2006-01-22
- Selbstorganisiertes Moderationsseminar vom 10.-12. März 2006
- G8 2005 Publikation
- G8 2005 Book Launch
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Selbstorganisiertes Moderationsseminar vom 10.-12. März 2006
Wir haben in Nordost-Brandenburg (bei Letschin, im Landheim Wilhelmsaue) ein Seminarhaus gebucht, in dem bis zu 40 Personen teilnehmen können. Eine "professionelle" Moderatorin ist als Begleitperson mit dabei, es sollen aber vor allem gemeinsam Wege gefunden werden, damit Moderation so wenig manipulierend wie möglich und so effizient wie nötig einen emanzipatorischen Prozess in Gang setzt. Wir sind immer wieder damit konfrontiert, bei regionalen/bundesweiten/internationalen Treffen oder camps oder Kongresse usw. mit Vielen zu kommunizieren und manchmal sogar zu Entscheidungen kommen zu wollen oder gar zu müssen (Beispiel: wir sind auf einem camp mit einigen Hundert oder Tausend Menschen und die Bullen haben dies umstellt, real vorgekommen im Grenzcamp in Köln und letztes Jahr in Schottland).
Bei dem selbstorganiserten Seminar soll es darum gehen, einerseits Moderationstechniken kennenzulernen, auszuprobieren (z.B. in Rollenspielen, also ganz praktisch) und andererseits genau hinzuschauen und zu analysieren, was für Gefahren und welche Art von Manipulation jeweils darin steckt. Das Ziel des Seminars ist also, für uns heraus zu finden, in welcher Art wir in Zukunft Gruppen/Zusammenkünfte moderieren, strukturieren wollen und wenn gewünscht, zu Entscheidungsfindungen kommen. Und das in einer Art, die den Gruppen/Zusammenkünften gerecht wird, das heißt, mit der alle "möglichst" (da fängt es schon an möglichst oder auf jeden Fall!!) zufrieden sind, wo mit dem zeitlichen Limit, das immer gegeben ist, "möglichst" so effizient umgegangen werden kann, wie Entscheidungen notwendig sind. Bei der Entscheidungsfindung geht es auch darum, herauszufinden, wann und ob Entscheidungen überhaupt sein müssen oder ob es nicht eher darum geht, zu schauen, was die Ziele der jeweiligen Gruppierungen sind, und welche Organisierungsform gewollt ist (z.B. horizontal oder vertikal).
Um euch einen kleinen Überblick zu geben, folgt hier eine kleine Auflistung der verschiedenen Arten der "Moderation":
- "einfache" Redeleitung"
- die Diskussionsstränge zusammenfassend, auf jeweils ein Diskussionsstrang fokussierend, damit am Ende die Teilnehmenden zu einem "Ergebnis" kommen (=struktuierendes Verfahren)
- talkshowmäßig
- alles fließen lassen und sozusagen nur der "Transmissionsriemen" zwischen den verschiednen Menschen zu sein, versuchen das für alle zu visualisieren, transparent zu machen und nach dem Konsensprinzip dann zu überlegen, was überhaupt diskutiert wird
- die Moderation strukturiert die Debatte mit quotierten RednerInnenlisten, Beispiel: sowie jemand sich meldet, der oder die noch nichts gesagt hat, kommt nach vorne auf der Liste oder wenn mehr Männer als Frauen oder mehr Menschen mit deutschem Pass als MigrantInnen bzw. Flüchtlinge anwesend sind, wird jeweils quotiert
- Moderation mit viel mehr technischem Einsatz wie Kärtchen schreiben, metaplan, mindmap und andere visualisierungsmethoden, Kleingruppen bilden etc. also insgesamt mehr interaktiv anregend
- Moderation mit powerpoint-Präsentation, Kurzprotokoll sofort visualisierend
- Kleingruppen vs. Großgruppenverfahren
- Entscheidungsfindungen nach Mehrheitsprinzip oder mit den Füssen
- Entscheidungsfindung nach dem Konsensprinzip
- Diskussionen nach dem fish-bowl- oder open space Prinzip anleiten
- Moderation, bei der die anderen angehalten werden, sich aktiv zu beteiligen (Bsp. bei pga entwickelte Methode also mit den vielen Handzeichen (mit den Händen wedeln), Vorgehen nach dem Konsensprinzip,) - Umgang mit Übersetzung (Übersetzungsecken, in einer übersetzen Sprache für alle,...)
Und und und ich könnte noch lange die diversen Möglichkeiten aufschreiben. Gemeinsam ist allen Techniken, dass sie mehr oder weniger manipulativ sind, eine Machtposition beinhalten. Ich kann mich an viele Vollversammlungen (mit mehreren hundert Menschen!) aus den den 80igern erinnern, wo es keine Moderation gab und wo diejenigen das Sagen hatten, die sich am stärksten fühlten, die die größte Klappe oder Autorität hatten, die in den informellen Machthierarchien ganz oben waren. Ich denke, da wollen wir nicht hin zurück. Das jemand Diskussionen strukturiert bzw. moderiert, ist auch daraus entstanden, dass die "Macht" soz. auf jemand "Neutrales" übergeben wurde, der oder die auch Schüchternen oder sog. Schwächeren durch eine Struktur wie eine RednerInnenliste mehr Möglichkeiten der Teilhabe bietet. Aber so einfach ist das nicht. Es ist damit eine neue Macht entstanden, die mehr hinterfragt werden muss. Der Hintergrund des Seminars ist also: Wir wollen einen emanzipatorischen politischen Weg gehen. Dazu gehört eben auch, politisch bewußt und transparent mit Strukturvorgabe, Moderation und Entscheidungsfindung analytisch wie auch praktisch umzugehen. Und darüber wollen wir diskutieren, uns analysierend austauschen und vielleicht zu neuen Umgehensweisen kommen.
Es wäre schön, wenn ihr mir bei der Anmeldung ein wenig über eure gemachten Erfahrungen was kurz schreiben könntet.
Anmeldung unter: gipfelsoli [at] nadir.org
bis dann!!!!
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G8 2005 Publikation
Shut Them Down!: The G8, Gleneagles 2005 and the Movement of Movements
Herausgegeben von Dissent! und Autonomedia
Die Ernennung Bob Geldofs zum Ratgeber der Britischen Conservative Party hat in Grossbrittanien fuer eine Wiederaufarbeitung der ausschlagegebenden Woche letzten Sommer, als die G8 in Gleneagles tagte, gesorgt. Kritische Gedanken dazu werden vor allem von einem neuen und zeitlich erschienem Buch angetrieben, das voll mit eigens erlebten Erfahrungen und politischen Reflektionen derer, die viel mehr daran interessier waren den Gipfel zu stoppen, als die dort tagenden Politiker darum zu bitten, etwas gegen globale Armut Klimawandel zu tun, gepackt ist.
David Watts, eines der Herausgeber des Buchs, kommentierte, 'es scheint, als gaebe es mehrfach Desillusionierung mit den Live8 Konzerten und der Make Poverty History Kampagne. Man sollte wirklich daran zurueckdenken, dass in Genoa in 2001, Menschen gegen die G8 demonstrierten, und die G8 nicht als globalen Retter in Anbetracht globaler Probleme sah, sondern als den Ausloeser. Zum ersten Mal in der Geschichte gab es in 2005 eine Demo, die das Gipfeltreffen willkommen hiess. Es ist in diesem Zusammenhang, dass wir verstehen koennen, wie die Live8 Konzerte und die Make Poverty History Kampagne als riesige PR Maschine fuer Tony Blair und seine Regierung funktionierten.'
'Was oft vergessen wird, ist dass nich jede zur Melodie Geldofs oder Blairs tanzte und dass diejenigen die sich in den Kopf gesetzt hatten, den Gipfel zu stoppen, dies um ein Haar erreicht haetten. Am 6.Juli, dem Eroeffnungstag des Gipfels, brachten Strassenblockaden zentrale Bereiche Schottlands zum stehen, wobei mehrere Delegationen des Giplfels daran gehindert wurden in Gleneagles rechtzeitig einzutreffen. Am Nachmittag des gleichen Tages versuchten Demonstranten noch dazu den riesigen Zaun, der das Hotel wo getagt werden sollte umgab, runterzureissen. Es waren letzlich die Bombenanschlaege in London, die den Demonstranten den Wind aus den Segeln nahmen.'
Herausgegeben von einer Gruppe von Personen des Dissent! Netzwerkes, welches den antikapitalistischen Widerstand gegen den Gipfel koordinierte, beinhaltet das Buch 'Shut Them Down!' 35 Kapitel, mit unter anderem einem amuesanten Comic, einem Vorwort der Herausgeber und vielen ausdrucksvollen Fotos in ueber 368 Seiten. Das Buch erscheint am 20. Januar 2006.
'Shut Them Down!' beinhaltet Erfahrungen der Demonstranten aus erster Hand, sowie detailierte Berichte ueber die Organisierung der verschiedenen Aspekte der Mobilisierung und Analysen der sich ergebenden Probleme zusammen mit Denkanstossen dafuer wie man's in Zukunft besser machen koennte. Die Relevanz dieses Buchs reicht aber weit ueber die Mobilisierung an sich hinaus: das Buch spricht fundamentale Angelenheiten an, die fuer jeden, der sich fuer soziale Bewegungen und sozialen Wandel interessiert, von Bedeutung sind. Dazu gehoeren 'Horizontalitaet' mit offenen direkt demokratischen Entscheidungsprozesse und die Grenzen der 'Aktivistenidentitaet'. Am allerwichtigsten versucht 'Shut Them Down!' die Frage zu stellen, wie wir die 'anderen Welten', die sich uns in den Momenten wo wir aktiv sind zeigen, auf unser restliches Leben ausweiten koennen?
Beitraege sind unter anderem von Werner Bonefeld, George Caffentzis, Counter-Spin Collective, The Free Association, The Ginger, John Holloway, Colonel Klepto und Major Up Evil, Starhawk und Simon Tormey.
Details:
David Harvie, Keir Milburn, Ben Trott und David Watts (Hrsg.): Shut Them Down!: The G8, Gleneagles 2005 and the Movement of Movements (Leeds: Dissent! und New York: Autonomedia, 2005) (ISBN: 0-9552065-0-2)
Erhaeltlich nur auf Englisch bei www.shutthemdown.org fuer €7.50 inkl. Versand
Kopien fuer Buchkritiken auch direkt von den Herausgebern erhaeltlich: editors@shutthemdown.org
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G8 2005 Book Launch
Shut Them Down!: The G8, Gleneagles 2005 and the Movement of Movements
Published by Dissent! and Autonomedia
Bob Geldof's appointment as an advisor to the Conservative party has provoked a reassessment of the momentous week last summer when the G8 met in Gleneagles. This reassessment is aided by the timely publication of a new book full of first hand accounts by those more interested in shutting the G8 down than lobbying it.
David Watts, one of the books editors, commented: "There seems to be a growing sense of disillusionment with the legacy of the Live8 concerts and the Make Poverty History campaign. You have to remember that the protestors of Seattle and Genoa didn't see the G8 as the solution to global poverty but rather as the cause of it. In 2005, for the first time in the G8's history, there was a major campaign to welcome the summit. Perhaps now we can see how MPH and Live8 ended up simply as PR cover for the Blair government."
"What tends to be forgotten is that not everyone played along with the Geldof and Blair show and those who'd set out to shut down the G8 in fact came very close to achieving this aim. On the 6th of July, the opening day of the summit, road blockades brought central Scotland to a halt with many delegates unable to reach Gleneagles. Later that day, protestors attempted to rip down the fence surrounding the summit. It was only the London bombings that diverted attention and took the wind out of the protestors sails."
Edited by a group within Dissent!, the network which coordinated anti-capitalist resistance to the Summit, Shut Them Down! contains 35 chapters, including a hilarious cartoon, an editors' introduction and dozens of powerful photographs over 368 pages. The book will be launched on 20th January 2006.
As well as first hand accounts from protestors, there are detailed accounts of how the various aspects of the mobilisation were organised, and analysis of the lessons to be learned. Shut Them Down!'s relevance, however, extends far beyond the Gleneagles experience; it addresses issues fundamental to anyone involved or interested in social movements, such as the nature of openness and 'horizontality' and the limits of the 'activist' identity. Most important of all, Shut Them Down! attempts to pose the question: how do we take those new worlds we glimpse in these moments and apply them to the rest of our lives?
Contributors include: Werner Bonefeld, George Caffentzis, Counter-Spin Collective, The Free Association, The Ginger, John Holloway, Colonel Klepto and Major Up Evil, Starhawk and Simon Tormey.
The book's full details are as follows:
David Harvie, Keir Milburn, Ben Trott and David Watts (Eds.) Shut Them Down!: The G8, Gleneagles 2005 and the Movement of Movements (Leeds: Dissent! and New York: Autonomedia, 2005) (ISBN: 0-9552065-0-2)
Available from Shutthemdown.org for £4.95, €7.50 and US$9.95 plus p&p.
Review copies are available from the editors: editors@shutthemdown.org