2007-05-18
Über 70 Prominente aus aller Welt unterstützen den Aufruf zu Massenblockaden gegen den G8-Gipfel, der in knapp drei Wochen in Heiligendamm stattfinden wird. Zeitgleich startet die Berliner Sektion des Block G8-Bündnisses in die letzte heisse Phase und plant ein großes Blockade-Training im Görlitzer Park im Stadtteil Kreuzberg. Eine Sprecherin des Bündnisses: "Jetzt erst recht - wir machen's wie die Telekom-MitarbeiterInnen, wir werden die Infrastruktur der Herrschenden kappen."
Am morgigen Samstag laden die Vorbereitungsgruppen zu einem Blockade-Training ein. Ab 14 Uhr sollen in dem belebten Görlitzer Park alle Blockierwilligen gemeinsam das Motto der Blockaden üben: "Bewegen. Blockieren. Bleiben." Dafür haben sie TrainerInnen von BlockAid eingeladen, die schon seit Monaten Informationstouren veranstalten, um mit potentiellen BlockiererInnen die verschiedenen Teile des Mottos zu üben. Als erstes geht es beim Bewegen darum, das Durchfließen durch Polizeiketten auszuprobieren. Im zweiten Schritt soll dann - stehend oder sitzend - blockiert werden. Und als dritter Teil der Übung werden alle zusammen solange wie möglich den Räumungsversuchen der – dieses Mal nur gespielten PolizistInnen – zu widerstehen.Anders erging es da einigen AktivistInnen, die am letzten Wochenende am Training des PDS-nahen Jugendverbandes ['solid] in der Parkaue im Stadtteil Lichtenberg teilnahmen: Nach der Repressionswelle vergangene Woche wurde die Berliner Polzei erneut zum ungebetenen Gast, indem sie mit etwa 20 PolizistInnen die kleine Übung auflöste. Die VeranstalterInnen werteten das Vorgehen der Polizei als weiteren Versuch, die Proteste gegen den G8-Gipfel zu kriminalisieren. Auch der Berliner Polizeipräsident sah sich durch die Überreaktion seiner Angestellten zum Eingeständnis von Fehlern gezwungen. "Es gibt keine tragfähige Rechtsgrundlage für das Einschreiten der Beamten" , gab er im Nachhinein an.
Für die VeranstalterInnen des Blockadetrainings am Samstag ist nach den Kriminalisierugsversuchen des Gipfelprotests klar, wie sie auf die Einschüchterungsversuche reagieren wollen: "Jetzt erst recht!" sagt eine Sprecherin der Kampagne und fährt fort: "Wir werden nach Heiligendamm fahren und diesen Gipfel praktisch delegitimieren, indem wir die Infrastruktur der Herrschenden kappen und massenhafte Blockaden auf den Zufahrtsstraßen zum Tagungsort machen werden.“ Weiterhin gibt sie an, sehr erfreut über die Ankündigungen der streikenden Telekom-MitarbeiterInnen zu sein. „Wir zeigen uns solidarisch mit den Streikenden und werden versuchen mit ihnen gemeinsam den Gipfel, der ein Symbol für neoliberale Politiken wie Lohnsenkungen und Privatisierungen ist, zu blockieren.“ Bundesweit streiken mehrere 10 000 MitarbeiterInnen der Telekom gegen die Auslagerung von 50 000 Arbeitsplätzen und der damit einhergehenden Lohnsenkung. Die Gewerkschaft ver.di kündigte bereits an auch die notwendigen Arbeiten für den G8-Gipfel zu unterbrechen, wie Mvregio berichtete .
Zudem haben mittlerweile auch über 70 Prominente den Aufruf zu Massenblockaden unterzeichnet. Unter ihnen GlobalisierungskritikerInnen wie Naomi Klein, Walden Bello und Vandana Shiva, PolitikerInnen wie Ulla Jelpke, Wissenschaftler wie Joachim Hirsch oder John Holloway und auch MusikerInnen wie Chumbawamba oder Dirk von Lowtzow von Tocotronic. Auch sie lehnen die G8 als nicht-legitim ab und rufen auf sich ihnen in den Weg zu stellen. Gefragt nach ihrer Motivation gab die Band Chumbawamba beispielsweise an, dass "die einzige angemessene Antwort auf die Ankunft der G8 später in dieser Woche massive Blockaden der Straßen nach Heiligendamm sind."
Beste Voraussetzungen also für die Kritikerinnen und Kritiker des Gipfeltreffens, die sich morgen schon einmal warmlaufen werden. Das Blockade-Training ist offen für alle Interessierten und findet am Samstag (19.05.) ab 14 Uhr im Görlitzer Park (bei dem ehemaligen Bahnhofsgebäude und den Brunnenruinen) in Berlin-Kreuzberg statt. Aktuelle Informationen finden sich unter www.fels-berlin.de