2007-05-07
Im Vorfeld des G8-Gipfels kamen 200-300 interessierte Menschen nach Heiligendamm, um die technischen Sperren in Augenschein zu nehmen. Dabei wurde über die globale Zerstörung durch die Kerntechnik, vor allem der industrialisierten Staaten, und die Verbindung zum geplanten G8-Gipfel informiert. Außerdem anwesend: ein verpeiltes Polizeiaufgebot und interessierte Strandbesucher.
Am Sonntag, 29. April, fand in Heiligendamm ein Zaunspaziergang mit Demonstration statt, um auf den 21. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl und den Zusammenhang von G8, Uranabbau und Kernkraft aufmerksam zu machen. Es kamen ca. 200-300 DemonstrantInnen, außerdem waren etwa gleich viele Bullen vor Ort sichtbar. Auftakt war am “Haupteingang” des Zaunes, an der Galopprennbahn. Der an dieser Stelle versenkbare Zaun ist bereits montiert, es müssen nur noch die restlichen Elemente über die Molli-Eisenbahn-Strecke angebracht und das Tor aus dem Untergrund hochgefahren werden. Auch die Kameras sind inklusive Scheinwerfer an den Toren bereits montiert.
Weil direkt hinter der Galopprennbahn die Bullencontainer stehen und natürlich auch bewacht werden müssen, ergab sich für die anwesende Clownsarmee gleich die Möglichkeit, ihr überlegenes taktisches Können zu zeigen. Innerhalb weniger Minuten gelang es ihnen, die zahlen-, waffen-, und testosteronmäßig überlegenen Polizeikräfte von nahe der Kundgebung bis an den Zaun zurückzudrängen. Der Einsatzleiter schien außer dem halbwegs geordneten Rückzug seiner Leute keine andere Möglichkeit zu sehen, dem ungewohnten Gegner zu entgehen.
Nach den ersten Redebeiträgen ging die Demonstration die Autostraße entlang nach Heiligendamm, die grüne Begleitung hielt sich meist vornehm im Wald seitlich der Straße versteckt. Da in Heiligendamm bereits ein Großteil der Straßen privatisiert sind, führte der weitere Verlauf seitlich am eigentlichen Ort vorbei, in Richtung Strand. Dort musste der Lauti auf der Straße bleiben, viele Menschen wollten aber endlich ans Wasser und verließen die Demo kurzzeitig seitlich auf die Promenade. Das passierte aber so spontan und ungeplant, dass die Bullen recht lange brauchten, um die Lage überhaupt zu übersehen, ihnen wäre es lieber gewesen, die Demonstration die ganze Zeit von den sonntäglichen Strandbesuchern zu trennen. Doch da die mecklenburgische BePos nunmal nicht im Umgang mit wendländisch erfahrenen Menschen trainiert waren, blieb es größtenteil beim polizeilichen Abhalte-Versuch. Am Ende des Weges wartete der nächste Zaundurchgang, auf halbem Weg zum bereits vor Wochen bemalten “NO-G8-Hotel”. Dort verläuft der Zaun parallel außerhalb eines kleinen Kanals, der auch extra von Kamera überwacht wird. Offiziell wird der Zaun hier komplett dicht sein, aber naja…
Hier wurde der Zaun auch von oben genau untersucht…
Nach einer kleinen Pause und weiteren Redebeiträgen ging es, diesmal mit Genehmigung und offiziell, auf dem Deich bzw. Strand in Richtung Hotel Kempinski zurück. Auch hier mussten sich die Bullen immer wieder überraschen lassen und mit schwerer Ausrüstung immer wieder mal über die Deichböschung runter- und hochklettern, um die Demo wenigstens halbwegs im Blick zu haben. Eine sehr lockere Bullenkette war denn auch das einzige, was zwischen den Menschen und dem Kempinski langsam vorauslief. In 50 Meter Entfernung vom Kempinski fand dann auch die Abschlusskundgebung statt, mit anschließender heißer Vokü. Die Bullenkette konnte natürlich doch elegant durchgangen werden, um noch diverse Transpis an der Seebrücke anzubringen. Das alles natürlich unter Zivi-Beobachtung.
Technische Sperren im Elchtest
Aus der Presse ist ja bereits bekannt, dass der Zaun viele Millionen Euro teuer ist, mit Unterkriechschutz, Stacheldraht und elektronischer Überwachung versehen ist, etc. Dieser Teil des Berichts soll aber etwas genauer auf die technischen Einzelheiten der “technischen Sperre” eingehen.
Wenigstens im Bereich der Galopprennbahn ist der Zaun sehr beinahe lückenlos in den Wald gebaut. Ein kleiner geschotterter Waldweg, einspurig breit genug für schwere Fahrzeuge, läuft direkt an ihm auf der Außenseite entlang, die Innenseite ist nicht befahrbar. Die Bäume stehen beidseitig recht hoch und dicht am Zaun.
Die großen Stahlträger/ Zaunpfosten sind mit 2 recht großen Schrauben von außen an den Betonfundamentblöcken angebracht. Die Muttern sind jeweils mit mehreren Schweißpunkten versiegelt/ gesichert.
Die Gitter selbst (ca. 5mm dick) sind an der Vorderseite (also dem Meer abgewandt) auf rechteckige Rahmen aufgeschweißt. Die Rahmen selbst sind mit angeschweißten Metallstücken von hinten in die Pfosten eingehängt und dort nochmals angeschweißt.
Auf dem Zaun sind vorne und hinten jeweils 2 Reihen Stacheldraht V-förmig gespannt, dazwischen liegt nochmals eine Natodraht-”Girlande”.
Von Überwachungstechnik entlang des Zaunes war mit Ausnahme der Kameras an den Straßenzufahrten auf der Demo (noch?) nichts zu sehen.
Wie beschrieben scheint die Zufahrt bei der Galopprennbahn aus einem im Boden versenkbaren Zaunabschnitt zu bestehen.
An der östlichen Strandzufahrt soll nach bisherigen Presseartikeln kein Zugang sein, eine versenkbare Konstruktion scheint auch nicht vorgesehen zu sein. Innerhalb des Zauns (neben der Schleuse des Baches/ Kanals) lagen vier weitere Zaunelemente herum, obwohl bis auf die Zufahrt der Zaun fertig schien.
Allerdings sehen die Pfosten direkt neben der Straße so aus, als ob dort Scharniere angebracht werden könnten.
Außerdem sind auf der Innenseite an diesen Pfosten horizontale Rollen aus Teflon o.ä. parallel zum Zaun angebracht, evtl. um einen entfernbaren Querriegel anzubringen?
[http://de.indymedia.org/2007/05/175443.shtml]