Klimawandel "Die Führer scheinen irgendwie von den
Veränderungen um sie herum losgelöst
zu sein. Wir können uns das Foto
bereits vorstellen ... ein König,
umgeben von niederen Monarchen.
Das ist kein Bild der Zukunft ..."

Michael Hardt, Antonio Negri

Eines der größten Probleme, das die G8 in den letzten Jahren mit zu verantworten haben ist der weltweite Klimawandel. Durch den enormen Ausstoß an Klimagasen wie Kohlenstoffdioxid und Methan haben es die großen Industrienationen geschafft das Klima, das sich innerhalb von vielen Millionen Jahren entwickelt hat, massiv zu stören. Welche Folgen dies haben wird ist nicht genau abzusehen.
Immenser
Resourcenhunger
Aber in das hoch komplexe und nicht verstandene Ökosystem so massiv einzugreifen könnte sich als tödlicher Fehler für große Teile der Menschheit erweisen. Selbst vorsichtige Prognosen gehen davon aus, dass extreme Klimasituationen wesentlich zunehmen werden. Wüsten und Dürregebiete werden sich ausdehnen, während an anderen Orten Überflutungen zunehmen. Die ersten Auswirkungen davon sind jetzt schon sichtbar und eine starke Absenkung des Ausstosses an Klimagasen ist dringend nötig.

Doch warum sorgen wir uns noch darum? Haben die G8-Staaten dieses Problem nicht schon längst erkannt und als Themenpunkt in ihr Gipfelprogramm aufgenommen?

Nun, es soll in Gleneagles tatsächlich über das Klimaproblem geredet werden. Es ist aber abzusehen, dass bei diesem Gerede nichts brauchbares herauskommen wird. Nur weil sich mit der Umweltthematik prima Wahlkampf machen lässt bedeuted das noch lange nicht, dass die G8 bereit sind dieses Problem ernsthaft anzugehen. Die Wirtschaftspolitik der G8 Staaten wird bestimmt von Wirtschaftssektoren, die einen immensen Resourcenhunger haben. Wie gross der Einfluss zum Beispiel der Autoindustrie auf die Politik ist, lässt sich ermessen, wenn man sich das Beispiel der europäischen Altautoverordnung vor Augen führt. Als auf europäischer Ebene eine Verordnung in Kraft treten sollte, die die Industrie verpflichtet, die alten Autos selbst zu entsorgen, reichte ein Anruf des Vorstands von VW bei Bundeskanzler Schröder, um die Verordnung zu kippen. Und so bemühen sich die Staaten vor allem den Zugriff auf Ressourcen sicherzustellen, anstatt den Resourcenverbrauch einzudämmen und die Emission von Treibhausgasen zu reduzieren.

Dafür müssten sie aber den verschwenderischem Lebenstil in einigen Teilen der Erde und das Märchen vom permanenten Wirtschaftswachstum in Frage stellen. Dies würde aber ihren Interessen grundlegend widersprechen, denn um ihre Vormachtsstellung in der Welt zu erhalten und weiterhin davon zu provitieren, sind die Industrienationen auf den Erhalt und die weitere Durchsetzung des Neoliberalismus angewiesen. Dafür müssen immer mehr Märkte und Ressourcen erschlossen werden.

So sollte auch niemand wirklich überrascht sein, wenn die "Entwicklungspolitik" der G8-Staaten nicht gerechte Lebensbedienungen für alle Mensche weltweit zum Ziel haben, sondern eine Einverleibung der ganzen Welt in das Wirtschaftssystem der Industrienationen. Damit haben die mächtigsten Regionen der Erde ungehinderten Zugriff auf die Märkte und Ressourcen der wirtschaftlich schwächeren Regionen.
Weitere Durchsetzung
des Neoliberalismus
Es ist offensichtlich, dass viele der Projekte den Menschen vor Ort massiv schaden. So werden in Indien zum Beispiel künstliche Seen zur Shrimpzucht angelegt. Diese Entwicklung entspricht den Vorstellungen der G8 insofern, als dadurch natürlich die Wirtschaft wächst, auch wenn die lokale Umgebung verseucht, und die Lebensgrundlage der Bevölkerung zerstört wird. Ausserdem entlarvt diese "Entwicklungspolitik" auch die Priortäten der G8. Es ist vollkommen klar, dass eine weltweite Industrialisierung und eine Anpassung an den Lebensstil des globalen Nordens ökologisch verheerende Folgen haben wird.

Es geht viel mehr darum, die Folgen der eigenen Ressourcenverschwendung abzuwälzen auf andere. Schon heute sind große Teile der Ressourcen dieser Erde privatisiert. Wenn sie knapp werden, sind es nicht die Reichen und Mächtigen, die darunter zu leiden haben werden. Die werden sich immer Erfrischungsgetänke leisten können, selbst wenn bei dem Rest der Menschheit die Brunnen austrocknen. Und selbst dort wo die Infrastruktur zur Wasserversorgung existiert, werden Menschen von ihr ausgeschlossen. In Südafrika, Kolumbien und anderen Ländern wurde nach der Privatisierung des Wassers, ganzen Stadtteilen, die nicht bezahlen konnten, die Wasserversorgung abgedreht. Dadurch sind inzwischen Krankheiten wie Cholera wieder auf dem Vormarsch.

Und um sich vor den störenden Migrationsströmen zu schützen, die Wasserknappheit oder Klimakatastrophen unweigerlich zu Folge haben werden,
Abschottung
gegen Migration
schotten sich die wohlhabenden Regionen hinter hochgerüsteten Grenzen ab. Die Festung Europa oder die Grenze zwischen USA und Mexico sind nur zwei Beispiele für dieses Phänomen.

Es ist also sehr einsichtig, dass die G8 die wirklichen Probleme nicht lösen werden. Sie haben noch nicht mal ein wirkliches Interesse daran. Alles was sie tun, ist uns mit leeren Versprechungen, Lügen und faulen Kompromissen so lange hinzuhalten und zu beruhigen, wie es ihnen möglich ist.

Es wird also Zeit die Dinge selber in die Hand zu nehmen und es gibt viel zu tun. Angefangen von dem eigenen Lebensstil, über regionale Bedingungen bis hin zu globalen Kampangen und Aktionen wie den Protesten gegen den Gipfel. Es geht dabei nicht darum ständig verzichten zu müssen. Im Gegenteil - diese Veränderung des Lebensstils kann sehr bereichernd sein. Wir verbrauchen Unmengen an Benzin, nur um jeden Tag zu einem Job zu fahren, den die meisten von uns nicht mögen, um uns die Miete und das Tiefkühlessen, dass durch die halbe Welt transportiert wurde, leisten zu können. Statt dessen können wir unser Leben selbst in die Hand nehmen und in Gemeinschaft statt in ständiger Konkurenz zum Beispiel unsere eigenen Häuser gestalten und vor Ort Gemüse anbauen. Damit reduzieren wir nicht nur unseren Ressourcenverbrauch, sondern schaffen uns auch Raum um uns kennen zu lernen und unsere Kreativität auszuleben.

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