2007-05-17 

Auf nach Schwerin - Nazidemo am 02. Juni 2007 in Schwerin abzieh´n!

Am 02. Juni dieses Jahres wollen über tausend Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet unter der Führung der NPD in Schwerin aufmarschieren. Unter dem Motto „sozial statt global“ versucht die NPD ihre völkischen Kapitalismusvorstellungen zu transportieren.

Während in Rostock zehntausende Linke gegen Globalisierung und das G8-Treffen in Heiligendamm demonstrieren, soll die rechte Kapitalismus- und Globalisierungsvorstellung, verpackt und in Tuchfühlung zu den linken Demonstranten, in Schwerin medienwirksam und bürgernah vermittelt werden. Dabei nimmt der geplante „nationale Widerstand“ den G8-Gipfel als Anlass für eigene Proteste.

Bereits im Frühjahr 2006 wurde in Arnstadt der „Startschuss für eine rechtsextreme Kampagne gegen Globalisierung und Kapitalismus“ gelegt. Mehrere hundert Neonazis zogen hinter Transparenten mit Parolen wie “Zukunft und Heimat schützen! Gegen Globalisierung und Kapitalismus” und “Kapitalistischen Normalitäten entgegentreten” bei einer Auftaktdemonstration durch die Stadt. Die Kampagne, die rund um die Naziseite www.antikap.de positioniert ist, versucht, auf unzähligen Aufmärschen gegen das Finanzkapital mobil zu machen und ihre krude und realitätsferne Vorstellung zu verbreiten.

Schwerin 2. Juni

Auch wenn das Thema in der „Neuen Rechten“ erst seit kurzen im Mittelpunkt ihrer politischen Arbeit steht, schließt die Kapitalismusvorstellung direkt an die Ideologie des Nationalsozialismus an und folgt demselben reaktionären und dipolaren Weltbild. In diesem steht auf der einen Seite die nationale „Volkswirtschaft“ mit der angeblich „ehrlichen und deutschen“ Arbeit, das so genannte „schaffende Kapital“ und auf der anderen Seite das „raffende, jüdische“ Kapital. Dieses angeblich „jüdische Kapital“ ist bei den Nazis in den Zinssystemen und der Finanzwelt angesiedelt, etwa in Banken und Börsen im Allgemeinen und der „Wall Street“ im Konkreten. Die Juden werden hier nicht nur mit Geld und übermenschlicher Macht assoziiert, ihnen wird der Kapitalismus gänzlich aufprojiziert. In antisemitischer Propaganda werden die Juden, illustriert mit Aktenkoffer und Zylinder, als reich und verschlagen pauschalisiert. Als Puppenspieler steuern sie, abgebildet auf diversen Plakaten und Flyern der Alt- und Neonazis, mit den Fäden in der Hand das Weltgeschehen. Im Sinne der Nazis ist der Kapitalismus jüdisch und die Juden sind die Kapitalisten.

Als Konterprozess gegen die deutsche Nation, Kultur und das Volk ist die Globalisierung für die Nazis die „Endstufe“ der kapitalistischen Vergesellschaftung. Die Globalisierung ist eine der „Hauptgefahren für Volk und Land“ – nachzulesen auf der zentralen NPD-Internetseite – und somit eines der „Hauptkampfthemen der Gegenwart“. In einem anderen Text auf der Seite ist die Globalisierung an der „Ostküste der USA“ verortet, welche im Jargon der Partei und der freien Nazis ebenfalls von Juden dominiert wird. Ein paar Zeilen später wird konstatiert, dass „die (..) kulturelle Globalisierung die organisch gewachsenen Identitäten der Völker“ angreift. Abgeschlossen wird der Artikel mit dem Ausruf „Macht kaputt, was die Völker kaputtmacht“. Nach dieser Vorstellung soll der „amerikanischen Kulturglobalisierung“ die deutsche „Volksnation“ entgegengesetzt werden. Es wird sich zurückbesonnen auf das Volk, die Nation, deutsche Kultur statt englischsprachiger Popmusik und traditionelle Familienordnung, in der die Frau zur „Gebärmaschine“ und Hausfrau deklariert wird.

Langfristig stellt sich für die Nazis jedoch nur die „nationalsozialistische Lösung“ als eine Alternative dar. Wenn die Nazis den mächtigen und angeblich „jüdischen Kapitalismus“ und die „jüdisch-amerikanische Globalisierung“ überwinden möchten, müssen sie das Judentum überwinden. Wird diese reaktionäre, antisemitische und simple Systembetrachtung konsequent zu Ende gedacht, beinhaltet sie immer den Willen, die Juden nach nationalsozialistischem Vorbild vollständig zu vernichten.

Heutzutage müssen die Nazis gezwungenermaßen auf offen antisemitische Propaganda und Vernichtungsagitation verzichten. Die neue Ausweichstrategie trugen die Berliner Nazis von der Kameradschaft „Germania“ auf zahlreichen NPD-Demonstrationen mit sich. Auf einem schwarzen Transparent stand so beispielsweise in großen weißen Lettern „Gegen zionistischen „One-World“- Terror“. Die Globalisierung, also die angebliche Gefahr für die Nation, wird in Wortphrasen verpackt. Ohne straffrechtliche Androhung würde dort ohne Zweifel „jüdisch[er] One-World-Terror“ stehen.

Der Landtagswahlkampf der NPD in Mecklenburg-Vorpommern wurde im vergangenen Jahr ebenfalls um die alte antikapitalistische Idee positioniert. Die NPD betrieb intensiv und unter Zuhilfenahme von rechtsradikalen Provinzschlägern eine bürgernahe „Aufklärungs“- und Wahlkampfarbeit. In verschiedenen Flyern und unzähligen Broschüren wurde über „nationale Alternativen“ zur „Globalisierungsfalle“, „Bonzen“ oder „amerikanischen Imperialismus“ lamentiert. Der Antiamerikanismus und die simple Logik von Gut und Böse kamen bei der Bevölkerung von Mecklenburg-Vorpommern gut an. Mit über 7% wählte sie die rechtsextreme NPD in den Schweriner Landtag.

Darum gilt es sich am 02. Juni 2007 in Schwerin einer neonazistischen Ideologie, ob sie nun globalisierungskritisch verpackt in Thor Steinar- Klamotte oder in provinzieller Bomberjacke daherkommt, entgegenzustellen.

Gegen jeden Antisemitismus!
Nazidemo in Schwerin am 02. Juni 2007 abzieh´n!

Schwerin 2. Juni
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Schwerin 2. Juni
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