2007-06-03
Aktionsbündnis und Polizei bilanzieren Tag der Gewalt
Thomas Waldner, zzt. Kühlungsborn
1000 Verletzte, über 100 Festnahmen und Sachschäden, die in die Millionen gehen: Das ist die traurige Bilanz der Anti-G8-Demo in Rostock am Samstag. Einen Tag nach den Straßenschlachten herrscht Ratlosigkeit bei den Veranstaltern und Ordnungskräften. Wie konnte es dazu kommen? Der Sprecher des Rostocker Aktionsbündnisses, Monty Schädel, gibt im ZDF-Interview zu: “Damit haben wir nicht gerechnet.” Die Polizei hat Konsequenzen angekündigt und will jetzt weiter hart durchgreifen.
Geplant war ein “großes buntes Fest”. Es wurde ein Tag unglaublicher Gewalt. Veranstalter wie Polizei, alle Seiten analysieren heute die Geschehnisse vom Samstag. Monty Schädel, der Sprecher des Rostocker Aktionsbündnisses, gibt kleinlaut zu: “Wir haben die Lage unterschätzt.” Konsequenzen? “Wir halten am Konzept fest und reden mit allen Gruppen. Wir wollen friedlichen Protest”, sagt Schädel im ZDF-Interview.
Kein Kontakt zu Gewalttätern
Wer sind die Militanten, die kein Interesse am friedlichen Protest haben? Koordinator Schädel kennt sie nicht. Er hat keinen Kontakt zu den gewalttätigen Gruppen: “Sie sind jung, schwarz gekleidet wie viele andere friedlichen Demonstranten auch. Mehr wissen wir nicht.”
Wer hat schuld an der Entwicklung am Samstag? Hätte man die Ausschreitungen vermeiden können? Organisator Schädel sagt jetzt: “Die Demonstranten sind schuld an der Eskalation. Nicht die Polizei.” Das Bekenntnis kommt spät. Diesen Satz hatte sich die Polizei bereits am Samstag vom Rostocker Aktionsbündnis gewünscht.
Und Schädel legt im ZDF-Interview nach: “Die Polizei hat nichts getan, um deeskalierend zu wirken.” Das weist Axel Falkenberg, Sprecher der Polizeisondereinheit “Kavala”, zurück. Die Autonomen seien jetzt größtenteils außerhalb der Stadt. Auch Ausländer seien unter den Gewalttätern gewesen. Weitere Demonstrationen in einem friedlichen Klima hält Falkenberg grundsätzlich für möglich. Allerdings macht er die klare Ansage: “Auf Blockaden werden wir energisch reagieren.”
Die Bilanz von Rostock: Weniger Demonstranten als erwartet. Krawalle statt Debatte. Entsetzen bei Politik, Polizei und vielen Demonstranten. Diese Eindrücke werden bleiben. Monty Schädel sieht den G8-Protesttag nicht als Misserfolg. Polizeisprecher Falkenberg antwortet auf diese Frage nur sehr schmallippig: “Das war erschütternd.”