Stellungnahme von Avanti zur "Gewaltfrage"

Liebe Freundinnen und Freunde,

auch bei uns haben die jüngsten Äußerungen von attac-VertreterInnen gegenüber der Presse zur "Gewaltfrage" große Irritationen ausgelöst. Wir schließen uns der im dem Offenen Brief der ALB geäußerten Kritik ausdrücklich und in vollem Umfang an.

Teils unter eigenem Namen, teils im Rahmen der Interventionistischen Linken ist Avanti aktiv beteiligt an vielen Strukturen und Modulen des G8-Protestes, z.B. an der G8-Koordination in Hannover, an der Demo-AG, der Kultur-AG, der Kampagne Block G8, um nur einige zu nennen. Überall
bemühen wir uns, die Kooperation zwischen den unterschiedlichen
Strömungen und Akteuren zu fördern. Wir wollen mithelfen, das in den G8-Protesten liegende Potenzial voll zu entwickeln, damit von
Rostock/Heiligendamm tatsächlich ein Signal des Aufbruchs und der
Ermutigung ausgeht, das die Bewegung insgesamt stärkt. Hierfür sind die die jüngsten Interview-Äußerungen von attac- VertreterInnen leider kontraproduktiv gewesen.

Bestandteil von spektrenübergreifender Kooperation sind immer auch verlässliche Absprachen über die Formen und Mittel des Protestes für konkrete Orte oder Aktionen. Diese Absprachen sind aber nur möglich in einem Klima der Solidarität, das Unterschiede anerkennt und auf pauschale Abgrenzungen und Zuschreibungen verzichtet. Besonders geärgert hat uns die verfälschte Darstellung des Blockadekonzeptes Block G8 in dem taz-Interview. Schließlich haben wir lange Zeit und viel Mühe darauf
verwendet, mit Gruppen ganz unterschiedlicher Aktionstraditionen ein gemeinsames und verlässliches Konzept für Massenblockaden zu entwickeln. Dieses sieht ausdrücklich Sitz- UND Stehblockaden vor und es beinhaltet ausdrücklich mehr als einen "rebellischen Gestus", nämlich die Ankündigung dauerhafter und effektiver Blockaden, die gleichwohl nicht auf Eskalation angelegt sind. Dieses Konzept konnte die Kampagne Block G8 bislang auch gut und ohne missverstanden zu werden, sowohl der Presse wie der Bewegungsöffentlichkeit erklären, ohne sich als "friedlich" zu
etikettieren und sich ausgrenzend gegenüber anderen Aktions- und
Blockadekonzepten äußern zu müssen.

Insgesamt ist die G8-Mobilisierung weit gekommen in dem Bemühen, sich nicht spalten zu lassen und die vielzitierte "Einheit in Vielfalt" zu entwickeln. Unser Appell an alle Beteiligten ist es, dies nicht auf der Zielgeraden der Mobilisierung durch öffentliche Abgrenzungsrhetorik zu gefährden.

AVANTI - Projekt undogmatische Linke
25.3.2007