2007-05-29
Heute fand die lange angekündigte und mobilisierte Demnstration gegen den ASEM / EU Gipfel in Hamburg statt. Nach einer Critical Mass am Freitag mit lokalen Zusammenhängen und Fahrradkarawanen zu Gast in Hamburg und einer StudentInnendemo am Samstag sowie einer Reclaim the Streets am Sonntag war die Demonstration heute einer der Höhepunkte der Aktionstage gegen den G8 Gipfel und die EU in Hamburg, die noch bis zum 1.Juni weitergehen.
Dieser kurze subjektive Kommentar soll ein Beitrag zu der Auseinandersetzung mit Strategien über die Ereignisse hinaus sein und sich vor allem mit Strategien für das Wiederbeleben einer starken radikalen und vor allem internationalistischen Linken hier und anderswo beschäftigen.
Mit Fotostrecke
Seit einigen Wochen ist die Kampagne gegen den G8 Gipfel in Hamburg in vollem Gange.
Neben dem Aufbau eines Convergence Centers in der Roten Flora (Convergence Center = ein Ort zum Zusammenkommen, zum Informationen austauschen, und zum – vor allem für Auswärtige – Strukturen sowie lokale Gegebenheiten transparenter machen um Leute zu integrieren als weitestgehend selbstorganisierter Raum)
gab es auch viele öffentlich geplante Aktivitäten, die nun teilweise stattfanden und teilweise stattfinden werden (siehe: www.hamburg.dissentnetzwerk.org)
Lokale Praxis und die internationale Gipfelmobilisierung
Wärend der letzten Jahre sind in der radikalen Linken in Hamburg seit den eher unkontrollierten Protesten, spontanen Aktionen und vielfältigen Formen in der Zeit nach der Räumung des Bauwangeplatzes Bambule eher wenig an großen und gemeinsamen Mobilisierungen oder gar Kampagnen einer lokalen radikalen Linken gelaufen.
Mit der Entscheidung, die internationale Mobilisierung gegen den G8 Gipfel zu nutzen, um auch lokal im Vorfeld einiges stattfinden zu lassen, wurde und wird auch die Hoffnung verbunden, einiges von den Protestformen und -niveaus einer auswärtigen Bewegung in lokale Kämpfe einbetten zu können. Dies ist vor allem am Freitag gut gelungen, indem der Kontrollverlust der Schergen durch die Aktionsform aber auch die Entschlossenheit und Bekanntheit für viele der auch internationalen TeilnehmerInnen positiv genutzt wurden, um die lokale Praxis aufzufrischen und sich viele der sonst durch Auflagen oder der Schere im Kopf verursachten Schranken durchbrechen liessen.
Unkontrollierbarkeit und der Überraschungseffekt
Auf der heutigen Demo war die Stimmung nach einem eher lauen und redebeitraglastigen Auftakt mit nervigen Polizeiauflagen und Kontrollwahn ziemlich entschlossen und kämpferisch. Es wurden Seitentransparente durchgesetzt, die üblicherweise unter die Auflagen der Polizei fallen und weshalb der Demonstrationszug zwar mehrmals gestoppt wurde, die Transparente aber bis ans Ende der Route behalten wurden. Selbst angekündigte Greiftrupps haben letztendlich die Seitentransparente nicht abgegriffen, was vermutlich auch an dem Kräfteverhältnis der Demonstration mit vielen Ketten und aktionsbereiten Menschen lag, so dass es der Polizei als kleineres Übel erschien, die Transparente laufen zu lassen. Ebenso war es mit Fahnenstangen und der Auflage nicht laufen oder springen zu dürfen. All diese Auflagen wurden nicht durchgesetzt, was zumindest ein passiver temporärer Erfolg der Bewegung war, an den sich hoffendlich in Zukunft anknüpfen lässt. Dennoch war die Demonstration bei der Auflösung am Rödingsmarkt wenig offensiv und auch der Überraschungseffekt, der die Staatsbüttel hätte aus dem Konzept bringen können, wurde verpasst oder nicht vorbereitet. Somit war die Irritation und Ärger groß, da letztendlich die Polizeistrategie aufging, keine Proteste in der Innenstadt stattfinden zu lassen und sich relativ durcheinander vom Ort des Geschehens zurückgezogen wurde. Somit lässt sich feststellen, dass die Unkontrollierbarkeit und damit unsere Handlungsfähigkeit stärker dort Platz finden, wo Überraschung und Kreativität mit Entschlossenheit in derf Praxis verbunden wird.
Repression und Widerstand
Bei sämtlichen Aktionen der letzten Tage gab es Ingewahrsamnahmen und in den Diskussionen auch immer die Frage nach der möglichen Repression. Die Einschätzung, dass eine gefügige Verhaltensweise, wie sie weit verbreit auf Demonstrationen zumindest in Deutschland stattfindet, diese Repression nicht kleiner ausfallen lässt sondern im Gegenteil das Blatt für die Repressionsapparate positiver ausfallen lässt hat sich heute wieder bestätigt.
Es bleibt zu hoffen, dass die Kleingruppen, die nach der Beendigung der Demonstration zur Zeit in der Stadt agieren sich organisierter auch weiter gemeinsam politisch verhalten und den Widerstand nicht kleinmachen lassen. Zur Zeit fahren massiv Cops durch die üblichen Viertel, greifen Kleingruppen an und setzten Wasserwerfer ein. Es gibt aktuell Auseinandersetzungen mit der Polizei im Schanzenviertel. (siehe Ticker-HH 28.05)
Fight back power-politics and the ones in power!
Die nächsten Tage halten noch einiges an Interventionsräumen offen, also beteiligt Euch an den Aktionen wie Beat Captialism, der Kundgebung der Karawahne für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen sowie weiterer autonomer und linksradikaler Aktionen, kommt ins Convergence Center in der Roten Flora um Euch zu informieren und hört fsk (freies sender kombinat) um aktuelle Informationen zu bekommen, lasst Euch nicht einschüchtern und fight back the power!
weitere Infos zur Situation in Hamburg bei Indymedia:
Hintergrundinformationen zu G8 und EU Protesten (mobilisierung, nicht mehr aktualisiert):
[http://de.indymedia.org/2007/05/178938.shtml]