Vergessliche G8-Gegner sorgen mit ihren Hinterlassenschaften in Rostock für volle Fundbüros

MVregio 12. Juni 2007

12.06.2007: Rostock/MVregio Zehntausende Gipfelgegner haben der Stadt Rostock neben guten und schlechten Erinnerungen vor allem eines hinterlassen: Berge von Fundsachen. Die Sammelstelle im Rostocker Hauptbahnhof quillt nach den vielen Sonderfahrten der Deutschen Bahn förmlich über, und auch die Straßenbahnen und Busse hatten zahlreiche vergessliche Fahrgäste.

Fündig wurden nicht zuletzt die Aufräumer, die in den Camps und nach den Blockadeaktionen in und um Rostock für Sauberkeit gesorgt haben. Säckeweise warten Mobiltelefone, Geldbörsen, Sonnenbrillen, T-Shirts - und Kuscheltiere auf ihre Besitzer.

Die ersten Kartons mit Fundsachen hatten sich schon beim Saubermachen der Blockadestrecken gefüllt. Teilnehmer der Aktion reinigten selbst die Straßen vom “Besiedlungsmüll” und häuften Berge von “Lost and found”-Nachrichten und -Gegenständen an. Für die wenigsten Sammelstücke fanden sich die Besitzer. Mittlerweile steht Andi von der Camp AG, der seit dem Wochenende “klar Schiff” in den Zeltstädten macht, bis zu den Knien in Fundsachen. “Schuhe, Fotoapparate, Schlafsäcke - wir haben hier alles”, sagt der Mecklenburger.

Manche hätten ganze Zelte stehen gelassen, “auch komplette Rucksäcke haben wir gefunden”, wundert sich Andi. Aber am erstaunlichsten findet er die “Berge von Kuscheltieren”, die die Aufräumtrupps zusammengesammelt haben. Einige G8-Demonstranten waren zwar auch mit Kind und Kegel angereist, dass aber ausgerechnet die Lütten ihre Plüschtiere vergessen, ist wohl eher unwahrscheinlich.

Vor allem Campingartikel liegen seit vergangener Woche im Fundbüro der Deutschen Bahn. “Isomatten, Zeltgestänge, auch Fotoapparate”, sagt Bahn-Pressesprecher Burkhard Ahlert. Normalerweise würden täglich drei bis fünf Fundsachen eingesammelt, “jetzt waren es 20 am Tag”, sagt Ahlert. Auch einen Pass habe man gefunden und an die Polizei übergegeben.

Vergessene Ausweise und Pässe der Fahrgäste verschickt die Rostocker Straßenbahn AG selbst. Davon gab es vergangene Woche eine Menge, wie Sprecherin Swantje Förster sagt. In den Trams und Bussen wurden aber auch Schlüssel, Rucksäcke, Jacken und selbst ein Profi-Funkgerät gefunden. Ein Krückstock könnte ein Hinweis auf die große Altersspanne der G8-Protest-Teilnehmer sein.

Die Camp AG will nun per Mailinglisten die Teilnehmer der Protestwoche über alle gefundenen Stücke informieren. Bis dahin deponiert Andi alles privat in Rostocker Wohnungen. Findet sich der Besitzer nicht, werden die Schlafsäcke und Zelte gereinigt und für einen guten Zweck weiter gegeben. Erfahrungsgemäß wird der Berg an Fundsachen nicht wirklich kleiner. “Wir sind eben leider eine Wegwerfgesellschaft. Zumindest in diesem Punkt müssen wir als G8-Gegner auch noch an uns arbeiten”, räumt der Aktivist ein.

MVregio Landesdienst mv/hro
Artikel erstellt: 12.06.2007, 11:48

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