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2007-06-21

G8-Proteste: Wasserwerfer-Besatzung droht Strafanzeige

Offenbar mit hohem Druck auf Köpfe von Demonstranten gezielt

Potsdam (LiZ). Auch fast zwei Wochen nach den Protesten gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm hält die Diskussion über das Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten weiter an. Der Potsdamer Rechtsanwalt Steffen Sauer bereitet jetzt eine Strafanzeige wegen schwerer Körperverletzung gegen die Besatzung eines Wasserwerfers vor. Ein 35- jähriger Potsdamer wurde während einer Blockadeaktion durch den Wasserwerfer offenbar schwer an einem Auge und am Kopf verletzt. Bei dieser Blockade und am selben Tag wurden nach Angaben von Sauer mindestens vier weitere Demonstranten schwer verletzt. Sie trugen geplatzte Trommelfelle und Augenverletzungen durch Wasserwerfer und Pfeffergas davon oder erlitten Jochbeinbrüche durch Schlagstöcke.

Nach Darstellung des Rechtsanwalts hatte der 35-jährige Potsdamer mit mehr als 2000 weiteren Demonstranten eine Wiese an der letzten noch offenen Zufahrtsstraße nach Heiligendamm besetzt. Die Polizei habe versucht, diese Blockade aufzulösen und die Demonstranten von der Straße abzudrängen. Unmittelbar nach dem Eintreffen der ersten Aktivisten seien die Einsatzkräfte mit einem massivem Einsatz von Wasserwerfern, Reizgas und Schlagstöcken gegen die Demonstranten vorgegangen.

Wie auch in den Tagen davor habe die Polizei dabei gezielte schlagartige Wasserstöße mit hohem Druck auf Köpfe und Oberkörper von Demonstrationsteilnehmern gerichtet. Der 35-jährige sei durch einen dieser Wasserstöße so schwer an Auge und Kopf verletzt, dass er stationär behandelt und bisher zwei Mal operiert werden musste, berichtete Sauer. Am Ort des Vorfalls hätten sich die Polizeisanitäter geweigert, den Transport zu übernehmen. Es sei viel Zeit vergangen, bis der schwer Verletzte zunächst nach Bad Doberan, wo er zunächst einem Bundeswehrarzt vorgestellt wurde, und dann erst durch einen zivilen Rettungsdienst in die Augenklinik nach Rostock gebracht worden sei, wo er umgehend operiert wurde.

Die behandelnden Ärzte können auch nach zwei Operationen und zwei Wochen Zeit nicht sagen, was die genauen Folgen der Verletzung sein werden. Klar ist aber, dass seine Sehfähigkeit auf dem linken Auge für immer eingeschränkt bleiben wird. Eine komplette Erblindung auf diesem Auge ist nach wie vor nicht ausgeschlossen. Zumindest konnte er am Montag, den 18.06. das Krankenhaus verlassen und nach Potsdam zurückkehren, wo er ambulant weiterbehandelt wird.

"Resümees wie, die Polizei habe einen guten Job gemacht oder Polizeimeldungen von einem deeskalierenden Vorgehen und einem Polizeieinsatz, der Proteste ermöglichen sollte, klingen zynisch angesichts der vielen Berichte über zahlreiche Verletzte und Schwerverletzte im Verlauf der Proteste und oft gewaltsamer Behinderung der Arbeit von AnwältInnen, SanitäterInnen, und JournalistInnen", sagte Rechtsanwalt Sauer.

[http://linkszeitung.de/content/view/122364/42/]