Erneuter Brandanschlag auf Fahrzeug eines Managers

Die Welt 27. Januar 2007

Gross Flottbek
Unbekannte Täter stecken das Auto eines Werftvorstands in Brand. Der Staatsschutz übernimmt die Ermittlungen.


Von André Zand-Vakili
Hamburg - Bislang unbekannte Täter haben am frühen Freitagmorgen zwei Anschläge auf hochrangige Manager von Blohm + Voss verübt. In Groß Flottbek setzten sie den Wagen von Herbert Aly, Vorstandssprecher der Marine Service Division, in Brand. Ganz in der Nähe wurde in Nienstedten das Haus von Walter Klausmann beschmiert, der Vorstand der U-Boot-Sparte bei Thyssen Krupp Marine Systems ist. Der Staatsschutz ermittelt. Die Täter werden in der linksautonomen Szene vermutet.

Gegen 4.30 Uhr ging zunächst der Mercedes von Herbert Aly in Flammen auf. Der Wagen brannte völlig aus. Eine Stunde später flogen Farbflaschen gegen die Fassade des Endreihenhauses von Klausmann. Die Täter schlugen zudem die Windschutzscheibe an seinem Wagen ein. In beiden Fällen blieb es bei Sachschäden.

Die Polizei sicherte bis in die Vormittagsstunden Spuren an den Tatorten. Der Mercedes war im vorderen Bereich angesteckt worden. Vermutlich hatten die Täter Kleber unter den Reifen oder im Kühlerbereich angesteckt. Dass das Auto von Klausmann nicht stärker beschädigt wurde, ist vermutlich dem Umstand zu verdanken, dass sein Haus in einem kleinen Stichweg liegt. Gerade hier mussten die Täter besonders schnell vorgehen, um nicht erkannt zu werden. Tatsächlich entkamen sie in beiden Fällen unerkannt. Befragungen von Nachbarn und Anwohnern durch die Kripo haben bislang keine konkreten Hinweise ergeben. Beim Staatsschutz im Landeskriminalamt ordnet man die Anschläge aufgrund der geradezu "klassischen Tatbegehung" militanten Linken zu. Nach außen gibt man sich noch zurückhaltend. "Es besteht der Verdacht politisch motivierter Straftaten", sagte Hauptkommissarin Christiane Leven. Intern erwartet man das baldige Eintreffen eines Bekennerschreibens, wie es schon nach dem Anschlag auf Finanzstaatssekretär Thomas Mirow aufgetaucht war. Dem SPD-Politiker war exakt einen Monat vor den jetzigen Taten das Haus in Winterhude beschmiert und der Mini seiner Frau angesteckt worden. In einem dreiseitigen, einen Tag nach dem Anschlag bei Zeitungsredaktionen eingegangenen Bekennerschreiben hatte eine "AG Kolonialismus und Krieg in der militanten Anti-G-8-Kampange" die Verantwortung für die Tat übernommen. Im Fall Mirow hatte die Generalbundesanwältin das Verfahren an sich gezogen und gegen die Täter bislang erfolglose Ermittlungen wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung eingeleitet.

Die Hamburger Polizei steht vor einer schwierigen Aufgabe. Dort hatte man mit solchen Anschlägen im Vorfeld des G-8-Gipfels gerechnet, der im Juni in Heiligendamm stattfindet. Bereits im Juli 2005 hatte es mit einem Brandanschlag auf das Auto von Affi-Vorstandschef Werner Marnette den Auftakt zu der Anschlagsserie im Zusammenhang mit dem G-8 Gipfel gegeben. Weitere Opfer wurden unter anderem der Werber Holger Jung und der Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Thomas Straubhaar. Nach dem Anschlag auf Mirow hatte die Polizei eigens eine Sonderkommission ins Leben gerufen, die weitere potenzielle Anschlagsopfer erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten soll. Das hat im Fall der Werftmanager nicht geklappt. Weitere Anschläge auf Politiker oder Vorstände im Vorfeld des G-8-Gipfels werden nicht ausgeschlossen.