2007-07-11 

10.7.2007 Heiligendamm

- FREIHEIT FÜR ALLE G8 GEFANGENEN !!!
- Sammelklage 07.06. - Wald "Wichmannsdorfer Holz"
- Lost & Found
- Bundeswehreinsatz beim G8-Gipfel: Viele Details bleiben unklar
- Wer sind hier eigentlich die Clowns?
- Bochum: G8-Solifest am Freitag, 13. Juli
- An Invitation To The Gatwick No Border Camp 2007

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FREIHEIT FÜR ALLE G8 GEFANGENEN !!!
Betroffen sind einige - gemeint sind wir alle!!

Kommt zum Prozess von Lütfü Yokus / Mi.11.7. Amtsgericht Rostock

Die Rote Hilfe e.V. fordern die sofortige Freilassung der letzten sich noch in Haft befindlichen G8 Gegner und ruft dazu auf zum Prozess nach Rostock zu kommen. Einem der beiden letzten Gefangenen, Lütfü Yokus soll am Mi.den 11.7 der Prozess gemacht werden. Er wurde am 4.Juni, am Migrationstag, von der Staatsgewalt festgenommen. Ihm wird schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Die bereits über einen Monat andauernde Untersuchungshaft ist durch nichts zu rechtfertigen. Die willkürliche Inhaftierung des G8-Gegners Lütfü Yokus zeigt ein weiteres Mal, dass der deutsche Staat seinen Kurs, Protesten mit Repressionen und Einschüchterung zu begegnen, den er auch schon während der Protesttage verfolgte, auch nach dem G8 Gipfel fortzusetzen gedenkt.

Wir rufen daher alle linken, fortschrittlichen Kräfte und Organisationen dazu auf, sich mit den Inhaftierten solidarisch zu zeigen und sich für ihre Freilassung einzusetzen. Lassen wir die Gefangenen nicht allein, kommt zum Prozess von Lütfü Yokus: Mittwoch, 11. Juli, Amtsgericht Rostock 9.00 Uhr/ Zimmer 232

Freiheit für alle politischen Gefangenen! Solidarität ist eine Waffe!!

Rote Hilfe e.V. (OG-Rostock)

Spendenkonto: Rote Hilfe e.V.
konto: 191100462
BLZ:44010046
Postbank Dortmund / Stichwort: G8 Gipfel

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Sammelklage 07.06. - Wald "Wichmannsdorfer Holz"

Intro
Am 7. Juni kam es in der "Kühlung" zwischen Wichmannsdorf und Kühlungsborn zu massenhaften Ingewahrsamnamen - rund 200 Personen wurden auf diese Weise gehindert, an den Aktionen und Demonstrationen des Tages teilzunehmen. Die Betroffenen wurden unter dem Vorwand der "Beteiligung an einer brennenden Barrikade" gewaltsam aus dem gesamten Waldgebiet oberhalb des Camps Wichmannsdorf zusammengetrieben. Die meisten wurden ohne jede rechtliche Grundlage und ohne Anwaltskontakt in der Gefangenensammelstelle festgehalten, um schliesslich unter Verweigerung der Entlassungspapiere und mitten in der Nacht im Rostocker Hafen ausgesetzt zu werden. Ein Mail-Verteiler soll Betroffene und ZeugInnen der Ereignisse zusammenbringen, um zu diskutieren, wie die Rechtsbrüche und Übergriffe dieses Tages weiter öffentlich gemacht werden können, um die Einzelverfahren zu koordinieren, eine eventuelle Sammelklage zu organisieren und allgemein eine politische Nachbereitung der Ereignisse zu ermöglichen.

Was zu tun ist
* Betroffene/ZeugInnen: Unbedingt in den Verteiler eintragen. Wenn Ihr Leute kennt, die von den massenhaften Ingewahrsamnahmen am Donnerstag 7.6. in der Kühlung betroffen waren, informiert sie über die Existenz des Verteilers und des Wikis und bittet sie, sich einzutragen.
* Die #Liste polizeilicher Schikanen, Rechts- und Grundrechtsbrüche etc. muss ins englische Übersetzt werden. Und natürlich ergänzt/korrigiert ...
[bearbeiten]
Was bisher geschah
* Wiki-Seite eingerichtet
* Verteiler eingerichtet
* Kontaktaufnahme zum Republikanischen Anwaltsverein (RAV)

Kontakt / Verteiler
Das weitere Vorgehen wird über einen Mailverteiler koordiniert. Betroffene/ZeugInnen sollten sich möglichst in den Verteiler eintragen. Tragt Eure Mailadresse hierzu in das Formularfeld auf der Seite http://lists.riseup.net/www/subrequest/sammelklage ein und klickt anschließend auf "Subscribe". Ihr werdet dann eine automatisierte Bestätigungsmail erhalten, die Ihr beantworten müsst, um eingetragen zu werden. Wenn Ihr Probleme mit der Bedienung des Verteilers habt, schreibt bitte an sammelklage-admin [ät] lists.riseup.net .
Kontakt über den Verteiler per Mail an sammelklage [ät] riseup.net

Liste polizeilicher Schikanen, Rechts- und Grundrechtsbrüche etc.
Die folgende Liste ist noch unvollständig - bitte vervollständigen
Kann eine/r diese Liste bitte übersetzen und die Übersetzung hier veröffentlichen?
* Ingewahrsamname außerhalb des erweiterten Maßnahmeraumes
* Fesselung mit einzelnen Kabelbindern, die so fest gezogen, dass sie ins Fleisch schnitten oder gar die Hände blau anliefen
* Gefangene wurden vor und während der Durchsuchung gezwungen, in der prallen Sonne auf dem Boden zu knien, einzelnen wurden sowohl Schatten als auch Wasser versagt
* Beim Abtransport zur Gesa mussten Gefangene in der prallen Nachmittagshitze ohne ausreichende Belüftung in den Zellen der Gefangenenbusse ausharren
* 3 männliche Gefangene wurden gezwungen, sich beim Abtransport auf den Boden des Gefangenentransporters vor den Zellen zu knien
* Beim Zwischenstopp an einer Klein-Gesa bei Kröpelin vor dem endgültigen Transport nach Rostock wurden zumindest alle männlichen Gefangenen erneut mit viel zu eng gezogenen Kabelbindern gefesselt in einer Lagerhalle festgehalten
* Drohungen und Beschimpfungen
* Verweigerung von Anwaltskontakt während der gesamten Dauer der Ingewahrsamname (durchschnittliche Dauer ca. 19 Stunden). Begründungen u.a.: "Es sind leine Anwälte da", "Die Zellenverwaltung (sic!) sagt, nur wer konkret belastet wird, darf einen Anwalt sehen"
* haftrichterliche Vorführungen ohne Anwaltskontakt
* Verweigerung und Verzögerung von Toilettengängen
* Verweigerte, verzögerte oder ungenügende Verpflegung
* Keine ÜbersetzerInnen für nicht deutschsprachige Gefangene
* Besondere Schickanierung von nicht deutschsprachigen Gefangenen ("You can eat or smoke - but not both", Behauptungen, keinerlei fremdsprachen u verstehen, dann plötzlich auf englisch beleidigen)
* Keine geeignete Verpflegung für Allergiker
* Bis zu 20 Personen in einer Zelle
* (Fast?) alle Gefangenen wurden ohne Entlassungspapiere mitten in der Nacht "entlassen", indem sie per Bus ins Hafengebiet von Rostock verbracht und dort auf einem Parkplatz ausgesetzt wurden. Infolge dessen haben die meisten als Nachweis nur das Beschlagnahmeprotokoll. Dort ist als "Polizeilicher Anlass" angegeben: "Demonstrative Aktionen anlässlich G8-Gipfel". Auf dem polizeilichen Protokoll, das den in Gewahrsam genommenen nicht ausgehändigt wurde, stand hingegen u.a. "Beteiligung an einer brennenden Barrikade" und "Flucht vor der Polizei".
* Extreme Temperaturschwankungen innerhalb der Zellen
* Permanentes Störgeräusch (Propeller und Lüftungsgeräusche) - beeinträchtigte Hören und Denken
* Durchgehende Neonbeleuchtung und keine Sicht nach außen - Deprivation von Sinnesreizen beeinträchtigte Zeitgefühl und Denken

Veröffentlichungen
* Der RAV hat folgende allgemeine Erklärung zu den Zuständen in den Gefangenensammelstellen veröffentlicht: http://de.indymedia.org/2007/06/183093.shtml
* Auf Indymedia ist inzwischen ein Bericht erschienen, der sich teilweise auf die Ingewahrsamnahmen im Wichmannsdorfer Holz bezieht: http://de.indymedia.org/2007/06/184573.shtml
* Eine gekürzte Fassung dieses Berichtes wurde auf dem Hearing "Was geschah in Heiligendamm" verlesen, das am 27. Juni 2007 stattfand und in dessen Folge eine Reihe nachträgliche Presseberichte über polizeiliche Übergriffe während des G8-Gipfels veröffentlicht wurde (die Festnahmen in der Kühlung wurden unseres Wissens nach nicht erwähnt).

[http://wiki.dissentnetwork.org/wiki/Sammelklagen]

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Lost & Found

Hallo, hier Lost and Found der G8 Proteste.
Kleidung: fast alle gesammelte Kleidung, die zwischenzeitlich in der Schule zwischengelagert wurde, ist bei dessen recht hastiger Räumung verloren gegangen. Also bitte keine Anfragen nach Klamotten stellen, wir haben keine mehr.
Ebenfalls sind ca. 30 Schlafsäcke an Karitativeeinrichtungen abgegeben worden.
Genauso wie 100 Fahrräder an lokale Flüchtlingsheime gingen.
Falls etwas von den hier gefunden Dingen euch gehört meldet euch bitte an das Bürp mit einer genauen Beschreibung und Betreff: Lost + Nummer. Mail an: buero@camping-07.

Fundsachen Reddelich
1.) Handy Sagem Z-3 schwarz silber, ausziehbar
2.) Handi nokia schwarz/silber
3.) Samsung Handi verschiebbar, silber
4.) Handi Motorola schwarz, gefunden im Wald Gate Bollhagen
5.) SiemensHandy MC60 grau weiß
6.) Handi Siemens grauweiß
7.) Pansonic Vodafone Handy
8.) FinderIn gefunden
9.) Schlüssel, BURG-WÄCHTER
10.) Schlüsselbund, 4 Systemsicherheitsscvhlüssel MEGA
11.) Schlüsselbund, 2 Fahhradschl, 2 Sicherheits(Mint), 1 Auto, 2 kleine(1 Silca), 1 normal(Mint)
12.) Schlüsselbund, 1 x Auto, 1 x sicherheit(GERA), 1 Vorhänge burg, 2 normale ,Silca ,Arco, grauer Kunststoffanhänger
13.) Brille länglich schwarz/milchig-durchsichtig, Bügel aus Kunststoff
14.) Autoschlüssel schwarz VW
15.) Brille, länglich, Bügel aus Kunststoff, schwarz
16.) Schlüsselbund Merc Benz Anhäünger, 1 Asuto(schwarz) + 8 kleine, davon 3 schwarz
17.) Schlüsselbund, 2 Schlüssel, einer rostig, der andere BASI, Anhänger mit Inschrift Jörg

Fundsachen Camp Rostock
18.) Siemens Handy A50 mit LG , blau wß
19.) Nokia Handy schwarz silber, oranger Pkt, mit oto
20.) Nokia Handy schwarz silber
21.) Nokia Handy silber blau
22.) Handy schwarz silber, Nokia, angefressenes Plastik
23.) Nokia Handy hellblau weiß
24.) Nokia Handy silber weiß
25.) miniritscheratsche Kamera Agfa Mini Hapag Loyd
26.) Handy mit Ladegerät Sony Ericcson, am Ladegerät Aufkleber mit Nr. 92
27.) Brill durchs. Rand, Bügel Schwarz alles Plaste
28.) Autonomenstyle Sonnenbrille sehr rund
29.) dunkle Hornbrille
30.) gr.Brill, Metall Bügelenden schwarz
31.) schwarzes Brillenetui muit dunkler Brille brauner Metallrahmen länglich
32.) Brille länglich schwarz, metallic, länglich
33.) USB Stick, gehört jemand von den HandwerkerZ
34.) Brille schwarz Metallic länglich, dezent
35.) schwarzes brillenetui mitBrille
36.) schwarzes Brillenetui, mit lila Brille und kaputten Gläsern
nicht zuzuordnender Fundort
37.) Messer in beigem Etui
38.) Taschenmesser silberschwarz
39.) Taschenmesser metallic
40.) Taschenmesserset rot
41.) MiniAdressbuch russisch oder so, schwarz braun
42.) Schlüsselbund m 1 Schlüssel ABUs, silber scwarzer anhänger
43.) Schlüsselbund 1 buga, 1 Terelock, 3 MLM 4011 und 4009 und 7276, 1 Eurolocks H39, 1 Genz 137
44.) Schlüsselbund, mit trillerpfeife, Mercedestrophäe, Tollwut Impfzeichen 23002 1 schlüssel
45.) Schlüsselbund mit Metallic Anhängeer, 1 Abus, 1 Autoschlüssel IR

Fundsachen Schule
46.) Motorola Handy schwarz/grau C113 mit Lader
47.) Schnurlostelefon AEG mit Ladestation
48.)2 XLR Lautikabel aus Konziraum
49.)AB Audioline AB830 silber
50.)Faxgerät Armstrad mit Netzteil

unklar wo gefunden
51.) 2 hellgrüne heile Isomatten
52.) mehrere kaputte dunkelgrüne Isomatten
53.)Windjacke schwarz innen drauaußen
54.)Schlafsack außen Rot blau grün, innen gelb
55.)Schlafsack außen dunkelgrün, innen hellgrün
56.)Schlafsack mit Blümchenmuster und Isomatte grün

[http://www.camping-07.de/content/view/126/175/lang,de/]

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Bundeswehreinsatz beim G8-Gipfel: Viele Details bleiben unklar

10.07.2007 - Zur Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE zum Einsatz der Bundeswehr beim G8-Gipfel (BT-Drs. 16/5698) erklärt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion, Ulla Jelpke:

Soldaten der Bundeswehr haben während des G8-Gipfels im Krankenhaus Bad Doberan Besucherinnen und Besucher bis in die Krankenzimmer hinein begleitet. Die Bundesregierung räumt ein, dass Feldjäger 'anlassbezogen' im Krankenhaus eingesetzt wurden. Dabei sei 'seitens der Besucher kein Einwand gegen eine Begleitung erhoben' worden. Das ist jedoch falsch. Mir liegt der Bericht einer Besucherin vor, die lediglich die Wahl hatte, unter Aufsicht einer Soldatin zu bleiben oder auf den Krankenbesuch zu verzichten.
In ihrer Antwort bleibt die Bundesregierung zahlreiche Details schuldig. So bekommt man keine detaillierten Auskünfte auf die Frage nach den Feldjäger-Einsätzen. Anstatt die Frage wie gestellt zu beantworten und anzugeben, wie viele Feldjäger, wann und wo im Einsatz waren, gibt die Regierung die nichtssagende Auskunft, der 'territoriale Feldjägerdienst' sei 'in jeweils lageangepasster Stärke' durchgeführt worden.
Um sich des Vorwurfs zu erwehren, sie habe die Dimensionen des bevorstehenden Militäreinsatzes zu vertuschen versucht, erklärt die Bundesregierung, dass bei der Beantwortung einer anderen Kleine Anfrage (BT-Drs. 16/5158) Ende April der Umfang des Einsatzes 'noch nicht endgültig absehbar' gewesen sei. Das ist eine faule Ausrede, denn nach dem 'endgültigen' Planungsstand hatten wir gar nicht gefragt.
Immerhin räumt die Bundesregierung ein, dass als Rechtsgrundlage für den Bundeswehreinsatz allenfalls Artikel 35 Absatz 1 Grundgesetz (Amtshilfe) in Betracht komme. Es ist aber ein vorsätzlicher Irrtum, die Schwelle zum rechtswidrigen Einsatz werde erst überschritten, wenn Soldaten selbst in die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger eingriffen. Schon die direkte Unterstützung der Polizei bei hoheitlichen Aufgaben ist ein Einsatz, der keine Amtshilfe mehr darstellt.

[http://www.linksfraktion.de]

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Wer sind hier eigentlich die Clowns?

Antidot - Zeitung der widerständischen Linken / Zürich Nr. 10 vom 29.06.2007

Gegen die Tagung der G 8 Staatschefs in Rostock-Heiligendamm wurde das gesamte Formenrepertoire des außerinstitutionellen politischen Protestes der letzten 40 Jahre auf die Strasse gebracht. Was sagen diese über sich selbst und ihre wesentlichen Trägergruppen aus, was folgt daraus?

Als genuine Protestformen können aufgezählt werden:
- Die Besetzung und pink farbene Bemalung eines malerisch gelegenen Schießstandes auf dem Militärgelände Bombodrom am Freitag in der Kyritzer Heide durch Einheimische, außerinstitutionelle Gewaltfreie, Antimilitaristen und Autonome, die in Momenten nicht ganz frei von einer selbstgenügsamen alternativen Nischenbildung war.
- Die kollektive Massendemonstration am 2. Juni in Rostock mit ca 70.000 TeilnehmerInnen, die hauptsächlich getragen wurde von einer Vielzahl von politischen Gruppen und Netzwerken aus dem links-orthodoxen Spektrum, das von Attac, vereinzelten Gewerkschaftsgruppen, der Linkspartei bis hin zu den Grünen reicht. Durch eine Vielzahl mitgetragener großformartiger Puppen besaß sie zum Teil unterhaltsame karnevaleske Züge. Die Idee hinter dieser Form ist wohl die, das wir "echt viele!" im Horizont einer vorgestellten Mehrheit sind, deren Absichten zumindest in einer Demokratie berücksichtigt werden sollten.
- Das Auftreten eines darin weitgehend homogen schwarz vermummten Blockes mit anschließender Randale. Seine Präsenz wird wohl von den Bullen in einem spontan dazu eingenommen Militärhorizont am ehesten gefürchtet wie begehrt, wenn auch natürlich nicht gutgeheißen. Hier wird sehr schnell eine Art Bürger- oder Partisanenkrieg insinuiert. Das kommt zunächst dem Interesse des staatlichen Sicherheitsapparates nach einer klaren Frontenbildung auf einem Terrain entgegen, auf dem er definitiv die stärkere Konfliktpartei ist: Die militärische Bewaffnung. Konkret sorgten aber fliegende Grauwackes und ein (!) brennendes Auto in Rostock nicht nur für Retro-Bilder aus den 80er Jahren, sondern führten auch zeitweise zu einem Kontrollverlust der Polizei als Ordnungsmacht: Ein für alle beunruhigendes Bild.
- Die auf der Abschlussversammlung im Hafen gehaltenen Kundgebungsbeiträge als eine Art Ersatzparlament der Strasse. Sie wurden aber weitgehend bezugslos zu der gleichzeitig stattfinden Randale vorgetragen. Dort wo ein direkter Bezug zur Randale von externen Journalisten gewaltsam hergestellt wurde, wurde der Sinn einer öffentlichen Rede in politisch außerordentlich interessierter Weise gefälscht.
- Die im Zusammenhang mit den folgenden Protestaktivitäten errichteten Camps in Rostock, Reddelich und Wichmannsdorf, die in hippiesker Weise mehreren tausend Menschen Logistik, Volxküche, Waschgelegenheiten und Platz boten. Hier sollte und hier wurde schlicht ein "Anderes Leben' im Horizont der demonstrativen Armutskollektivität vorgeführt. Sie sollten den Raum für die Diskussion von Sachthemen: Bildung, Weiterbildung und die 'richtige' Position eröffnen.
- Kleiner angelegte, thematisch begründete Manifestationen zu besonderen "Sachthemen", wie z.B. Militarismus, Krieg und Flüchtlingsmigration. Sie waren leicht von der Polizei mit allem möglichen Gerät und Kampftruppen zu belagern, und auch so konnten die TeilnehmerInnen weitgehend zu unbeweglich gemachten Monumenten ihres politischen Anliegens gemacht werden.
- Ein Alternativgipfel als akademisches Forum für Experten einer globalen Gegenelite, die nicht sich selbst, sondern andere über etwas aufklären wollen, was diese noch nicht zu wissen scheinen. Der Name verrät es bereits, dass es sich hier in der Form fast um dasselbe handelt wie der reale Gipfel, nur von unten und mit anderen Interessen und Zielen.
- Diverse Rock- und Musikkonzerte gegen G 8 im Hafen, die real leicht zu habenden Drogen- Musik- und Lustkonsum mit einem politischen Anspruch zu verbinden suchten.
- Eine agile phantasievoll vermummte Clowns-Army die - wo immer möglich - stundenlang um die Polizeieinheiten herumspielte, spezifische Konfrontationen z.B. durch das Putzen von Uniformen einzelner Polizeibeamter herzustellen suchte, um diese der Lächerlichkeit preis zu geben. Sie hielt diese Form selbst bei Zugriffen der Ordnungsmacht weiter aufrecht. Der Fokus liegt hier ganz unmittelbar auf das Bloßstellen sinnloser Hierarchie, Uniformierung, Ordnung und Repression im Horizont des schallenden Gelächters
- Exklusive Elite-Aktionen der privatförmig strukturierten Organisation / Firma Greenpeace zum Teil mit exorbitant teuren ps-leistungststarken Motorbooten.
- Ein kollektiver, unangemeldeter, unaufhaltsamer Massenmarsch an allen Polizeikampftruppen vorbei und mitten hindurch querfeldein direkt in die Rote Zone. Im Ergebnis wurde dadurch das gesamte politisch-polizeitaktisch motivierte Sicherheitskonzept sprichwörtlich überrannt und über den Haufen geworfen.
- Mehrere riesige gewaltfreie Sitzblockaden im Horizont der real querulatorischen Ghandischen Gegengewalt der unbewaffneten Körper, die den Bruder oder die Schwester Polizist unberührt lassen soll.

Alle diese Protestformen könnte man versuchen zu gruppieren: Die, die in unterschiedlichen Stilen 'gut´ oder `böse´ sein' wollen, die, die die intelligent, die effektiv sein wollen, die die irritieren oder kämpfen wollen, die, die anders leben wollen. Wenn man Politik als unmittelbaren Kampf um die Macht gegen das G8-Imperium versteht, sind in einem strategischen Sinne mit allen Protestformen in allen Spektren erheblich mehr Clowns unterwegs, als man bereit ist, es zuzugeben. Clowns, verstanden als Narren verkörperten im Mittelalter die einzige bei Hofe zugelassene Form der Kritik. Wenn sie zu sehr störten, wurden sie entfernt, manchmal auch umgebracht. Politik lässt sich aber auch gerade in ihren konkreten Formen auch ganz anders verstehen. Dann wäre es gerade unter dem Formaspekt sehr interessant die Frage jeweils an Autonome, Attacis, Clowns, Linksparteiler, Greenpeacler, außerinstutionelle Gewaltfreie, Linke und Legalisten zu stellen, was sie mit dem Heiligendammer Luxustagungshotel angestellt hätten, wenn sie dort unkontrolliert hätten anlanden können: Ein Symposium, eine Art Parteitag, oder eine Vollversammlung durchführen, ein Organisationsbüro für kommende Kampagnen einrichten, einfach das Büfett leer fressen, die Räume bunt bemalen, ein alternatives Tagungshaus mit Vokü einrichten oder den ganzen Komplex verwüsten und niederbrennen? Gerade auch nach Rostock ist es spannend die Antwort auf diese Frage in allen Ecken und Winkeln der G8-Bewegung herauszufinden.

[Markus Mohr]

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Bochum: G8-Solifest am Freitag, 13. Juli

Unter dem Motto "Betroffen sind wenige - Gemeint sind wir alle!" lädt das Bochumer G8-Plenum für Freitag, den 13. Juli um 19.00 Uhr zu einem Soli-Fest in den Bahnhof Langendreer.

Im Einladungs-Flugblatt heißt es: "Der Gipfel in Heiligendamm ist nun schon einige Zeit vorbei. Die AktivistInnen aus aller Welt sind wieder zu Hause in ihrem Alltag angekommen. Für viele waren die Proteste gegen die G8 ein voller Erfolg, das Leben in den Camps eine tolle Erfahrung und die alternativen Veranstaltungen rund um das Treffen eine gute Gelegenheit, sich politisch auszutauschen. Doch für einige ist es nicht so einfach, das tägliche Leben wieder aufzunehmen: Hunderte sind traumatisiert von den Erfahrungen, die sie mit Polizei und Militär machen mussten. Viele haben immer noch mit körperlichen Schäden zu kämpfen, welche ihnen von der Polizei zugefügt wurden und einige Betroffene müssen in den nächsten Monaten in Gerichtsverhandlungen ihren Protest rechtfertigen.

Auch in Bochum sind mehrere Aktive von der Repression betroffen. Sie leiden noch immer unter den Verletzungen. Sie sind völlig verunsichert, da ihre Personalien aufgenommen wurden und sie nicht sicher sind, ob eine Anzeige folgt. Ein Bochumer wurde in einem Schnellverfahren verurteilt und muss nun die teuren Prozesskosten für die Berufung tragen. Da viele Polizeiübergriffe völlig willkürlich verlaufen sind, ist es mehr oder weniger Glückssache, nicht selber betroffen zu sein. Es gilt wie so häufig: Betroffen sind wenige - Gemeint sind wir alle! Gewalttätige Polizeieinsätze und willkürliche Gerichtsverhandlungen sind nicht das Problem einiger Weniger, sondern sie betreffen uns alle.

Legitimer und friedlicher Protest wird zur Gefahr für die Aktiven. Frei und lautstark seine Meinung zu äußern wird somit zu einer Mutprobe. Um Geld für die Betroffenen zu sammeln und um über die Repression und Aktionsformen während der G8-Proteste zu informieren, veranstaltet das G8-Plenum Bochum am 13.07. eine Soliparty im Bahnhof Langendreer. Dort wird ein Anwalt vom Legal Team über seine Arbeit vor Ort erzählen, Betroffene werden ihre Erfahrungen schildern und auf Missstände aufmerksam machen, die in den meisten Medien völlig außen vor blieben. Außerdem wird jemand von der berühmt berüchtigten Clowns-Army anwesend sein und erklären, was es mit den Democlowns auf sich hat. Im Anschluss ist dann für Getränke und Musik gesorgt. Denn wie Emma Goldman schon sagte: WENN ICH NICHT TANZEN KANN, IST ES NICHT MEINE REVOLUTION!"

Bitte benutzt folgendes Konto für Soli-Spenden:
Kto.Inhaber: attac Bochum
Kto.-Nr.: 11 234 400
bei: GLS Gemeinschaftsbank
BLZ: 430 609 67
Stichwort: G8-Soli
Das Stichwort ist wichtig, damit die Spende nicht in den Haushalt von attac einfließt.

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An Invitation To The Gatwick No Border Camp 2007

From 19th to 24th September 07 we will gather at Gatwick Airport for the first No Border Camp in the UK. This camp will be a chance to work together to try and stop the building of a new detention centre, and to gather ideas for how to build up the fight against the system of migration controls.

Gatwick Aiport - The Border Point

Gatwick is a border in the middle of Britain. People arrive here everyday. People are forcibly deported from here everyday. It is a place where people are imprisoned for unlimited lengths of time without trial, where people are forced to hide underground and be invisible, where people are treated as criminals for the 'crime' of crossing the border.

In Britain, the government has recently announced its intention to build a new detention centre, near Tinsley House, another detention centre at Gatwick airport. This will be another in a long line of barbarous prisons across the world, imprisoning people who migrate.

Unless we stop it from being built.

Not far from Gatwick there are other border fortifications: the immigration reporting centre at Croydon, the airline companies who charter deportation flights and the ID Interview centre in Crawley. And a few miles away are the border posts at Dover and Folkstone, where fear of detection by the border police forces people to risk their lives hiding under lorries, or in suffocating containers.

While the physical borders get fortified, governments also tighten up the internal controls: from international databases to video surveillance, biometric ID cards to electronic tagging. Just recently, the UK government has announced the introduction of the Sirene System.

This will grant Britain access to the SIS (Schengen Information System), a EU wide police database for refugees and migrants, planned to be extended to keep protesters from moving around.

A Tactics Laboratory

How does daily life, from the need to work for survival to the welfare system, reinforce these borders? How can we fight against the common acceptance of borders, the idea of an inside and outside? How can we claim freedom of movement as a basic right? How do we assert our ability to decide whether to go or stay, according to our needs and desires, not the needs of the state or the economy? How can we escape control, and start building a movement powerful enough to challenge the divisions between people?

We need to share knowledge with those who have broken these borders, the hackers who escape control, those who survive without work and money, those who fight the detention system , those who question identities, those who have learnt to organise themselves without hierarchy or divisions.

Camp(aign)ing Against Borders

This camp is continuing the tradition of the No Border camps across the world since the late 1990s, and like the camps taking place this year in the Ukraine in August and on the US/Mexican border in November. It will be a space to share information, skills, knowledge and experiences. A place to plan actions together against the system of borders which divides us.

We are aware that the struggles for "no borders" reach far beyond "open borders". Without borders the idea of states will become obsolete, without states the national economies will be history. In a world without borders, nobody will ask for papers anymore.

The camp will also be a laboratory of political and practical self-organisation. The camp will consist only of people's contributions to this. We are aware of the borders, which divide ourselves from each other, be it sex, class, race, nationality, or whatever. The border camps are experiments in how to overcome these artificial and separating identities.

No Borders

No Borders is a network of groups struggling for the freedom of movement for all and an end to all migration controls. We call for a radical movement against the system of control, dividing us into citizens and non-citizens.

We demand the end of the border regime for everyone, including ourselves, to enable us to live another way, without fear, racism and nationalism.

We move, we meet. We talk, we fight.

Come camp with us.

[http://noborders.org.uk]