2001-12-31
von sturm und drang
Es wäre vereinfacht bis falsch, trikontinentale Sozialbewegungen in einen pauschalen Gegensatz zu den dortigen Befreiungsbewegungen zu setzen. Entsprechend kann es also nicht darum gehen, den bisher verbreiteten naiven Blick auf "nationale Befreiungsfronten" durch ein neues naives Schielen auf Riots einzutauschen.
Die "Kompromissformel" könnte Blickerweiterung heißen. Das würde zum einen eingestehen, dass sich internationalistische Solidarität bisher eher eingeengt auf die "führenden" Befreiungsorganisationen konzentriert hat. Zum Anderen würde das vor allem den Anspruch formulieren, sich viel genauer mit den Sozialprozessen "von unten" auseinanderzusetzen; also mit Hintergründen und Strukturen von Riots, (wilden) Streiks, Landbesetzungen, Slumbewegungen ... und vor allem Frauenstrukturen darin.
Wenn wir zum Einen die Verankerung, das avantgardistische Verhältnis und die Entwicklungsmodelle nationalstaatlicher Zwischenetappen der jeweiligen Guerillaorganisationen kritisch diskutieren, und zum Anderen die organisatorische und konzeptionelle Begrenztheit, die zumeist viele Opfer kostende militärische Zerschlagung und die (zumindest kurzfristig) einfachere reformistische Befriedbarkeit z.B. von "Hungerunruhen" thematisieren wollen, dann zielen wir letztlich auf die Frage, ob und wie diese Befreiungskräfte und Klassenkampfebenen zusammenwirken können; wie also im Trikont Kapital und Patriarchat weiter in die Krise getrieben werden können.
Diese genauere Betrachtung ist uns wichtig, weil wir davon ausgehen, dass die entscheidenden Anstöße, die einschneidensten Blockierungen und wesentlichen revolutionären Durchbrüche gegen das imperialistisch-patriarchale Kommando vom Trikont ausgehen. Die reiche Vielfalt dieser sozialen und antipatriarchalen Kämpfe läßt uns verschiedenste Bezugslinien herstellen und eröffnet auch neue praktische Möglichkeiten.
Die von Frauen hier in der BRD durchgeführten Öffentlichkeitsaktionen und militanten Angriffe gegen den Bekleidungskonzern Adler zur Unterstützung der streikenden Frauen in Südkorea waren in diesem Zusammenhang das weitreichendste und erfolgreichste Beispiel der letzten Jahre.
Und über diese unmittelbare Solidarität hinaus steht für uns außer Frage, dass der "beste" Antiimperialismus - ob er sich nun "alt oder neu" nennt - in der Entwicklung und Entfaltung sozialrevolutionärer Kämpfe hier besteht: Das Herz der Bestie zu lähmen, um mit der Gleichzeitigkeit der Kämpfe das HERRschende System in den Kollaps zu treiben!