2007-05-31
Mitmachen kann prinzipiell jeder
Berlin (ddp). Die Region um Rostock und Heiligendamm erlebt zum G8-Gipfel einen Medienansturm wie noch nie zuvor. Tausende Journalisten begleiten die Konferenz und die Proteste. Doch von den Massenmedien erwarten die G8-Gegner nicht all zu viel. Journalisten, die ihre Nachrichten verkaufen müssen, hätten meist eine Schere im Kopf, kritisiert «indymedia». Die Plattform unabhängiger Medien und Journalisten forciert daher die eigene Berichterstattung der Aktivisten, um ihre Sicht auf den Gipfel in die Welt zu tragen. Dabei setzt «indymedia» vor allem auf das Internet – und auf viele Freiwillige, denn mitmachen kann im Prinzip jeder.
Ein Zentrum der alternativen Gipfelberichterstattung wird das Unabhängige Medienzentrum in einer ehemaligen Schule in Rostock-Evershagen, dort, wo auch das Rostocker Protestzentrum eingerichtet wird.
Unter dem Motto «Don’t hate the media – become the media!» (Hasst die Medien nicht – werdet die Medien«) soll jeder die Möglichkeit haben, seine Erlebnisse als Texte, Fotos, Radiobeiträge oder Videos im Internet zu veröffentlichen, wie »indymedia«-Mitorganisatorin »Anna« sagt. Die Palette der geplanten Aktionen ist beachtlich: Ticker, Newsletter und Zeitungen sollen über die Proteste aus Sicht der Globalisierungskritiker informieren. Zudem sollen nach Angaben der Organisatoren auch Rundfunk-Produktionen und sogar eine tägliche Nachrichtensendung im Internet abrufbar sein. Zudem werden mobile Übertragungswagen unterwegs sein. Im Medienzentrum selbst werden den Medienaktivisten Computer mit Internetzugang sowie Audio- und Video-Schnittplätze bereitgestellt. Schreiben und Fotos hochladen können sie auch in den Camps und in der Rostocker Innenstadt. Die Ergebnisse werden unter anderem im Internet veröffentlicht. Geboten wird auch ein WAP-Ticker, der die News übers Internet aufs Handy bringt. Zudem wird nach Angaben von »indymedia« eine mehrsprachige Zeitung erscheinen. Generell setzen die Globalisierungskritiker in ihrer Berichterstattung vor allem auf das Internet. Unter http://g8-tv.org etwa werden tagesaktuell Videos von den Protesten abrufbar sein – versehen mit Untertiteln in mehreren Sprachen. Zudem strahlen sie vom 2. bis 8. Juni täglich eine 20-minütige Nachrichtensendung live im Netz aus, die über die Aktionen auf den Straßen und die Gegenveranstaltungen zum Gipfel berichtet. Auch Studiogäste sind eingeplant. Daneben gibt es unter http://radioforum.fm einen Rundfunk-Livestream im Netz, der die G8-Gegner über den Gipfel und die Proteste auf dem Laufenden hält. Eher als Parodie gedacht ist »KEIN.TV«, eine Aktion im Rahmen der Kulturinitiative »Art goes Heiligendamm«. Nach Angaben der Veranstalter sollen damit die »Mechanismen der medialen Inszenierung« des G8-Gipfels freigelegt werden. Die Berichterstattung wird über Internet übertragen und in Kulturzentren und Museen ausgestellt. Das Programm von »KEIN.TV" jedenfalls klingt ebenso professionell wie die Ausstattung des Übertragungswagens, der Schnittplätze, eine Breitband-Internetverbindung und Video-Projektoren beherbergt. Geplant sind Nachrichtensendungen und Talkshows ebenso wie Daily Soaps und Spielfilme. ddp/sas/han