2007-06-06
Rostock (dpa) – Zur Halbzeit der Anti-G8-Proteste hat die
globalisierungskritische Organisation Attac eine zwiespältige
Zwischenbilanz gezogen. Die schweren Ausschreitungen vom Samstag
seien «ein Schock» gewesen. Die gesetzten Ziele seien deshalb bisher
nicht erreicht worden, sagte der Attac-Protestkoordinator Peter Wahl
am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Dennoch habe die Gewalt
nicht alles überlagert. «Die Legitimität der Proteste wird von Medien
und Politik nicht in Frage gestellt. Friedliche Demonstranten und
Gewalttäter werden nicht in einen Topf geworfen.» Es gebe nach wie
vor Interesse an inhaltlichen Positionen. «Das ist ein Erfolg.»
Wahl räumte ein: «Es liegt jetzt ein sehr starker Fokus auf dem
Thema Gewalt.» Zugleich werde aber auch innenpolitisch über das
Versammlungsrecht und die Freiheiten von Demonstranten diskutiert.
«Der Ausgang ist offen. Das Risiko besteht, dass es einen erneuten
Gewaltausbruch gibt und sich die Balance dann zu den
Law-and-Order-Vertretern verschiebt, die die Rechte so eng wie
möglich auslegen.»
Die Globalisierungskritiker hätten ihre Strategie deshalb
angepasst. Sie suchten noch stärker das Gespräch mit der Polizei und
verpflichteten sich unter anderem auch, auf Übergriffe der Polizei
nicht gewaltsam zu reagieren. Zudem versuchten sie, «andere
Fernsehbilder zu liefern» als die von Steine werfenden Autonomen.
Wahl verwies auf eine bunte Inszenierung, bei der Schwimmer eine
aufgeblasene Weltkugel aus dem Wasser des Rostocker Stadthafens
gerettet hatten.
Hoffnungen setzt Wahl auch in den beginnenden Alternativgipfel,
bei dem die Globalisierungskritiker sich mit ökolgischen und sozialen
Themen des Gipfels befassen. «Der Alternativgipfel als Ort des
friedlichen Gesprächs soll die Deeskalation fördern», sagte Wahl. Er
gehe davon aus, dass es dort nicht zu Gewalttaten komme.
Gespräch: Christian Andresen, dpa