2007-06-08
Rostock (dpa) Die Vorwürfe sind massiv: G8-Gegner in Polizeihand, die wie in «Käfigen» gehalten würden. Das Licht brenne Tag und Nacht. Es gebe nur wenig zu essen und trinken. Den Anwälten festgehaltener Demonstranten zufolge herrschen in den «Gefangenensammelstellen» zum G8-Gipfel skandalöse Zustände.
Die Polizei-Sondereinheit Kavala hüllt sich in Schweigen - nur so viel: Von «Käfigen» könne nicht die Rede sein, im übrigen würden die zu solchen Anlässen üblichen Standards eingehalten.
Freitagnachmittag, ein tristes Gewerbegebiet im Norden Rostocks. Hinter einem grünen Zaun mit blauem Sichtschutz erstreckt sich eine lange Lagerhalle. Hier befindet sich eine «Gesa», wie die Gefangenensammelstellen bei der Polizei heißen. Beamte bewachen den Eingang. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, sitzt eine Handvoll G8-Gegner. Sie halten eine «Mahnwache». Es ist heiß, die Demonstranten schützen sich mit einer Plane vor der Sonne. Auf einem Stofflaken hinter ihnen ist zu lesen: «Knüppel, Tränengas, Wasserwerfer! Sperrt Polizei-Rambos hinter Gitter!» Ein 22-Jähriger sagt: «Wir wollen solidarisch sein mit den Gefangenen.»
Die Düsseldorfer Anwältin Gisela Dapprich vom Republikanischen Anwälteverein hat Dutzende von festgehaltenen G8-Gegnern betreut. In 25 Quadratmeter großen «Käfigen» seien bis zu 20 G8-Gegner unterbracht, eine Kamera sei die ganze Zeit auf sie gerichtet - und die Festgehaltenen seien größtenteils unschuldig. Eine Sonnenbrille, eine Mütze oder Kapuze hätten bereits ausgereicht, um in die vergitterten Sammelzellen zu kommen, es habe sogar «massenhafte Verschleppungen» gegeben. Und als ein G8-Gegner mit dem Rad an der «Sammelstelle» vorbeigefahren sei und ein Foto gemacht habe, hätten ihn die Polizisten gleich geschnappt und reingebracht.