2007-05-30 

Afrikanischer Tag gegen den G8-Gipfel 2007 in Deutschland

Fr. den 01.06.2007
ALTE FEUERWACHE
Axel-Springer Str. 40/41, 10969 Berlin

Flüchtligsinitiative
Brandenburg
und Africans’ Perspective

ab 12.00 Uhr

Rassissmus gegen Schwarze und seine Konsequenzen in
Afrika. Mit Yonas Endrias aus Eritrea/Deutschland;
N.N: Platform for Reflection and Action against Anti-Black Racism,
Schweiz.

14.15 – 16.00 Uhr

Kontinuität von Ausbeutung und Plünderung von Afrika.
Mit Barounga Abdel Kader, Kamerun/Deutschland;
Carole Crawford, Paris.

16.15 – 18.00 Uhr

Entschuldigung und Entschädigung für koloniale Verbrechen
und Sklaverei.
Mit Mawete Yo Teka Sala, Angola/England; Njeri Yebiemen,
Jamaica/England.

18.15 – 20.00 Uhr

Afrikanische Migration in die G8-Staaten und ihre
tötlichen Konsequenzen. Mit Theophilus Osezua Emiowele
aus Nigeria/Deutschland, Secretary of European Refugee
Advocacy Organisation; Wayne Farah, London.

Seit über 500 Jahren stellen die Beziehungen zwischen
den westlichen Staaten und Afrika eine Kontinuität
an Plünderungen und „Anschwärzungen“ des
afrikanischen Kontinentes und seiner Bevölkerung
durch die WeststaatlerInnen dar. Ein kritischer Mangel
an Arbeitskräften ließ die EuropäerInnen nach Afrika
stürmen und nach ArbeiterInnen für die Produktion
von z.B. Tabak, Zucker, Baumwolle, Kaffee und Gold
suchen. Dies wurde durch die grausame Versklavung
der AfrikanerInnen realisiert und unterstützt. Dies war
unauslöschlich die erste unmenschliche Gewalttat, die
an den Menschen Afrikas durch EuropäerInnen und
AmerikanerInnen begangen wurde.
Während dieser Zeit wurden AfrikanerInnen durch die
EuropäerInnen brutal gefangen genommen, entführt
und unter schlimmsten Bedingungen transportiert.
Dies führte zum Verlust von Millionen von Leben. Die,
die lebendig Europa und Amerika erreichten, mussten
in Plantagen und anderen gefährlichen Bereichen arbeiten
wo die oben erwähnten Güter billig produziert
und in Europa und Amerika verkauft werden. Die Profite
waren enorm und haben entscheidend zum Reichtum
dieser Kontinente beigetragen.

Ein anderes Verbrechen gegen die afrikanische Bevölkerung
und ihren Kontinent fand ab Jahr 1884 statt. In
diesem Jahr starteten die Europäer die zweite große
Welle in Richtung Afrika. Diese Bewegungen wurden
als Kolonisation bezeichnet. EuropäerInnen wie z.B.
PfarrerInnen, HändlerInnen, FarmerInnen und VerwalterInnen
sahen in Afrika ein billiges Sprungbrett um
der damaligen Armut in Europa zu entkommen und
nach einem besseren Leben zu suchen. Diese Entscheidung,
die Länder Afrikas ein zweites Mal auszubeuten,
wurde in Deutschland getroffen, auf einem
Treffen, das als die Berliner Konferenz von 1884 in
die Geschichte einging. Damals, am 15.11.1884 lud
Reichskanzler Otto von Bismarck die anderen europäischen
und amerikanischen „Mächtigen“ zu dieser
Konferenz ein. Während der Konferenz fiel die unkluge
und rassistische Entscheidung zur Aufteilung Afrikas
„wie ein Stück Kuchen“. Diese Entscheidung erleichterte
das Gedrängel der EuropäerInnen um Afrika. Das
Gedrängel um Afrika und die Sklaverei haben Afrika
politisch, ökonomisch und kulturell destabilisiert und
endlose Kriege und Schmerz herbeigeführt. Dadurch verloren
Millionen von AfrikanerInnen ihr Leben.
Die ursprüngliche Zivilisation Afrikas hat ihren Kurs verloren;
Afrika ist hin- und hergerißen zwischen den Welten. In
der ersten Welt wird Afrika trotz aller natürlichen Ressourcen,
als der ärmste, kränkste und unterentwickeltste Kontinent
der Welt porträtiert, welcher endlos (Entwicklungs-
)Hilfe aus Europa und Amerika benötigt. In der zweiten
Welt sind Amerika und Europa die RetterInnen Afrikas; sie
lösen dessen Konflikte, leihen dem Kontinent Geld, verteilen
ihre „Zivilisation“ und entscheiden, wie Wirtschaft und
Politik zu funktionieren haben.

So wie sich die destruktive und patriarchische Dynamik
der Dekonstruktion und Verunglimpfung fortsetzt, realisieren
Europa und Amerika ihre alten Strategien. Wenn die
alten Strategien überholt sind, beginnen sie ein neues,
satanisches Spiel, um mit einem Vorschlaghammer den
letztes Nagel in den Kopf Afrikas zu schlagen.
Dies wird heute als Globalisierung genannt wird. Die Globalisierung
hat Afrika als Geisel genommen. Dabei wird
durch den Internationalen Währungsfond (IWF) und die
Weltbank die globale Kontrolle über die afrikanische Wirtschaft
noch verstärkt.
Diese Institutionen haben so genannte wirtschaftliche Aufschwungprojekte
(AfrikanerInnen nennen es „Wirtschaftliche
Regressionsprojekte“) eingeführt. Ein Beispiel ist das
wirtschaftliche Angleichungsprogramm (ESAP), welches
nicht mit den kulturellen, politischen und ökonomischen
Realitäten des Kontinentes einhergeht. Dieses Projekt hat
mehrere politische und wirtschaftliche Krisen und Zusammenbrüche
von Staaten verursacht.
Die ausbeuterischen, patriarchalen und rassistischen Strategien
der westlichen Welt haben seit langem dazu beigetragen,
die Zahl der AfrikanerInnen, die auf der Suche nach
Schutz nach Europa kommen, ansteigen zu lassen. Einen
Schutz, den sie aber in den westlichen Ländern nicht bekommen
können. Im Gegenteil, afrikanischen Menschen
wird mit Rassismus und Anfeindungen begegnet, sie werden
als zweitklassige BürgerInnen betrachtet. Sie werden
ermordet, verbrannt und brutal von der westlichen Politik,
Polizei und Zivilgesellschaft behandelt.
Vor kurzem haben die EuropäerInnen eine Methode initialisiert,
welche AfrikanerInnen davon abhalten soll, nach
Europa zu gelangen. Sie werden in Camps festgehalten,
die von den europäischen Regierungen gesponsert werden.
Diese Camps befinden sich in allen Anrainerstaaten
Nordafrikas, wie z.B. Lybien, Marokko, Algerien und Tunesien.
Im Gegensatz zu den AfrikanerInnen können
EuropäerInnen jederzeit nach Afrika kommen oder
aus Afrika ausreisen, wie sie wollen.
Wir, das sind AfrikanerInnen in Deutschland, Europa,
Afrika, Amerika und anderen Teilen der Welt sehen,
diesen Prozess als rassistisch, destruktiv, ausbeuterischen
und inhuman an. Deshalb müssen wir
zusammenkommen um gegen die G8 zu demonstrieren
und dabei auch unsere nicht verhandelbaren
Forderungen veröffentlichen. Wir nutzen diese
Konferenz, um zur Schaffung eines „Internationalen
Gerichtes zur Verfolgung von Verbrechen gegen die
afrikanische Bevölkerung“ (ITRAP) aufzurufen. Dieses
Gericht soll in Deutschland im Juni 2007 eingesetzt
werden. Deutschland, als der Tatort, an dem die
Kolonisation begonnen hat, muss auch wesentlich
zur Wiedergutmachung beitragen. Das Internationale
Gericht wird Form und Ablauf nach internationalen
Standards schaffen und EuropäerInnen sowie AmerikanerInnen
verpflichten, ihre Verbrechen gegen Afrika
und dessen Bevölkerung zu bekennen und später
Reparationszahlungen zu leisten.
Darüber hinaus haben wir noch weitere unverhandelbare
Forderungen.

Unsere Forderungen:

1. Schluss mit dem Aufbürden westlicher
Ideen auf Afrika

Viele Dokumente für Afrika stammen aus dem Westen
und sind aus einer westlichen Perspektive geschrieben.
Es fehlt an afrikanischen AkademikerInnen und
PolitikerInnen. Diese Strategie stellt die rassistische
und dominante Attitüde offenkundig dar, da auch keine
eigenen Entwicklungen aus Afrika umgesetzt werden.
Die aus Europa stammenden Dokumente haben
wesentlich dazu beigetragen, die Abhängigkeit Afrikas
von der westlichen Welt zu manifestieren. Dies
kann an zwei Beispielen deutlich gemacht werden:
Das durch die Weltbank aufgezwungene westliche
Bildungssystem in Afrika, obwohl Mitglieder einiger
professioneller afrikanischer Institute, wie das Netzwerk
für Bildungsforschung im südlichen und östlichen
Afrika (ERNESA), bereits professionelle und adäquate
Programme für Afrika diskutiert haben.
Das andere Beispiel ist die „Neue Partnerschaft für
die Entwicklung Afrikas“ (NEPAD). Die NEPAD ist in
Afrika bekannt als die „Neue Partnerschaft für die
weitere Zerstörung Afrikas“.
Dies sind nur zwei Beispiele bei welchen die Europäischen
Mächtigen sich entschieden haben, mit Marionettenregierungen
in Afrika zusammenzuarbeiten,
um Afrika weiterhin zu teilen, unterzuentwickeln und
zu beherrschen.

2. Bezahlung und Reparation

In Unterstützung von ITRAP, fordern AfrikanerInnen
auf der ganzen Welt von Europa und Amerika die
eine Entschuldigung sowie die Bezahlung von Reparationen
für die in Afrika begangenen Verbrechen
z.B. Sklaverei und Kolonisation. Beispielsweise sind
die blutigen Gräueltaten in der Zeit der Sklaverei, als
viele AfrikanerInnen zu SklavInnen gemacht wurden
und unter schlimmsten Bedingungen in andere
Länder gebracht wurden um dort unter inhumanen
Umständen und Millionen von Todesopfern zur Arbeit
gezwungen wurden Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Gefolgt wurden die von kolonialen Verbrechen,
wobei AfrikanerInnen von EuropäerInnen und
AmerikanerInnen gezwungen wurden, auf dem Kontinent
als SklavInnen zu arbeiten. Außerdem wurden
Kriege geführt, die in grausamen Verbrechen gipfelten,
wie z.B. der Genozid an den Herero in Namibia,
der fast zu ihrer Ausrottung durch die deutschen kolonialen
Truppen führte.
Während der Kolonial- und Sklavereizeit wurden
enorme Mengen an Rohstoffen aus Afrika gestohlen.
Nach all dem rufen wir Amerika und Europa auf, ihre
Verantwortung anzuerkennen, um Verzeihung zu bitten
und Entschädigungen zu zahlen für alle Verbrechen,
die sie während der Zeit der Kolonisation und
Sklaverei begangen haben.
All diese Verbrechen sind Verbrechen gegen die
Menschlichkeit.

3. Schuldenerlass

Es muss einen Erlass für alle so genannten Schulden
geben. Ein Gläubiger kann nicht Eigner eines Schuldners
sein. Europa und Amerika besitzen aber Afrika.
Wir rufen alle europäischen Regierungen auf, das in
ihren Banken liegende gestohlene Geld zurück nach
Afrika zu überweisen. Viele westliche Marionetten
haben Geld aus Afrika gestohlen, und verstecken
es in Banken in Europa, welches hilft, die europäische
Wirtschaft anzukurbeln. All dieses Geld muss nach Afrika
zurückgeschickt werden.
4. Stoppt alle Kriege in Afrika
Die Kriege in Afrika werden immer noch von den Unterzeichnenden
der Berliner Konferenz geführt, um Rohstoffe
wie z.B. Gold, Diamanten, Öl, Kaffee und Coltan zu gewinnen.
Viele europäische Firmen sind an diesen Kriegsgeschäften
beteiligt um den Kontinent auszubeuten.
Um an die Bodenschätze zu kommen, werden Waffen an
Kriegsherren geliefert. Afrika wird in weitere Unruhen
verwickelt, während die Bodenschätze aus den Ländern
ausgeführt werden, ohne dass es irgendjemand bemerkt.
Dies kann aktuell an den Kriegen in der Demokratischen
Republik Kongo, Sierra-Leone, Somalia, Sudan, Tschad
und Angola gesehen werden. Die Kriege zerstören die
Sozialstruktur und Kultur, zwingen viele Menschen zum
Verlassen ihres Heimatlandes in Gegenden, in denen sie
nicht willkommen sind. Die Toten sind unzählbar, genauso
wie die ungeheure Ausbreitung von Krankheiten. Wir rufen
auf, die Kriege in Afrika sofort und vollständig einzustellen.
Es darf keine Waffenexporte mehr geben! Afrika
muss die Möglichkeit bekommen, eigene Mechanismen
zur Konfliktbewältigung zu entwickeln.

5. „Nein!“ zum Vorschlag der deutschen Kanzlerin für Afrika

Die Vorstellung der deutschen Bundeskanzlerin Angela
Merkel, dass sich europäische Staaten einen Partnerstaat
in Afrika aussuchen und diesen in der Entwicklung
fördern sollen, wird von AfrikanerInnen heftigste abgelehnt.
Diese Strategie würde zu einer Wiederholung der
Geschichte der Hoheitsgebiete in Afrika führen. Nach dem
zweiten Weltkrieg wurden die afrikanischen Staaten von
Europa in Gebiete unterteilt, um ihnen bei der Unabhängigkeit
und „Entwicklung“ zu assistieren. Es ist eher ein
Unglück, dass alle europäischen Länder harte Richtlinien
und Strukturen eingeschlossen haben, die dafür sorgen,
dass Afrika permanent abhängig von Europa und unterentwickelt
bleibt.
Wir rufen Europa auf, Afrika zu ermöglichen, seine eigene
Entwicklung im Verhältnis zu seiner Politik, Wirtschaft,
Kultur und Bevölkerung zu formen. Afrika braucht wirkliche
Unabhängigkeit, um seine PartnerInnen zu wählen
und nicht PartnerInnen von Europa gewählt zu bekommen.

Bildungswerk
in Kooperation mit:
der Heinrich Böll Stiftung