2007-06-03
Samstag 2. Juni 2007, 13:17 Uhr
Heiligendamm (ddp). Die deutschen Geheimdienste warnen vor islamistischen Anschlägen während des G8-Gipfels in Heiligendamm. «Die Terroristen können da nicht rankommen. Das wissen sie», sagte ein Sicherheitsfachmann am Samstag der Nachrichtenagentur ddp.
Allerdings werden Anschläge der Al-Qaida in anderen Teilen der Bundesrepublik befürchtet. An erster Stelle stehen die Hauptstadt Berlin, Frankfurt als Bankenviertel und Hamburg als Welthafen. Unter die Demonstranten in Heiligendamm und anderen Städten mischen sich nach ddp-Informationen «Undercoveragenten» - eingeschleuste verdeckte Ermittler, die unauffällig ständig die Szene beobachten und Alarm schlagen können.
Nach den Befürchtungen der Nachrichtendienste könnten sich Terroristen «weiche Ziele» suchen und nach dem Muster der Anschläge in Madrid und London vorgehen. Geheimdienstler erinnerten daran, dass es auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland im vergangenen Jahr keine konkreten Hinweise auf islamistische Attentate gegeben hatte. Zwei auf Bahnhöfen abgestellte Kofferbomben explodierten dann zum Glück nicht.
In Deutschland werden «Hunderte» von Al-Qaida-Anhängern vermutet. Die Sicherheitsdienste befürchten, dass die Terrororganisation von Osama Bin Laden ihre «Schläfer» in der Bundesrepublik aktivieren könnte, um angesichts der Anwesenheit des amerikanischen Präsidenten George W. Bush in Heiligendamm Anschläge nicht nur auf US-, sondern auch auf deutsche Einrichtungen zu verüben. Als besonders gefährdet gilt der Flughafen Rostock-Laage, auf dem die Gipfelteilnehmer landen werden.
Die Geheimdienste zeigen sich über das auch in Deutschland aufgetauchte Phänomen des «Homegrown-Terrorismus» besorgt. Es handelt sich um Muslime, die sich erst in der zweiten und dritten Einwanderergeneration im Westen radikalisieren. Meist sind es fanatisierte Täter, die sich ihre Ideen und Anleitungen für Anschläge aus dem Internet holen. Einer der Geheimdienstexperten wies auf diese Entwicklung in Großbritannien hin, die einen ihrer Höhepunkte am 7. Juli 2005 im Londoner Berufsverkehr mit vier islamistischen Anschlägen auf U-Bahnen und einen Doppeldecker-Bus erreichte hatte. Die Terroranschläge ereigneten sich zeitgleich, als der G8-Gipfel in Gleneagles in Schottland stattfand. «Wir haben über solche Homegrown-Terroristen in Deutschland so gut wie keine Erkenntnisse», stellte ein deutscher Fahnder fest.
Die deutschen Sicherheitsdienste und die Bundespolizei haben nach eigenen Angaben «wirklich alles getan, um den Verlauf des Gipfeltreffens in Heiligendamm und auch die Situation in anderen Gebieten der Bundesrepublik zu Lande, zu Wasser und in der Luft im Griff zu haben». Die Deutsche Marine wird mit einer Fregatte und Minenjagdbooten Heiligendamm von See her schützen. Im neuen «Maritimen Sicherheitszentrum» (MSZ) in Cuxhaven überwachen Experten das Gesamtgeschehen. Sie können sofort die notwendigen operativen Maßnahmen zur Abwehr eines terroristischen Angriffs auf See einleiten. Sollte sich ein verdächtiges Flugzeug im deutschen Luftraum zeigen, können Phantom-Abfangjäger der Bundeswehr aufsteigen und die Maschinen abdrängen. «Gegen einen islamistischen Selbstmordattentäter sind wir aber in keiner Weise gefeit», hieß es aus Kreisen der Geheimdienste. (ddp)