2006-07-12
WDR 12.7. 2006
Studenten wollten Proteste gegen G8-Gipfel dokumentieren
Bielefelder in Russland verhaftet
Zwei Studenten der Fachhochschule Bielefeld sind in Sankt Petersburg zu zehn Tagen Gefängnis verurteilt worden. Sie wollten die Aktionen einer Gruppe Radfahrer dokumentieren, die gegen den G8-Gipfel protestieren.
“Ich bin kurz vor einem Heulkrampf”, sagt der Bielefelder Eike Korfhage im Telefon-Gespräch mit wdr.de. Der 30 Jahre alte Student macht sich dabei weniger Sorgen über das, was ihn im Gefängnis erwartet, sondern mehr um die Zustände in Russland: “Ich bin furchtbar enttäuscht von dem Rechtssystem.” Nach seinen Angaben sind er und ein Bielefelder Kommilitone in der Nacht von Sonntag auf Montag (10.07.06) in Sankt Petersburg von der Polizei verhaftet worden. Nachdem sie zwischenzeitlich wieder auf freiem Fuß waren, sind sie am Montagabend erneut verhaftet worden. Die ganze Nacht seien die zwei Männer von der Polizei wach gehalten worden, so die Studenten.
Zehn Tage Haft für “Urinieren in der Öffentlichkeit”
In der Verhandlung am Dienstagmittag verurteilte eine Richterin die Bielefelder zu zehn Tagen Haft mit der Begründung: “Urinieren in der Öffentlichkeit.” Die Studenten bestreiten die Tat und vermuten einen Zusammenhang zum anstehenden G8-Gipfel. Eike Korfhage: “Die wollen Leute von der Straße haben, die protestieren wollen. Obwohl es von den Polizisten unterschiedliche Aussagen zu der möglichen Tat gab, sind wir verurteilt worden.” Außer ihnen seien auch Gegner des G8-Gipfels von der Miliz festgenommen worden, bei denen die Bielefelder übernachten wollten. Die Wohnung stand offensichtlich bereits unter Beobachtung der Miliz.
Henning Wallerius und Eike Korfhage haben eine Gruppe Protest-Radfahrer auf den Weg nach Sankt Petersburg begleitet. Dabei haben sie nach eigenen Angaben das lose Netzwerk der Protestbewegung genutzt, wollten aber nicht gegen den G8-Gipfel protestieren. Vielmehr dokumentierten die Design-Studenten die Radtour im Rahmen eines Foto- Projekts an der Fachhochschule Bielefeld. Nach Informationen des ARD-Studios Moskau werden die Studenten ihre Haft in einem Sankt Petersburger Untersuchungsgefängnis absitzen. Sie werden vom Deutschen Konsulat betreut.
Dekan fordert Freilassung
Die Bielefelder Fachhochschule hat unterdessen gefordert, ihre Studenten freizulassen. Der Dekan des Fachbereichs Gestaltung sagte, die Fotoreportage anlässlich des G8-Gipfels gehöre durchaus zu den Aufgaben eines Fotografiestudenten. Es sei aber bekannt, dass Fotojournalisten leicht in den Verdacht geraten könnten, selbst politisch aktiv zu sein. Der Dekan appellierte an die Deutsche Botschaft und Politiker in der Region, sich für die Freilassung der Studenten einzusetzen.
Indymedia Rußland
[Mehr Artikel zum G8 2006 in Rußland]
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www.badespasz.tk
[Ausführlicher Pressespiegel rund um Heiligendamm]
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