2007-06-08
Rostock (dpa) – Der Polizeiführer beim G8-Gipfel, Knut Abramowski,
hat den Einsatz der 16 000 Beamten als Erfolg bezeichnet. Die
Sicherheit der Staats- und Regierungschefs sei ebenso gewährleistet
gewesen wie der störungsfreie Verlauf des Gipfels, sagte er am
Freitag in Rostock. «Das Deeskalationsprinzip der Polizei ist dem
Grunde nach aufgegangen.» Die «Zwischenfälle» bei den Demonstrationen
seien bei vergleichbaren Ereignissen «nicht unüblich» gewesen und von
der Polizei auch so erwartet worden.
Zugleich räumte Abramowski ein, dass die Polizei der Taktik der
Blockierer nicht gewachsen war, in Gruppen die Absperrungen zu
umgehen, in die Verbotszone vor dem Zaun einzudringen und die
Zufahrtstraßen zu blockieren: «Im ländlichen Bereich ist die Polizei
naturgemäß hochmobilen Demonstranten unterlegen.» Die Einsatzführung
habe diese Taktik der Protestierer vor dem Gipfel geprüft, aber erst
relativ kurzfristig Erkenntnisse gehabt, dass sie tatsächlich auch
angewendet würde. Abramowski deutete an, dass es dann zu spät gewesen
sei, die Kräfte darauf einzustellen. Weil die Blockaden nach
Einschätzung der Polizei nicht dauerhaft zu räumen gewesen seien,
habe man die Blockierer dann gewähren lassen, solange sie friedlich
blieben.
Während des Gipfels wurden insgesamt 1057 Männer und Frauen in
einer der Gefangenensammelstellen festgehalten. Am Freitagnachmittag
saßen davon noch 125 ein. Die Polizisten seien konfrontiert gewesen
mit einem «Gewaltpotenzial, das nicht zu überbieten war». So seien 45
Helme und 300 Ausrüstungen der Polizei zerstört worden. Abramowski
dankte den friedlichen Demonstranten. Sie hätten «in vielen Fällen
versucht, deeskalierend zu wirken» und hätten «Polizeibeamte
beschützt vor Kriminellen».
Abramowski räumte ein, dass sich Zivilpolizisten unter die
Demonstranten gemischt hatten. Er weigerte sich aber, eine Zahl zu
nennen. Vorwürfe, ein am Mittwoch enttarnter Beamte habe einen Stein
geworfen und Umstehende aufgefordert, die Polizei anzugreifen, seien
«unhaltbar». Wer so etwas bezeugen könne, solle sich melden, damit
ein Verfahren gegen den Mann eingeleitet werden könne, sagte der
Polizeiführer.
Kritik von Anwälten der Demonstranten an der Behandlung von
Gefangenen wies Abramowski zurück. «Die Unterbringung entspricht dem
bundesdeutschen Standard», sagte er.