2007-08-26 

SVZ: "Stein war so groß wie eine Faust"

ROSTOCK - Den Bayreuther Zivilfahndern Oliver M. (35) und Christian L. (32) fiel ein Mann bei den G8-Krawallen am 2.Juni besonders auf: grüne Armeejacke, schwarze Sonnenbrille, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen - laut Staatsanwaltschaft war es Klaus A. (35) aus Rostock. "Er lief auf die Fischer straße, immer wieder vor und zurück, gestikulierte wild und stellte sich den anrückenden Hundertschaften mit ausgebreiteten Armen entgegen", sagt Polizist Christian L.

Bild: SVZ

Vor dem Amtsgericht Rostock begann gestern der Prozess gegen den mutmaßlichen Randalierer, der seit dem 3. Juni in Untersuchungshaft sitzt. Die Anklage: versuchte gefährliche Körperverletzung. Zivilfahnder Oliver M. hatte beobachtet, wie Klaus A. zunächst einen Bierbecher auf einen Beamten warf. Kurz darauf soll er einen Pflasterstein genommen und auf Polizisten geschleudert haben, die zehn Meter neben ihm standen. Das Geschoss habe sein Ziel verfehlt. "Der Stein war so groß wie eine Faust", sagt Oliver M.

Bislang verweigert A. die Aussage. Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Anklage auf die Aussagen der beiden Zivilpolizisten. Die erkannten gestern im Gerichtssaal die grün-braun gefleckte Kapuzenjacke von Klaus A. wieder, konnten sich aber an Details wie Löcher in seiner Armeehose nicht erinnern. Zudem sei sein Gesicht vermummt gewesen.

Nach der Attacke in der Fischer straße, die um 16.23 Uhr passierte, verloren die Bayreuther Fahnder Klaus A. im Demonstrationszug mit mehreren zehntausend Teilnehmern zunächst aus den Augen. "Aber wir machten ab: Okay, da bleiben wir dran", sagt Oliver M. In der Einkaufsstraße hätten sie Klaus A. nachmittags wiederentdeckt, ihn später noch einmal bei Ausschreitungen in der Schnickmannstraße gesehen, wo er sich in einer Hecke versteckt haben soll. Gegen 19 Uhr machten die beiden Zivilfahnder ihre Kollegen einer Bayreuther Hundertschaft auf den mutmaßlichen Randalierer aufmerksam. Die nahmen Klaus A. vor einem Supermarkt fest.

Das Gericht vertagte die Verhandlung gestern auf den 30.August. Dann soll der Polizist, der Klaus A. verhaftete, als Zeuge aussagen. Laut Verteidigerin Caroline Brandt sei es immerhin möglich, dass die Beamten mit Klaus A. den Falschen erwischten - denn die Zeugen Oliver M. und Christian L. waren selbst bei der Verhaftung nicht dabei. Im Fall einer Verurteilung drohen dem 35 Jahre alten Angeklagten zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft.