2007-03-20
German translation, see original
In den vergangenen Wochen haben wir viele kritische Diskussionen über die derzeitige Mobilisierung gegen den G8 2007 mitbekommen (z.B. vom “22. Oktober Kollektiv”, die auf der Webseite von Indymedia UK veröffentlicht wurde [auch auf deutsch bei dissentnetzwerk.org – anm.d.ü.]). Auch wenn wir an solchen Diskussionen teilgenommen haben, halten wir die Diskussion über zentrale oder dezentrale Aktionen für wenig fruchtbar. Wie dem auch sei, es ist unbestreitbar, dass unsere Stärke als Bewegung in unseren Fähigkeiten zur Innovation liegt, und dass die gegenwärtigen Vorschläge für Heiligendamm nichts bieten außer einer Wiederholung von Taktiken, die über die letzten Jahre zunehmend ineffektiver geworden sind, da die Ordnungskräfte aus ihren Fehlern gelernt haben und unsere internen Schwächen begannen durchzuschimmern. Für uns ist es klar, dass, sollte der Gegen-Gipfel in Heiligendamm laufen wie geplant – mit seiner Anordnung thematischer Schwerpunktdemos, seiner symbolischen Blockade, die nichts blockieren wird und seinem Camp, dass beim kleinsten Vorwand von der Polizei eingekesselt werden kann – er in die Geschichte eingehen wird als selbstverwaltete Beerdigung der Anti-Globalisierungsbewegung.
Wir widersprechen dem alternativen Vorschlag des “22.Oktober Kollektivs”: In unseren “eigenen” Städten oder Ländern zu bleiben und lokal zu kämpfen lässt das vermissen, was an Massenversammlungen am aller fruchtbarsten ist. Wir brauchen im Vorfeld von Heiligendamm ein Camp, um uns zu treffen, zu diskutieren, uns zu organisieren und unsere kollektive Stärke zu spüren. Wir brauchen auch Aktionen, um diese Stärke auf die Probe zu stellen und uns neue zu Potentiale eröffnen. Aber das Verhältnis von Massen-Versammlung und Massen-Aktion muss überdacht werden. Erstere sollte als Punkt funktionieren, von dem aus wir aufbrechen, nicht als Basis, auf die wir uns zurückziehen und an die wir gebunden sind.
Die vergangenen Jahre haben die Überlegenheit von Taktiken gezeigt, die darauf abzielen, den Fluss von Waren und Kapital zu blockieren. Es ist, als ob das unbarmherzige Tempo der Globalisierung unerträglich geworden ist und alle fühlen können, dass die einzig vernünftige Antwort darauf ist, die Maschine lahm zu legen. An den jüngsten Kämpfen in Frankreich, Bolivien, Algerien und Argentinien können wir sehen, dass der einzige Weg sie zu blockieren für uns bedeutet beweglich zu sein. Wir müssen uns die Freiheit nehmen, an die Orte zu gehen, an denen wir am effektivsten sein können. Aber vor allem anderen müssen wir uns darüber im klaren sein, dass wir uns für ein Ziel opfern, dass auf drastische Weise hinter unsere Möglichkeiten zurückfällt, wenn wir unsere Aktionen darauf beschränken die Versorgung eines Treffens zu blockieren, dessen OrganisatorInnen solch enorme Ressourcen an Zeit und Geld haben, um sich darauf vorzubereiten. Wir müssen unseren Blick erheben von einer nicht praktikablen und uneffektiven Blockade eines einsamen Hotels an der Ostsee, hin zur Blockade der Ökonomie, der Blockade Deiutschlands. Zudem wird uns nur eine solche Öffnung unseres Kampfes die Chance bieten, die massiven Sicherheitskräfte auszumanövrieren, die gegen uns mobilisiert werden.
Angesichts dessen schlagen wir vor, 10 Tage vor Beginn des Gipfels in dem vorgeschlagenen Camp massenhaft zusammenzukommen, um uns in Ruhe zu treffen und zu planen, dann aber der Eröffnung des G8 mit einem massiven Exodus zuvorzukommen, weg von Rostock, wo es nichts zu blockieren gibt, weg vom Hochsicherheits-Hotel, wo die G8-Leader bereits blockiert sind, hin zu einem oder mehreren Zentren von Kapital und Staatsgewalt (z.B. Hamburg, Berlin, Frankfurt…). Dort hat es mehr als nur einen symbolischen Effekt, sich an einem Tag der Blockaden zu beteiligen. Eine Serie solcher Blockadetage würde eine Bewegung im Wortsinne mit einem einzigen Anliegen hervorbringen: Den Motor der Akkumulation zum Stillstand zu bringen, für die die G8-Leader nur austauschbare Masken sind.
Dieser Vorschlag erfordert eine Menge Organisierung, möglicherweise mehr, als Leute es sich für den Juni vorgestellt haben, aber im Gegensatz zur Alternative uns selbst in einer Ecke Deutschlands zu blockieren, wo wir nichts blockieren können, birgt es immerhin eine Chance auf Erfolg.
11. November Bewegung
[http://dissentnetzwerk.org/node/103]