2006-11-10
Aufruf zu Aktionen gegen die Ministerkonferenz der WTO in Hong Kong (14. -18. Dezember 2005)
10 Jahre WTO - 10 Jahre Raubbau und Zerstörung
Seit dem 10 jährigen Bestehen der WTO mußten viele Menschen dabei zusehen, wie ihre alltäglichen Lebenszusammenhänge zerstört wurden. Das Ziel der WTO, einen einzigen globalen Markt zu schaffen, stellt eine große Bedrohung für die Vielfalt der Lebensformen auf der Welt dar. Um die WTO Bestimmungen zu erfüllen findet heute in jedem Land eine Deregulierung der Verfassung und von Gesetzen statt. Die Ausweitung der Monopole und der Kontrolle von Unternehmen im Zuge der Privatisierung bedeutet, dass für die Armen der Welt der Zugang zu Wasser, Boden, Saatgut, Wäldern, natürlichen Ressourcen und Energie zu einem fortwährenden Kampf ums Überleben wird. Dies führt auf verschiedenen Wegen zur Vernichtung von Menschenleben - infolge der von der WTO vorangetriebenen Liberalisierung der Landwirtschaft haben beispielsweise, 5o ooo indische BäuerInnen in den letzten zehn Jahren Selbstmord begangen. Millionen von BäuerInnen, landwirtschaftlichen ArbeiterInnen, indigene Gemeinschaften, FischerInnen, und andere BewohnerInnen ländlicher Gebiete wurden dazu gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen, und in die Slums der großen Städte zu ziehen, um sich dort in einem von Elend, Diskriminierung und Unterdrückung geprägten Leben über Wasser zu halten.
Die WTO Bestimmungen führen nicht nur zu einer Zerstörung der Lebensgrundlagen auf dem Land, sondern auch zu einer Beschleunigung des Klimawandels und einer Abnahme der Biodiversität, was die Zukunft des ganzen Planeten zerstört. Sie führen zudem zu einer zunehmenden Konzentration von Reichtum und Macht und verstärken die Ausbeutung von ArbeiterInnen weltweit, indem sie eine uneingeschränkte Mobilität von Geld und Waren ermöglichen. Die Menschen in den verarmten Ländern werden dieser Freiheit jedoch beraubt und die, die versuchen ihrer Not zu entfliehen, indem sie sich in diejenigen Länder begeben, die die Reichtümer ihrer Heimatregionen ausbeuten, sind wachsendem Rassismus, Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt. Die WTO Gesetzte fördern auch den Abbau wohlfahrtsstaatlicher Maßnahmen und öffentlicher Dienstleistungen, was vor allem für Frauen, Kinder und Ältere verheerende Auswirkungen hat. Und schließlich tragen sie zur Zerstörung der kulturellen Vielfalt und indigener Kulturen bei, indem sie Wissen und Lebensformen in privates Eigentum umwandeln und indem sie es den westlichen Medien- Monopolen ermöglichen ihre Macht und ihren Einfluß auszuweiten, mit schrecklichen Konsequenzen in Bezug auf die Manipulation von Information und der Zerstörung kultureller Werte.
Kapitalismus ist seiner Natur nach undemokratisch und die WTO, als eine seiner Hauptantriebskräfte, ist ebenso undemokratisch. Die WTO stützt sich auf undemokratische nationalstaatliche Regierungen aus der ganzen Welt (einschließlich angeblich demokratischer Staaten) deren Wirtschaftspolitik vom Kapital diktiert wird. Dieser Mangel an Demokratie zeigt sich unter anderem in der zunehmenden Gewalt gegen Protestaktionen und soziale Bewegungen, in der Einschränkung bürgerlicher Freiheiten und in neo-kolonialen Angriffskriegen über die Kontrolle natürlicher Ressourcen, getarnt als sogenannter "Krieg gegen den Terror". Deshalb ist es besonders wichtig dezentrale, alternative Strukturen an der Basis aufzubauen.
Wenn wir einen positiven Wandel erleben möchten, müssen die Menschen, die unterdrückt werden, auf der ganzen Welt zusammen gegen den "manufactured consent" (die mit Hilfe der Massenmedien produzierte Zustimmung) der WTO organisieren.
Die WTO steht in enger Verbindung mit anderen globalen Institutionen, wie den G8, dem IWF und der Weltbank und ist auch in regionale Integrationsprozesse und Handelsabkommen eingebunden. All dies wurde von den globalen Supermächten und von Unternehmen manipuliert.
Der erste Globale Aktionstag gegen Kapitalismus fand 1998 statt, zeitgleich zu der WTO Ministerkonferenz in Genf und dem G8 Gipfel in Großbritannien. Eine wachsende "Bewegung der Bewegungen" entwickelte sich unter anderem aus diesen Mobilisierungen. Wir fordern Gruppen, AktivistInnen und Bewegungen überall auf der Welt dazu auf, sich an kollektiven Aktionen zu beteiligen, und dezentrale Aktionen (egal wie groß sie sind, egal wo sie stattfinden) gegen die WTO Ministerkonferenz in Hong- Kong (14.-18. Dezember 2005) zu organisieren.
Der Gipfel wird in einer Unternehmensfestung stattfinden, die durch das Meer abgeschirmt ist, mit dem Ziel allen effektiven direkten Aktionen vorzubeugen. Aber wir werden nicht zulassen, dass die TeilnehmerInnen des Gipfels sich der Verantwortung für die negativen Folgen der WTO für Menschen auf der ganzen Welt entziehen. Eine Vielzahl von Aktionen könnte den Grundstein für unsere Zukunft bilden. Handelt aus Opposition und entwickelt Alternativen, leistet Widerstand und schafft Neues.
Heute ist der Kampf gegen die WTO überall auf der Welt lebendig. Es ist notwendig sich sowohl der Implementierung von WTO Bestimmungen auf der nationalen Ebene zu widersetzten als auch den Kapitalismus an sich auf globaler Ebene zu bekämpfen.
Teilt Eure Geschichten des Widerstands gegen die WTO mit anderen Menschen auf der Welt indem ihr sie über indymedia (www.indymedia.org) und andere alternative Medien- Netzwerke (z. B. www.all4all.org) verbreitet. Wir möchten Eure Geschichten für ein Bulletin (papiergedruckt und online, auf Englisch und Spanisch) verwenden, das in verschiedene Sprachen übersetzt und weltweit verteilt werden kann, um uns dabei zu unterstützen unser Wissen und unseren Widerstand auszuweiten.
* Indian Coordination Committee of Farmers' Movements: BKU (All India), KRRS, Shektari Sangathana,Tamilnadu Farmers Association (TVS), Kerala Coconut Farmers Association, Nandi Raitha Samkya
* All-Nepal Peasant Association, Nepal
* Krishok Federation, Bangladesh
* Assembly of the Poor, Thailand
* Thai Labour Campaign