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2002-01-30

BRÜSSEL: SCHNELLVERFAHREN? ZEUGINNEN GESUCHT

Drei Leuten aus Bremen soll im Februar in Brüssel im Rahmen eines Schnellverfahrens der Prozess gemacht werden. Ihnen wird vorgeworfen Steine geworfen zu haben und bei der Festnahme Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet zu haben. Zu befürchten ist, dass mit diesem Prozess ein Exempel statuiert werden soll.

Die drei waren nach der Demo am 14.12.2001 in das Zentrum ?Thurn und Taxis? gegangen, wo ein Konzert stattfinden sollte. Auf dem Gelände hielten sie sich bis ca. 16³° Uhr auf. Anschließend verließen sie das Gelände. Zu diesem Zeitpunkt waren noch alle drei Zufahrten zu diesem Gelände, sowohl die Picardstraat, als auch die Havenlaan zu beiden Seiten durch Polizeiketten abgeriegelt.

Kurz danach wurde die Havenlaan in Richtung Norden wieder freigegeben. Um ca. 16.45 Uhr gingen sie in diese Richtung, was der Demoroute rückwärts entsprach. Dies schien ungefährlich, da mehrere Kleingruppen und auch Einzelpersonen ungehindert diese Straße passierten und auch nur noch ein einzelner Polizeiwagen am Straßenrand stand. Die Situation stellte sich scheinbar als entspannt dar.
Ca. 17.00 Uhr bogen sie um die Ecke Havenlaan/Redersplein en Brug, als sich von der anderen Straßenseite eine Gruppe von etwa zehn Männern, die überwiegend Blue Jeans, Bomberjacken, Boots oder Turnschuhe sowie Mützen und/oder Kapuzen trugen, auf sie zu bewegten, kurz vor ihnen begannen zu rennen, sie zum Bürgersteig zerrten und dort zu Boden drückten.
Die Personen, die sich als Polizisten ausgaben, gingen mit äußerster Brutalität vor.
Die Hände der drei wurden auf dem Rücken mit Plastikschellen gefesselt. Einem wurde mit Stiefeln ins Gesicht getreten.
Der ganze Vorgang wurde von mehreren Leuten beobachtet, die jedoch nichts unternahmen. Zudem gab es Personen, die fotografierten, es ist unklar, ob es sich dabei um Zivilpersonen handelte, um Presse oder um Polizisten.
Anschließend wurden sie hochgezogen und gezwungen, gebückt über die Brücke zu gehen zu einem dort stehenden Polizeiwagen (Ecke Redersplein en Brug/Willebroekkaai). Einem wurde angedroht, ihn in den Kanal zu werfen.
An dem Polizeiwagen wurden alle aufgestellt und ein erstes Mal durchsucht.
Im Anschluss daran mussten sie in den Polizeiwagen steigen und dort auf dem Boden knien. Mit im Wagen saß mindestens noch einer der Zivilbeamten. Dieser setzte die Demütigungen fort mit Sprüchen mit sadistischem und faschistoidem Inhalt, Schlägen auf den Kopf und Drohungen. Außerdem drohte er, er würde Pfefferspray in den Wagen sprühen.
Nach einiger Zeit sollten sie wieder aussteigen, wurden erneut an den Wagen gestellt und noch einmal durchsucht. Zu diesem Zeitpunkt konnten sie eine Gruppe des Legal Teams erkennen, die am Rande mit Beamten diskutierten. Leider traute sich jedoch keiner, mit ihnen zu sprechen aus Angst vor weiteren Repressalien.
Dann wurden sie zu einem anderem Wagen gebracht, wo die Personalien aufgenommen wurden.
Nahe zu nach jeder Kontrolle, vom Zeitpunkt der Festnahme an, wurden die Handfesseln enger gezogen. Im Anschluss daran wurden sie zu dritt in einen Gefangenentransporter gebracht und anschließend zur nahe gelegenen Wache Kolenmarktstraat gefahren.
Diesen Vorgang haben verschiedene Leute gesehen. Wenn du Leute kennst, die in Brüssel waren und vielleicht entsprechende Szene beobachtet haben, melde dich bitte bei der unten stehenden e-mail-Adresse.
Auf der Wache Kolenmarktstraat wurden von ihnen gestellte Fotos mit Helmen und Vermummung gemacht. Einer wurde aufgrund offensichtlicher Verletzungen von den Tritten ins Krankenhaus gebracht. Dort wurde ihm unter Zwang ein Schmerzmittel verabreicht. Am nächsten Morgen wurden alle drei zum Justizgebäude überführt. Nach einem Verhör durch den Staatsanwalt wurden sie nach über 24 Stunden entlassen.
Ursprünglich sollte der Prozess schon im Januar stattfinden, ist aber verschoben worden, nachdem den AnwältInnen vom Legal Team verboten worden war, die drei zu vertreten und andere AnwältInnen sich kurzfristig einarbeiten mussten.
Wenn du also Leute kennst, die etwas von diesem Vorgang gesehen haben könnten oder die ähnliches erlebt haben, melde dich bitte unter: pech_gehabt_2001@yahoo.de

[indymedia.de 30.1.2002]