2002-02-20
7 Uhr morgens. Florenz, Turin, Bologna, Taranto. Carabinieri (paramilitärische Polizei) stürmt Soziale Zentren - angeblich Indymedia Centers. Die Carabinieris, die zu Hunderten im Einsatz waren, trat Türen ein und beschlagnahmte Computer, Videos und weiteres Material. Es handelt sich um eine landesweite Polizeioperation. Nicht nur Indymedia ist betroffen: Der Sitz der Basisgewerkschaft COBAS war ebenfalls Opfer der Aktion. Sie dauert an. Nebenbei soll auch noch das einzige unabhängige Radio Roms geschlossen werden.
Ähnlich beunruhigende Entwicklungen scheint es in Spanien zu geben. Auch hier wurden Zeitungen und Radiostationen verboten. Als Begründung, scheint sich der Zusammenhang zur kritischen Berichterstattung über den Gipfel in Genua zu erweisen.
PROVISORISCHE ÜBERSETZUNG DER PRESSERKLÄRUNG INS DEUTSCHE (ABER MIT EIN PAAR FEHLERN):
Bei den Hausdurchsuchungen ging es um Material zum Überfall auf das Indymedia Centre und die Diaz-Schule in Genua. Der Durchsuchungsbefehl aus Genua beschreibt die durchsuchten Orte als "Indymedia Büros". Indymedia ist ein dezentrales Netzwerk und "Indymedia-Büros" wie im Durchsuchungsbefehl beschrieben existieren gar nicht. Indymedia sind wir alle.
Turin, Florenz, Bologna, Taranto. Heute Mittwoch, 20.2. um 7 Uhr morgens wurden das soziale Zentrum "Gabrio" in Turin, das besetzte Haus Cecco Rivolta in Florenz, im TPO in Bologna und den Sitz der Basisgewerkschaft COBAS von Carabinieri durchsucht.
Hunderten von Riot Cops waren mit zahlreichen Wagen, teils gepanzert, und Gerätschaften vor Ort und haben einen Befehl der Staatsanwaltschaft in Genua ausgeführt. Gesucht wurden in den angeblichen "Indymedia-Büros" Videokassetten und Audiobänder zu den Ereignissen in Genua, mit besonderem Augenmerk auf die Erstürmung des Indymedia Centers und den brutalen Angriff auf die Diaz-Schule durch die Polizeikräfte.
Die Durchsuchungsbefehle erklären dass die genannten Materialien über die Webseite von Indymedia Italien zusammengestellt/ gesammelt wurden und dass sie sich in den durchsuchten Zentren befinden würden (in einer vagen Beschreibung die es ihnen ermöglicht Durchsuchungen und Beschlagnahmungen nach ihrem Gutdünken durchzuführen).
Die Durchsuchungen sind beendet. Die Ordnungskräfte haben Computer, Archive sowie Materialien jeglicher Art die der täglichen kulturellen und politischen Arbeit von Hunderten von italienischen AktivistInnen dienen, beschlagnahmt.
Der Durchsuchungsbefehl aus Genua beschreibt die durchsuchten Orte als "Indymedia Büros". Indymedia Italia stellt fest dass Indymedia keine zentralen Büros hat sondern dass es über die Tausenden von Personen agiert die ihre Materialien auf der Webseite publizieren und dass sie operieren um freie und unabhängige Information zu verbreiten.
Die Erarbeitung von Projekten und die Entscheidungsfindung bei Indymedia Italia läuft über das Internet: mailing-Listen und Diskussions-Chats, die offen für alle sind und an denen sich alle beteiligen können. Eine alltägliche und kollektive Zusammenarbeit an denen sich Hunderte von Personen beteiligen, die sich nicht einschüchtern lassen.
Heute morgen wurde ein Angriff auf das Herz der freien Information und Meinungsäußerung durchgeführt. Der Schlag traf Zentren um politischen Druck auszuüben auf ein multiples/ vielfältiges und komplexes Subjekt wie Indymedia Italien.
Das in Bologna, Florenz, Turin, Taranto beschlagnahmte Material ist wie das ganze Material von Indymedia frei einsehbar bei der Internet Adresse von Indymedia Italien. Genauso wie die Mailing-Listen, Chats und alle unseren Aktivitäten.
Indymedia Italien arbeitet im direkten Sonnenlicht, also völlig offen einsehbar.
Der Eindruck der politischen Einschüchterung verschärft die Angelegenheit angesichts dessen dass das ganze Material öffentlich ist und verfügbar ist für alle.
Indymedia Italien, Netzwerk von unabhängigen Medien, verurteilt diesen äußerst schwerwiegenden Angriff auf die Informationsfreiheit. Nach den Worten lässt Minister Scajola Taten folgen. Und Genua kehrt zur Tagesordnung zurück. Dies alles geschieht nach vagen und halbherzigen Untersuchungen um die Brutalität der Polizeikräfte in Genua nachzuweisen, und die Dynamik des Mordes an Carlo Giuliani immer noch geklärt werden muss, während die Führungskräfte die in jenen Tagen verantwortlich waren nicht entlassen wurden, und in manchen Fällen sogar einen Karriereaufstieg erhielten.
Indymedia Italien lädt alle ein mit teilzunehmen an der Demonstration am 16. März in Rom für das Radio Onda Rossa. Für eine freie und unabhängige Information.