2007-06-07 

BUKO: Schluss mit der aufgesetzten Gewaltdebatte

Presseerklärung der Bundeskoordination Internationalismus

Schluss mit der aufgesetzten Gewaltdebatte.
Für selbstbewusste und spektrenübergreifende Proteste gegen G8!

Die Bundeskoordination Internationalismus (BUKO), ein seit 1977
bestehender Zusammenschluss von knapp 150 internationalistischen
Gruppen, der in Arbeitskreisen und Kampagnen organisiert ist, wendet
sich gegen die verzerrte Darstellung der Ereignisse bei der
Demonstration am 2. Juni gegen den G8-Gipfel und die Praxis von Justiz
und Sicherheitsorganen, nunmehr “mit entschiedener Härte” gegen die
Proteste vorzugehen.

Das von Medien, Polizei und einigen VeranstalterInnen gezeichnete Bild
“bürgerkriegsähnlicher” Zustände in Rostock entspricht nicht der
Realität. Die zur Zeit geführte Debatte geht an der engagierten Praxis
zehntausender GipfelgegnerInnen, die sich in Rostock aufhalten und
selbstbewusst ihre Themen in den Protesten umsetzen, vorbei.

Die Schuldzuweisungen an den Schwarzen Block seitens einiger
DemonstrationsorganisatorInnen sind “geradezu hysterisch” so Stefanie
Müller eine Vertreterin der BUKO. "Es ist wohl mehr als vorauseilender
Gehorsam zu verstehen, wenn VertreterInnen davon sprechen, dass diese
“Gewalttäter” ausgesondert gehören, oder sich gar zur Denunziation
bereit erklären, indem sie Informationen über so genannte Gewalttäter an
die Polizei weiterleiten wollen" so Müller weiter.

Verfehlt ist außerdem die einseitige Darstellung der vermeintlichen
Deeskalationsstrategie der Polizei, die von den
DemonstrationsveranstalterInnen unkommentiert übernommen wurde. Die
täglich Bestandsaufnahme des Anwaltlichen Notdienst macht deutlich, dass
wir es in Rostock nicht nur bei der Demonstration mit der systematischen
Aussetzung der Grundrechte, Einschüchterungen und Traumatisierungen zu
tun haben.

Die BUKO wendet sich gegen eine künstliche Ausdifferenzierung eines
Protests, der in seinen Themen und Aktionsformen notwendigerweise so
unterschiedlich wie widersprüchlich ist. “Was der Staat im Vorfeld des
G8-Gipfels nicht geschafft hat – die Spaltung der Bewegung – sollten wir
nun im Nachhinein nicht selbst vollstrecken” mahnt Müller.

Die BUKO plädiert im Gegensatz dazu für eine Aufarbeitung der
G8-Proteste, die sich kritisch mit allen Aktionsformen auseinander
setzt, die die Spaltung der globalisierungskritischen Bewegung aber
weder zum Ausgangspunkt noch zum Ziel macht. Vielmehr soll kritisch und
selbstkritisch diskutiert werden, wie Bündnisse in der Zukunft
verlässlicher für alle funktionieren können.