2007-06-02
Zehntausende demonstrieren in Rostock gegen G8-Gipfel
Polizisten und Randalierer bei Ausschreitungen verletzt
Bei den gewalttätigen Krawallen am Rande der Anti- G8-Demonstration am Samstag in Rostock sind Polizeiangaben zufolge 146 Polizisten verletzt worden, 25 davon schwer. Wie viele Demonstranten verletzt wurden, sei nicht bekannt, sagte Polizeisprecher Axel Falkenberg. Mehrere Personen seien festgenommen worden. Die Polizei sprach von 2000 gewaltbereiten Autonomen bei der Großdemonstration, an der insgesamt 25.000 Menschen teilgenommen hätten. Die Veranstalter nannten dagegen eine Gesamtzahl von rund 80 000 Teilnehmern.
Nach Darstellung der Polizei hatten einige der gewalttätigen Autonomen bereits am Rande des Demonstrationszuges “mit brutalen Übergriffen gegen Polizisten begonnen”. Sie hätten mit Knüppeln geschlagen und Flaschen und Steine geworfen. Es hätte regelrechte Treibjagden gegen Polizeibeamte gegeben.
Ausgebrannte Autos
Am Samstagabend dann habe die Polizei mit einem massiven Aufgebot die Lage in den Griff bekommen. Einsatzzahlen wollte Falkenberg nicht nennen. Er forderte friedliche Demonstranten dringend auf, sich von den Gewalttätern auch räumlich zu distanzieren.
Bei den Krawallen in der Innenstadt wurde Scheiben eingeworfen, außerdem wurde von Dutzenden zerstörten oder ausgebrannten Autos berichtet. Die Polizei und die Stadtverwaltung sahen sich am Samstagabend noch außer Stande, eine ungefähre Schadenssumme zu nennen.
Demo in London
Kurz vor dem G8-Gipfel in Deutschland haben am Samstag in London mehrere tausend Demonstranten zum Kampf gegen die Armut aufgerufen. Sie forderten den scheidenden britischen Premierminister Tony Blair und die anderen Regierungschefs auf, in Heiligendamm ihre Hilfe-Versprechen vom Gipfel 2005 im schottischen Gleneagles zu erfüllen. Die Menschen in Afrika warteten noch auf die Hilfe.
Insgesamt demonstrierten nach Polizeiangaben etwa 25.000 Globalisierungskritiker am Samstag in Rostock gegen den kommende Woche anstehenden G8-Gipfel in Heiligendamm.
“Eine andere Welt ist möglich”
Die Demonstration unter dem Motto “Eine andere Welt ist möglich” war von zahlreichen Gruppen aus dem In- und Ausland organisiert worden, darunter das globalisierungskritische Netzwerk Attac, die Umweltorganisation Greenpeace, Gewerkschaften, Parteien und kirchliche Verbände. Auf Spruchbändern wandten sich die Demonstranten gegen die Existenz von Atomwaffen und die Irak-Politik der USA.
Zudem warfen sie den Industriestaaten eine Ausbeutung der Dritten Welt vor und forderten Maßnahmen gegen den Klimawandel. Insgesamt sollen nächste Woche bei den Protesten und zum Schutz des G8-Gipfels vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm 16.000 Polizisten eingesetzt werden. Den Demonstranten untersagten die Behörden unter anderem, Flaggen oder andere Symbole zu verbrennen, sowie Dosen oder Glasflaschen dabei zu haben.
Zahlreiche Polizeihubschrauber waren im Einsatz und kreisten über den Demonstrationszügen. Auf zwei Routen durchquerten die Demonstranten die Stadt.
“Eskalationsdynamik unterschätzt”
Die Veranstalter der Großdemonstration in Rostock distanzierten sich von den Gewalttätern. “Es gibt keinerlei Rechtfertigung für den Angriff auf Personen”, sagte Attac-Aktivist Werner Rätz am Samstagabend. Die Auseinandersetzungen seien “überhaupt nicht im Sinne der Veranstalter”.
Eine solche Eskalation sei in den Planungen für nicht möglich gehalten worden. “Wir hatten in der Tat die Eskalationsdynamik unterschätzt.” Jetzt gehe es darum, die Lage zu beruhigen. Für die kommenden Tag wagte Rätz keine Prognose. Beide Seiten müssten versuchen, die “emotionalisierende Situation” in den Griff zu bekommen.
[http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/31/0,3672,5546271,00.html]