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2008-01-25

Im Wefsten nichts Neues

Kapitalismus statt WEF bekämpfen

Das Motto des diesjährigen WEFTreffens
in Davos lautet «The Creative Imperative», was
frei übersetzt in etwa «der kreative Befehl» bedeutet. Letztes Jahr hatte man noch unverblümt
«Taking responsibility for tough choices», also «Verantwortung für harte Entscheide
übernehmen» posaunt. Damit stellte man klar, was künftig zu erwarten sei:
Massenentlassungen, Sozialabbau, Krieg und andere «harte Entscheide». Mit dem aktuellen
Slogan kehrt das WEF dahin zurück, wohin es die bürgerlichen Ideologen schon immer trieb:
Zur phantasievollen Umdeutung und Kaschierung des täglichen Elends und seiner aktuellen
Verschlimmerungen. Die «harten Entscheide» werden dadurch keinesfalls abgemildert. Das
Personal des Kapitals verpackt die künftigen Zumutungen, welche den Lohnabhängigen und
Arbeitslosen blühen, bloss in allerlei phantasievolle Phrasen. So nennt man den Abbau
sozialer Sicherungen lieber «mehr Eigenverantwortung tragen», massenhafte Arbeitslosigkeit
«Massnahmen für den nationalen Wirtschaftsstandort» und die zunehmende Repression
«mehr Sicherheit».

Der Slogan könnte aber auch meinen, dass künftig alle mit mehr Kreativität für ihre Existenz
kämpfen müssen. Also nicht mehr bloss jeden Scheissjob annehmen, sondern sich auch mal
als Schuhputzer oder Velotaxi selbständig machen. Dass das nicht mehr ist als neoliberale
Ideologie und in der Realität nicht funktioniert, ist dem Personal des Kapitals und seinen
Freundinnen und Freunden egal. Solange die Betroffenen daran glauben und still sind.
Was bei der Suche des Mottos genau durch die kreativen Oberstübchen der WEFRiege
gekrochen ist, können wir natürlich auch nicht bestimmen. Kreativität hin oder her, auf die
krisenhaften Entwicklungen der Weltwirtschaft wird mit «harten Entscheiden» reagiert. Hart
immer für jene, auf deren Kosten aktuelle Krisen bekämpft werden sollen. Das Personal des
Kapitals entscheidet nämlich nicht aus Kreativitätsüberschuss, dass man nun künftig
massenhaft ArbeiterInnen auf die Strasse wirft und die Sozialleistungen auf ein Minimum
zurückfährt. Im Gegenteil zeigt sich darin bloss, dass das Modell, welches bis in die 70er
Jahre funktionierte, in eine Krise geraten ist und damit «kreative» Entscheide erfordert.

Dank der aktuellen Entwicklung müssen die, welche ihre Arbeitskraft verkaufen, zunehmend
härter schuften, während andere arbeitslos sind und sozial ausgeschlossen werden. Nicht aber
dunkle Machenschaften und geldgierige Hintermänner sorgen für diese Misere, sondern die
Funktionsweise des Kapitalismus. Am WEF treffen sich zwar die sogenannten «Global
Leaders», die globalen Führer also. Doch diese Bezeichnung ist irreführend. Unsere Welt
wird nicht von Konzernleitern und George W. Bush beherrscht, sondern von der nachhaltig
nicht regulierbaren Entwicklung der kapitalistischen Ökonomie. Deshalb nutzt auch aller
«konstruktive Dialog» oder das Einfordern von ethischen Standards, Verantwortung und
ähnlichem Blödsinn nichts. Der Kapitalismus funktioniert nicht nach dem Gesetz des WEFs
oder seiner Mitglieder, sondern nach dem Gesetz der kapitalistischen Ökonomie.

Natürlich steht das Personal des Kapitals unter den Bedingungen des Kapitalismus gut da mit
seinen Luxuskarossen, Villen und Weinkellern. Unter anderem darum macht es sich das
Funktionieren des Ganzen auch zu seinem eigenen Anliegen. Aber das fast beliebig
austauschbare Personal selbst ist bei seinen Entscheidungen den Gesetzen der kapitalistischen
Ökonomie unterworfen, will es nicht selbst untergehen. Es muss das Funktionieren des
Kapitalismus auch in Krisenzeiten politisch und ökonomisch sicherstellen. Darum zerbrechen
sich die Herren und wenigen Damen in Davos und anderswo auch permanent den Kopf im
Dienste der verschiedenen Unternehmen und Nationalstaaten, statt ausschliesslich ihren
Wohlstand zu geniessen. Würden sich dieselben Damen und Herren von Wasser und Brot
ernähren und zudem ihre Entscheidungen immer auf ihre moralischen Qualitäten hin
überprüfen, es wäre den wenigsten geholfen. Die Zwänge der kapitalistischen Ökonomie
würden sich trotzdem ihre Geltung verschaffen. Besonders betroffen davon sind die
Lohnabhängigen und Arbeitslosen. Eine Abhilfe von diesen Zwängen kann nur die
Überwindung des Kapitalismus bringen. Und genau darum ist Kreativität vor allem von uns
gefordert. Wir brauchen weder einen Markt, um herauszufinden, was unsere Bedürfnisse sind,
noch Staat und Kapital um diese zu Befriedigen. Im Gegenteil müssen wir zur Befriedigung
unserer Bedürfnisse den Kapitalismus gemeinsam abschaffen.

Für die Assoziation der Freien und Gleichen!

Interesse und Kritik:
eis_zeit@gmx.net | www.eiszeit.tk

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