2007-08-29 

AG Grauwacke: Danke! (an die jüngeren Autonomen)

Was ist das für eine Welt! Die Jungen wollen nicht mehr auf die Alten hören! Auf der ganzen Welt ist das so.
In Amerika essen sie zu viel und zu fett – oder demonstrieren dagegen, daß Demokratie und Waffen auf der ganzen Welt verbreitet werden.
In Rußland sind sie arm und schlaff – oder wieder viel zu reich und kaufen fremde Fußballmannschaften
In China bleiben sie Kommunisten – aber lassen sich als Einzelkinder hätscheln und hören Ami-Musik
Im Iran ziehen sie geschlossene Kleider an – aber…(na, will ich lieber gar nicht so genau wissen)
Auch bei uns in Deutschland sieht es nicht besser aus – das weiß doch jeder.

ABER: das ist nicht überall so!
Glücklicherweise ist das wenigstens bei uns Autonomen anders!
Hier gibt es ein paar Alte, die sagen den Jüngeren: Macht Anschläge, schneidet Zäune auf, brennt und zerstört – und verhindert den G8-Gipfel!

Startbahn West

Was machen die Jüngeren? Hören einfach weg, tippen sich an die Stirn… Nein, eben nicht! Die tun das, was die Alten sagen!

Das klingt etwas unwahrscheinlich – aber es ist bewiesen!

Es gibt große Behörden, die erforschen das genau: sie hören schon seit Jahren Telefongespräche ab, sie sammeln mails, die schicken ihre Beamten in Versammlungen, auf Hausdurchsuchungen, sie sammeln fleißig wie die Bienchen…und sie denken nach, und sie analysieren und sie holen Wissenschaftler zu Hilfe.

Und sie sind sogar demokratisch: jetzt haben sie 33 Akten zumindest den Verteidigern der Beschuldigten öffentlich gemacht, wo das alles genau zu lesen ist.

Beweis Nr. 1

( nur mal eine Kostprobe: aus Band 1, S.23-24, Zitat aus dem Abschlußvermerk vom 23.4.2007):

“Am 16.10.2006 teilte der beschuldigte S.K., der sich mit seinem Spitznamen ‘S’ meldet, dem beschuldigten Amin MEYER telefonisch mit, dass er nicht bei MEYER vorbeikomme. Auf Nachfrage des MEYER nach dem Grund ergibt sich u.a. folgendes Gespräch:

SK: “Na ja, hier so Bullenschnulli und…”

MEYER: “Ach so, der Scheiss wieder, ah ja.”

SK: “.Wegen dem Zaun, da ha’ ick letztens ,dran jedacht ….(unverständlich)…werd’ ick jetzt, wenn ich den Bus ’mal mitbringe, einfach ’mal …”

MEYER: “Aha.”

SK: “…hinfahren, uffschneiden.”

MEYER: “Aha.”

SK: “Aha.”

MEYER: “Gut.”

SK: “Ja. Jetzt ist et ja transportabel.”

MEYER: “Bitte ?”

SK: “Jetzt is’ et ja transportabel, sach ick.”

MEYER: “Weil das ja so klein is, die Dinger da, gell ?”

SK “Na jo jo, kann man.”

MEYER: “So relativ klein…”

SK: “Jo.”

MEYER: “….ja, ja, ja.”

SK: Lacht.

23 (=Anm. TKÜ lfd Nr. 546)

Vier Tage nach dem Telefonat, am 20.1 0.2006, wurde in 15344 Strausberg ein Brandananschlag auf vier Baufahrzeuge der Firma “GBA – Gesellschaft für berufliche Aus- und Weiterbildung mbH” verübt.
Die Täter verschafften sich dabei durch das Aufschneiden eines Zaunes Zugang zum Tatort. Ein Selbstbezichtigungsschreiben ging hierzu nicht ein. Auch beim fehlgeschlagenen Brandanschlag “Märka” gelangten die Täter eventuell durch ein in einem Zaun befindliches Loch auf das Gelände der Firma “Märka”."

Ende des Zitats.

Als Erläuterung drei kleine Anmerkungen von uns:

1. Meyer ist 66, S.K 26 Jahre alt
2. Ein Baumstamm vom Gelände in Stecherschleuse (Wohnort des Meyer laut Akten) wurde mit einer Maschine in der FH Eberswalde in Bretter zerlegt (=aufgeschnitten), die etwas langen Bretter (“kleine Dinger”) dennoch erfolgreich per VW-Bus nach Stecher transportiert, die Zaunlücken wurden fachgemäß geschlossen.
3. Wir hätten gerne ein Video von den Gesichtern der AbhörerInnen, der kriminalistisch Analysierenden, ihrer Vorgesetzen, der zuständigen Bundesanwälte, wenn sie dies lesen…

Aber das ist ja noch nicht alles:
Wenn Euch das Spaß macht zu lesen: hier noch ne Kostprobe, diesmal länger – wieder alles originale Zitate aus dem Abschluß-Vermerk des BKA an die Generalbundesanwaltschaft (auf dieser Grundlage wurden die Durchsuchungen angeordnet):

Beweis Nr. 2

S.31/32:
" 1.3 Organisationsstruktur
Ein Teil der zu den genannten, im Begründungszusammenhang “Anti-G8” verübten Anschläge versandten Selbstbezichtigungsschreiben trägt die Gruppenbezeichnung “Autonome Gruppen” :

- Zu dem in der Nacht zum 17.10.2005 verübten Brandanschlag .Villa Borsig" bezichtigten sich die “autonome gruppen/militant people (mp)”,
- bezüglich des in der Nacht zum 10.09.2006 verübten Brandanschlages “Märka” gingen Selbstbezichtigungsschreiben der “Autonome Gruppen” ein,
- des in der Nacht zum 06.03.2007 zum Nachteil der Firma Dussmann in Berlin durchgeführten Brandanschlages bezichtigten sich ebenfalls die “Autonome Gruppen”.

Die Beschuldigten H.B., B. F., S .L., Armin MEYER, S.M. und F.S . schildern als Hauptautoren in dem im Jahr 2003 erschienenen Buch “Aus den ersten 23 Jahren – Autonome in Bewegung” u.a. Aktionen im linksextremistischen Bereich, die u.a. die Begehung von Straftaten beinhalten.

Zur strategischen Vorgehensweise bei der Umsetzung von Autonomer Politik in Form von Bewegungen / Kampagnen führen sie weiter aus

“Wir betrachten nach wie vor Bewegungsphasen als wichtigsten Motor linksradikaler Politik. Bewegungen sind nie planbar, selten vorhersagbar und immer ein Durcheinander verschiedener Kämpfe und sozialer Beziehungen.”…"

weiter auf S.33 der Akten:

“Dabei scheint es den Beschuldigten wesentlich darauf anzukommen, die Struktur der von ihnen initiierten militanten Kampagnen bzw. ihrer Organisation undurchschaubar, klandestin zu halten bzw. “Außenstehende” bewusst im Unklaren zu lassen:
“Die Autonomen waren nie einheitlich, auch wenn es von außen so aussehen mochte, sondern immer ein Gewimmel verschiedenster Ideen und Personen (armer Verfassungsschutz, der das durchschauen sollte!).”
“Unser Programm für die große alles befreiende Revolution halten wir vorerst noch geheim. Nur soviel sei verraten”

Und nach weiteren klugen Buch-Zitaten ziehen die Akten-VerfasserInnen den Schluß:
S.37:
“Unter Berücksichtigung
- der Autorenschaft des Buches und insbesondere der aufgeführten persönlichen Einlassungen sowie
- der dargelegten Ermittlungsergebnisse in Bezug auf die Mitwirkung an Selbstbezichtigungsschreiben der “Autonome Gruppen” bzw. anzunehmenden Tatbeteiligungen,
muss davon ausgegangen werden, dass die beschuldigten H.B., B. F., S. L., Armin MEYER, S.M. und F. S.
- Mitglieder einer bereits seit Mitte/Ende der 80er Jahre (mutmaßlich) bestehenden terroristischen Organisation “Autonome Gruppen” sind,
- bei militanten Aktionen diesen Organisationsnamen – in unterschiedlicher Schreibweise – nutzen,
- um den im Buch angeführten Anspruch der “Undurchschaubarkeit” zu gewährleisten anlassbezogen bzw. sporadisch auch andere bzw. keine Gruppenbezeichnungen in ihren Selbstbezichtigungsschreiben aufführen,
und
- bestrebt sind, im Rahmen von Kampagnen andere Gruppierungen und Personen zu mobilisieren und zur Begehung von Straftaten zu animieren".
Mal wieder Zitat-Ende.

So, und damit sind wir bei Euch, den jüngeren Autonomen, die wir zu mobilisieren haben!
Auch mit Euch ist es nicht so einfach:
einerseits seid Ihr im engen Umfeld zu finden:
S.45:
“Da die “Initiatoren / Organisatoren” der militanten “Anti-G8”-Kampagne – wie auch in dem Buch “Aus den ersten 23 Jahren – Autonome in Bewegung” hervorgehoben wird – schon seit über 20 Jahren aktiv führend in der linken Szene eingebunden sind und über entsprechende Erfahrungen in Zusammenhang mit Strafverfolgungsmaßnahmen verfügen, muss davon ausgegangen werden, dass ihre möglichen Mittäter/ Gruppenmitglieder u.a. aus ihrem engsten, vertrauten Personenumfeld stammen."

ABER, andrerseits… ist das ein offener Kreis:
weiter S. 45:

“Sowohl die “Initiatoren/Organisatoren” der militanten Kampagne (B, F, L, Armin MEYER und S) als auch deren festgestellte (mutmaß- lichen) Mittäter versuchen offensichtlich spezifische Themen in die Anti-G8-Kampagne einzubringen und diese militant zu begleiten. Hierfür sprechen auch die Analysen der im Begründungszusammenhang “Anti-G8” festgestellten Selbstbezichtigungsschreiben. Dabei unterstützen sich die Beschuldigten jedoch gegenseitig, so dass – und auch das ist offensichtlich Teil der angestrebten “Undurchschaubarkeit” – innerhalb der Vereinigung Schnittstellen entstehen und nicht zwangsläufig von einem in sich geschlossenen “Zellen-System” (z.B.Hamburger Zelle, Berliner Zelle) ausgegangen werden kann".
Hmm. nix Genaues weiß man nicht, aber immerhin: " kein geschlossener Kreis "

In späteren Aktenbänden wird von zahllosen Personen gesprochen, von Projekten, Gruppen, Zusammenhängen..
Toll, so groß ist also bewiesenermaßen bei uns Autonomen der Kreis des terroristischen Umfeldes, der auf die Anweisungen der Alten, der Zentrale hört.
Wo gibt es so was noch auf der Welt!

Ein bischen Rührung haben wir schon in der Stimme, wenn wir Euch sagen:
ein ganz herzliches
Danke schön! Weiter so!

Eure Grauwackes

Falls Ihr Zeit und Lust habt, noch zu lesen, wie die Rekrutierung und Anleitung in der Praxis aussieht, ein besonders putziges Beispiel terroristischer Arbeit…alles Originalzitate, ob Ihr’s glaubt oder nicht:
(weiter Band 1,S. 48/49

“Aufgrund der Tatsache, dass – in dem hauptsächlich von den beschuldigten H.B., B. F, S. L, Armin MEYER, S.M und F. S. verfassten, im Jahr 2003 erschienen Buch ,”Aus den ersten 23 Jahren -Autonome in Bewegung" deutlich zum Ausdruck gebracht wird, dass man die militante Autonomen-Politik fortsetzen werde (z.B. “Will die radikale Linke weltweit gehört werden, muss sie auch den Krawall immer wieder neu inszenieren!” 68 – Buch S.368)) und
– die Beschuldigten im Verdacht stehen, die nach Erscheinen des Buches (2003)spätestens im Juli 2005 bestehende militante Kampagne gegen den G8-Gipfel 2007 initiiert zu haben bzw . zu organisieren, muss davon ausgegangen werden, dass die Beschuldigten und die Mitglieder ihrer (mutmaßlich) gegründeten terroristischen Organisation auch – bis zum G8-Gipfel in Heiligendamm und auch darüber hinaus die Globalisierungsbewegung militant vorantreiben,
– auch in Zukunft militante Kampagnen initiieren und durchführen und Themen wie z.B. “Landwirtschaft / Gentechnik” oder ,,Migration / Asyl" über den Gipfel 2007 hinaus militant vertreten werden.

So erhielten am 15.12.2006 die beschuldigten H.B. und A.S. auf ihren e-mail-Accounts von nn@so36.net (T.J) folgende Nachricht:

“hallo ihr beiden,
ich hab den flyer jetzt noch mal bearbeitet. ihn auf eine seite layoutet (ohne das foto, waere nach dem kopieren wahrscheinlich eh kaum zu erkennen gewesen) und noch diverse fehler korrigiert. zusaetzlich gibt es jetzt das quiz. von allem bitte hundert stueck kopieren, beim quiz 50×2.
liebe gruesse
n”

Der Nachricht waren zwei flyer-g8 und zwei qiuz-98, jeweils als .dot und .pdf-Format angehängt. In dem Flyer ruft die Umweltgruppe Ökogeist e.V. im Zusammenhang mit der globalen Landwirtschaft zu fruchtbarem Widerstand auf.

Da die Autoren des Flyers davon ausgehen, dass die kritisierten Umstände nach dem G8-Gipfel nicht behoben sein werden, kündigen sie schon Aktionen für Veranstaltungen an, welche in der Zeit nach dem G&Gipfel stattfinden werden:

23.-27.06.07:
Economic Partnership Agreement-Treffen zwischen der EU und den AKP-Staaten (77 Staaten aus Afrika, der Karibik und dem Pazifik), Thema: bilaterale Freihandelsabkommen
Mai 08:
UN-Konferenz zur Konvention über biologische Vielfalt in Bonn ( Cop9)
69 (Vermerk ST12 v. 30.03.2007)

Ende des Zitats.

Das spricht für sich! Das ist doch der Beweis für den Terrorismus !
Somit sind Durchsuchungen notwendig…und ja offensichtlich erfolgreich (zumindest für unsere G8-Mobilisierung)

PS: notiert Euch schon mal den Mai 2008: Konferenz in Bonn!

[http://autox.nadir.org/buch/danke.html]