Move fast, strike harder

G8 Heiligendamm 2007: Nur ein weiterer Gegengipfel?

Der G8 Zirkus kommt nach Heiligendamm. Als die letzten Gipfel in entlegenere Gegenden verlegt wurden, fühlten wir unsere Kräfte schwinden, vor allem weil der Spielplatz und alles drumherum zunehmend von ihnen kontrolliert wird. In Seattle, Prag und Genua lag unsere Stärke darin, innovativ zu sein und die Polizei zu überraschen. Das gab uns die Freiheit die Gipfel mit effektiven direkten Aktionen zu unterbrechen. Die Zeit ist gekommen die Initiative zurück zu erobern.

Wir stimmen alle darin überein, dass es eine konstruktive und kraftvolle Erfahrung sein kann, sich in Heiligendamm zu treffen um gemeinsame Aktionen zu machen. Vergangene Gipfelmobilisierungen haben uns aber auch die Notwendigkeit größerer Flexibilität in unseren Protesten aufgezeigt. Eingekesselt und von effektiven Aktionen abgehalten zu werden, wie es in Gleneagles und St.Petersburg geschehen ist, ist unproduktiv und vermittelt nichts als Ohnmacht.

In den letzten Jahren hat es sich als effektivster Weg der Enteigneten im Kampf gegen das Kapital erwiesen, die Flüsse der Waren mit direkten Aktionen zu blockieren. Dies war es was die HafenarbeiterInnen 2002 an der amerikanischen Westküste taten, was die Arbeitslosenbewegung in Argentinien seit 1997 praktiziert, was die Strategie der Aufständischen in Algerien 2001 wie die der CPE Kämpfe im vergangenen Jahr in Frankreich war. Wir sollten davon lernen und darauf zielen die Kapitalflüsse zu blockieren – sei es der Fluss der Zahlen in der digitalen Welt des Börsenhandels oder der Fluss der LKW auf der Autobahn.

Unser Vorschlag ist es, dass wir uns an der kapitalistischen Festung in Heiligendamm treffen und die Kraft und Energie des Handelns und Lebens in einer großen Gruppe erfahren, jedoch nur so lange wir effektiv sind und es unsere Kräfte stärkt. Das bedeutet, dass wir die derzeitigen Vorschläge unterstützen und versuchen werden den Gipfel und die Flüsse überall in Meck-Pomm zu blockieren - dass wir dabei aber auf radikale Strategieänderungen vorbereitet sind: Sobald uns effektives Handeln unmöglich gemacht wird, sollten wir bereit sein uns zu bewegen und das Schlachtfeld dorthin zu tragen, wo die KapitalistInnen verwundbarer sind.

Durch diese Verschiebung der Strategie wollen wir uns die Kraft und Energie erhalten, die wir in früheren Gipfelmobilisierungen gespürt haben, uns aber zur gleichen Zeit neue Kapazitäten der Störung erschließen. Praktisch gesprochen heißt das für den Anfang, dass wir uns kollektive Möglichkeiten schaffen müssen, zu schellen Entscheidungen zu kommen und jederzeit mobil zu sein. Wir sind nicht wie sie an einen Ort gebunden, und das ist eine große Stärke, die es uns erlaubt, der in starren Strukturen verhafteten Polizei immer einen Schritt voraus zu sein. Unsere Taktik sollte die beweglicher Angriffe sein statt eine Belagerung zu beginnen, die wir nicht gewinnen können.

Dies im Hinterkopf ermutigen wir AktivistInnen dazu, mit der Bereitschaft nach Heiligendamm zu kommen, das Schlachtfeld zu wechseln - was es notwendig macht auf nomadischer Basis zu operieren. Organisatorisch regen wir an, uns eine Struktur für Informationsaustausch und logistische Fragen zu geben, die so beweglich ist wie wir.

Die Flüsse, die wir vorschlagen zu blockieren sind global und grenzenlos. Viele sind von ihnen betroffen, aber nur wenige haben die Ressourcen, um nach Heiligendamm zu reisen. Wir rufen alle, die nicht zum G8 kommen können dazu auf, sich am Kampf zu beteiligen und die Flüsse zu blockieren, wo auch immer auf der Welt sie sich befinden. Kommt vorbereitet!
Internationales Anti-G8-Treffen, 11.Februar 2007