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2007-06-02

"Veranstalter entschuldigten sich bei der Polizei"

Randale in Rostock

Brennende Autos, Straßenschlachten, mehr als 100 verletzte Polizisten – in Rostock haben Krawallmacher randaliert, der friedliche Protest ging unter. Die Veranstalter entschuldigten sich bei der Polizei.

Sirenen heulen, Molotow-Cocktails fliegen, Autos brennen – in Rostock ist am Samstag die Hölle los. Vermummte bewerfen Polizisten mit Steinen, die Beamten antworten mit Tränengas und Wasserwerfern. Die Krawalle entzünden sich nach einer Attacke auf einen Polizeiwagen auf dem Platz der Kundgebung am Stadthafen. Chaoten werfen die Scheiben des Polizeiwagens ein, verletzen Beamte dabei. Zwei Hundertschaften eilen den bedrängten Kollegen zu Hilfe und landen im Steinehagel. Tränengas und Wasserwerfer werden dann gegen alle Demonstranten eingesetzt, viele fliehen in Panik.

An den Sanitätswagen stehen die Leute Schlange.

Polizei stellt sich auf heiße Nacht ein

Die Organisatoren der Demonstration machen die Autonomen für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. "Wir können der Polizei keinen Vorwurf machen", sagt Veranstalter Werner Rätz von Attac, "die haben sich an den deeskalierenden Kurs gehalten". Er habe Verständnis, dass die Polizei später hart gegen Einzelne vorgegangen sei. Von der Gewaltbereitschaft der Demonstranten sei er überrascht, "wir haben das unterschätzt". Für die kommenden Tage wagt er keine Prognose. Die Polizei dagegen rüstet sich für eine heiße Nacht in Rostock. Sie zog alle verfügbaren Kräfte zusammen und beorderte für die Nacht auch die Einsatzreserven aus dem Umland nach Rostock.

"Wer waren die Arschlöcher?"

Manfred Stenner, Geschäftsführer des Netzwerks Friedenskooperative, schätzt die Zahl der Randalierer auf 300 bis 600. Die Polizei bezifferte die Zahl der Gewaltbereiten auf 2000. Mehr als 140 verletzte Beamte gehen auf deren Konto, 25 von ihnen erlitten schwere Blessuren. Mehr als 100 Demonstranten sollen festgenommen worden seien, zahlreiche wurden verletzt. "Das ist eine persönliche Niederlage für mich", bilanziert Stenner und kündigt erregt die Suche nach den Krawallmachern an: "Wir werden recherchieren, wer die Arschlöcher waren." Auch Rätz betont, dass die Veranstalter der Polizei keinen Vorwurf machen: "Wir können uns nur entschuldigen, dass sich die Demonstranten nicht an ihren Teil der Verabredung gehalten haben."

Schon vor dem Angriff auf den Polizeiwagen hatten Vermummte randaliert und die Scheiben einer Sparkassenfiliale eingeschlagen. Auch am Radisson-Hotel flogen Flaschen auf Polizisten, Knallkörper und Leuchtmunition wurden gezündet. Immer wieder wurden die Einsatzkräfte in albtraumhafte Scharmützel verwickelt. Mal flog ein Steinhagel auf die Männer und Frauen in Kampfanzügen, mal wurden die Beamten von Demonstranten umringt, wenn sie Gewalttäter greifen wollten, mal wurden sie von Horden zurückgedrängt, die mit erhobenen Händen, aber energischem Tempo auf sie zugingen.

Für eine Weile schien es, als wären die Beamten mehr mit der Selbstverteidigung und dem Herausführen von verletzten Kolleginnen und Kollegen beschäftigt und mit der Verfolgung der Straftäter heillos überfordert. 5000 Polizisten waren im Einsatz, über die Zahl der Demonstranten gab es unterschiedliche Angaben. 80.000 nannten die Veranstalter, 25.000 die Polizei.

[http://www.focus.de/politik/deutschland/g8-gipfel/g8-demo_aid_62284.html]