zeugenaussagen, vor allem von Polizisten und Gefängnispersonal, der SA sowie der Verteidigung ist hervorgegangen, dass die GOM in Bolzaneto anwesend und aktiv waren: Es handelt sich hierbei um ein berüchtigtes Kommando, das gegen Aufstände in den Gefängnissen geschaffen wurde. Leider ist niemand von ihnen beschuldigt, da die SA damals meinte, die Beweislage über ihre Gegenwart in der Kaserne reiche nicht aus, und jetzt ist die Zeit angesichts der Verjährungsfristen zu fortgeschritten, um ein Verfahren gegen sie einzuleiten. Das erklärt auch, warum einige Kollegen keine Skrupel hatten, sie zu Rechenschaft zu ziehen, da sie mit keiner Folge rechnen müssen Der leitende Offiziere der GOM, Agati, hat die Aussage verweigert, da in der Vergangenheit gegen ihn ermittelt wurde.
- Eine interessante Extra-Nachricht: Einer der Beschuldigten, Massimo Pigozzi, Polizist aus Genua, ist wegen Vergewaltigung von in Gewahrsam genommenen Prostituierten im Jahr 2005 festgenommen worden: www.ilsecoloxix.it. Zur Zeit ist er unter Hausarrest.
- In der letzten Verhandlung vor der Sommerpause haben die SA ein Gutachten beantragt, das zeigte, dass auf den in Bolzaneto zu unterschreibenden Formularen einige Sätze wie “ich bitte darum, dass der Konsulat NICHT benachrichtigt wird“ etc. vorgedruckt waren. Der Umstand ist insofern relevant, weil er Vorsätzlichkeit in der Fälschung beweist. Der Richter hat den Antrag nicht genehmigt, da er nach ihm überflüssig sei: hoffentlich meint er damit, dass es sowieso klar ist, dass die Formulare schon ausgefüllt waren.
- Das Verfahren wird am 17. September mit der Aussage der Beschuldigten fortgeführt Anscheinend wollen einige tatsächlich aussagen und das wird einige Monate dauern. Dann Weihnachtsferien und Plädoyer: Das Urteil soll in März kommen.