2007-06-06 

Rostock - Polizeiübergriff auf Anwohner

Am Sonnabend (2. Juni) feierten 150 Menschen in der Nähe des Doberaner Platzes eine RTS - Party. Nachdem in der Umgebung mehrere Mülltonne in Brand gesetzt worden waren und eintreffende Beamten angegriffen worden sind, löste die Polizei die Veranstaltung auf. Dies trotz der Tatsache, dass die Straßenparty damit rein garnichts zu tun hatte. Um die Sicherheit der G8-Teilnehmer und der Rostocker Bevölkerung zu gewährleisten, wird auch mal schnell gegen Anwohner und Passanten vorgegangen, wie ein Beispiel aus der Niklotstraße belegt.

[Wer hat Angst vorm Schwarzen Block?]

Kurz nach ein Uhr am frühen Morgen. Einsatzkräfte der Polizei bahnen sich ihren Weg durch die Niklotsstraße. Kurz zuvor hatten Unbekannte in der näheren Umgebung Mülltonnen in Brand gesetzt. Aus der Ferne sehen die Beamten Feuer auch in der Niklotstraße (Nähe Doberaner Platz). Schnell nähert man sich dem Geschehen. Aber Entwarnung - nur ein paar Anwohner die bei einem kleinen Lagerfeuer auf der Straße in ihren Stühlen sitzen und gemütlich ihr Bier schlürfen. Die Polizei umstellt die Gruppe kurz, als Zeichen der Friedfertigkeit werden die Hände nach oben gehalten. Kurze Zeit später ziehen die Beamten ab. Warum das Ganze? Ein Beamte scherzt, man hätte sie nur beschützen wollen.
Wenig später, ein andere Einheit stürmt durch die Straße, die Anwohner machen sich zunächst keine Sorgen. 'Machen sie das Feuer aus! 1, 2, 3' die Beamten lassen den Leuten keine Chance zur Reaktion, das Feuer wird umgeworfen. Die völlig irritierten Anwohner werden aus ihren Stühlen gerissen, an die Häuserwand geschleudert. Die Beamten tragen dunkeloliv, sind vermummt. Einer holt mit der Faust aus, bedroht einen jungen Mann. Er hält die Faust vor sein Gesicht, die Hand zittert. Ein anderer fuchtelt wie wild mit Pfefferspray herum. Geschrei. Drei Campingstühle werden von den Beamten demoliert. 'Wir wohnen hier!' wird den Beamten entgegengerufen. Die Beamten sind irritiert. 'Delitantisch!' 2 Tage später ist einer Betroffenen immer noch sichtlich empört und findet deutliche Worte. 'Die Bullen dachten wohl sie hätten Leute vom schwarzen Block vor sich.' Das aber schwarzgekleidete Chaoten in Garten und Campingstühlen sitzend randalieren und Bier trinken und das vor ihrer eigenen Haustür, dürfte wohl aber auch den Beamten neu sein. Tatsächlich hätten die Beamten die Lage schnell erkennen können. Übereinstimmend sagen die Betroffenen, dass die Polizei sehr konfus wirkte. Zunächst sah es so aus, als hätten sie regelrecht Angst vor der kleinen Gruppe die um das Feuerchen saß. Der Gewaltausbruch lässt sich anders wohl auch kaum erklären.
Anzeige will man dennoch nicht erstatten. 'Das bringt doch nichts. Das einzige was wir wissen ist, dass sie süddeutschen vermutlich bayerischen Dialekt gesprochen haben. Da schreibt sich doch keiner auf, welche Einheit wann wo gewesen ist. Keine Chance die zu identifizieren.'
Tatsächlich, während in den Medien das Bild der schwarzgekleideten Chaoten weiter ausgemalt wird, stellen die wenigsten die Frage, warum eigentlich Beamte vermummt rumlaufen müssen. Warum es keine Kennzeichnungspflicht für Beamte gibt.
So braucht sich aber niemand zu wundern, wenn derartige Vorfälle in diesen Tagen immer wieder hier in Rostock geschehen. Doch dafür interessiert sich natürlich kaum einer. Stattdessen fordern jetzt Hinterbänkler der CDU/CSU - Fraktion GSG9-Kräfte gegen Demonstranten. Die Welt ist ein Irrenhaus und momentan ist hier in Rostock die Zentrale.

Bericht von der Reclaim the Streets-Party

[http://de.indymedia.org/2007/06/181741.shtml]