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Bezugsgruppenreader Teil 1 (Februar 2007)

Bezugsgruppenreader Teil 2 (Mai 2007)

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2007-06-14

CounterSpin Collective – Pressearbeit fuer Aktivisten

Interviews

1) Wenn Du von einem Journalisten kontaktiert worden bist, frag immer wer sie/er ist, von welcher Zeitung/TV Kanal etc., fuer wann sie/er das Interview braucht und was sie/er genau haben will:

a. Welche Publikation oder Sendung?

b. Wird es regional/national/international ausgestrahlt/veroeffentlicht? (Internet?)

c. Aufgenommen oder live?

d. Welches Format, z.B. Interview mit einer einzelnen Person oder mehreren, sprich Diskussion; wenn Diskussion, find heraus, wer noch dabei ist, damit Du weisst, was auf Dich zu kommt.

e. Was fuer Fragen/Aspekte – Welches Thema und von welcher Perspektive?

Sag dann dass Du zurueckrufst und ueberleg Dir/besprich mit Deiner Gruppe, ob und wie Du/Ihr das machen willst/wollt

Dann…

2) Ueberleg Dir wer das Publikum sein wird und basiere das was Du sagen moechtest darauf

3) Ueberleg Dir ein paar kurze Zitate, die Deine Message ganz genau auf den Punkt bringen

4) Deine Kernaussage, das was Du unbedingt rueberbringen willst, sollte soweit wie moeglich am Anfang des Interviews sein

5) Denk immer daran, was Du rueberbringen willst und nicht was der Interviewer hoeren oder nicht hoeren will!

6) Sag niemals ‘kein Kommentar’, das kommt immer rueber, als haettest Du was zu verbergen; versuch lieber die eine Frage, die Du nicht bentworten moechtest zu umgehen, oder dazu zu benuetzen, Deine Message nochmal zu verdeutlichen. Wenn Du eine Frage nicht beantworten kannst, weil Du die Antwort nicht weisst, sag das ganz einfach, oder benutze die Gelegenheit etwas zu sagen, was Du wichtig findest, z.B. ‘Darueber kann ich nichts sagen, aber was ich Ihnen sagen kann...’

Vorbereitung

Ein Interview ist der Prozess bei dem der Interviewer seine Story versucht zu bekommen und Du versuchst Deine Message rueberzubringen….

1) Deine Message sollte in ein oder zwei ‘Soundbites ’ zusammefassbar sein:

a. Bereite Dich vor, indem Du Dir ueberlegst, was Deine Kernaussage ist und mit welchen Worten Du sie am besten ausdrueckst – keine Sorge wenn’s vereinfacht klingt, das ist eh besser, um die Sache fuer das Publikum verstaendlich zu machen
b. Schreib Dir vier oder fuenf Fragen auf, von denen Du denkst, das sie gefragt werden und schreib Dir Antworten dazu auf, die Du Dir dann einpraegen kannst – uebe das Interview mit Deiner Gruppe oder mit einer Companheir@: Diese sollten Deine Antworten klar und deutlich verstehen koennen!
c. Denk an Deine wichtigste Aussage und formuliere verschiedene Versionen davon, um diese dann in jedes Deiner Antworten mit reinzubringen
d. Interviews sind meist sehr kurz, oder das was tatsaechlich benutzt wird vom Interview wird nur ein Ausschnitt sein – sieh also zu, dass Du das Wichtigste gleich am Anfang sagst
e. Versuch Deine einzelnen Antworten auf 20 Sekunden oder weniger zu beschraenken, denn ein ‘Soundbite’ ist zwischen 8 u. 20 Sekunden lang
f. Spreche genau und deutlich, versuche nicht zu schwafeln und benutze weder komplizierte oder dem Publikum womoeglich unbekannte Fachausdruecke – spreche nicht in zu komplexen Saetzen (keine unzaehligen Nebensaetze)
g. Denk Dir einen Schlussatz aus, der nochmal Deine Message genau auf den Punkt bringt
h. Keine Sorge wenn Du Dich mehrmals im Interview wiederholst, somit bleibt das was Du sagst dem Publikum besser in Erinnerung!
i. Versuche nicht, Dich zu verstellen – sei Du selbst, denn sonst wirkst Du moeglicherweise nervoes oder unserioes

Die verschieden Medienarten

1) Regionale Sendungen/Zeitungen

a. Regionale Medien werden regionale Interessen haben – ueberlege Dir also, wie das was Du sagst in die regionale Politik passt – was wird dem Publikum wichtig sein?
n.b. dennoch kann es sein, das ein regionaler Bericht ein zweites Mal auf nationaler Ebene benutzt wird …

2) Nationale/Internationale Sendungen/Zeitungen

a. Ueberleg Dir, was ein nationales oder internationales Publikum interessiert
b. Ueberleg Dir auch welche Politik das Medium hat welches Dich interviewt und wie Du Deine Message in dem jeweiligen Kontext rueberbringst, z.B. mit einer JournalistIn von der TAZ kannst Du anders sprechen wie mit einer JournalistIn von der ZEIT
c. Halte Dich auf dem Laufenden wie das Thema das Du ansprichst in den vorangegangenen Tagen in den Medien behandelt worden ist, welche Aspekte und von welcher Perspektive, damit Du besser in die laufende politische Debatte eingreifen kannst, Du kannst so besser urteilen, ob Du z.B. stur gegen etwas anfechten musst, oder etwas was schon berichtet ist dazu benutzen kannst, um Deine eigenen Punkte zu untermalen

3) Printmedien

a. Es gibt viel mehr Moeglichkeiten im einem geschriebenen Bericht falsch zitiert zu werden, als im Fernsehen oder im Radio. Journalisten benutzen auch oft Fragen, die Dich in eine bestimmte Richtung, wo Du vielleicht gar nicht hin wolltest, draengen: vermeide also undeutliche Aussagen, die mehrfach ausgelegt werden koennen, versuch Dich immer ganz klar auszudruecken, und wenn Du wirklich zu etwas keine klare Aussage machen kannst, dann sag das auch genauso. Lenke immer gleich von (politisch) doofen Fragen weg – z.B. die Gewaltfrage ist immer ganz beliebt bei Demos, weiss also schon im Vorraus wie Du damit umgehst und hab eine Antwort parat.
b. Wenn Du auf die Fragen des Journalisten eingehst, anstatt das was Du rueberbringen willst immer wieder zu betonen, gibt es mehr Moeglichkeiten fuer Journalisten, deren eigene Interpretation wiederzugeben – klar ist auch, dass nicht alle Journalisten immer hinterlistig sind, manchmal gehts auch um ganz ‘normale’ Missverstaendnisse
c. Wenn Du nicht etwas nicht sagen moechtest, dann sag es nicht, lass Dich nicht davon verleiten, das Du der JournalistIn vertrauen kannst, etwas fuer sich zu behalten, auch wenn sie oder er Dir die Bestaetigung gibt!

d. Wenn Du die ‘Fakten’ nicht genau weisst, dann sag das Du sie herausfinden wirst und ruf dann zurueck

e. Sag niemals ‘kein Kommentar’, das kann verhaengnisvoll sein.

f. Spreche langsam, damit die JournalistIn auch richtig mitschreiben kann und nicht nur Bruchteile mitkriegt (auch wenn’s aufgenommen wird, wird sie order er bestimmt auch Notizen machen und hoert sich das Inteview vielleicht gar nicht nochmal an)

g. Wenn Du irgendwelche Fakten/Statistiken etc benutzen moechtest, bereite diese vorher auf einem Zettel vor und gib den Zettel der JournalistIn mit

4) Radiointerview

a. spreche langsam und klar
b. versuche in Bildern zu sprechen, benutze bildliche Beispiele um Deine Aussagen zu untermalen, denn im Radio hoeren die Zuhoerer nur Deine Stimme und nehmen viel besser auf, was Du sagst, wenn sie sich was drunter vorstellen koennen

c. Denk auch an Deine Stimme und was sie vermittelt (Serioesitaet, Ungezwungenheit, Nervositaet?...)

5) Vor der Kamera

a. Dies ist ein visuelles Medium - denk daran! Such Dir einen aussagekraeftigen Ort aus fuer das Interview (z.B. ein auf Dein Thema passender Hintergrund)

b. Achte auf Deine Koerperhaltung – am besten ist es wenn Du relaxt und selbstbewusst wirkst
c. Die meisten TV Aufnahmen zeigen Dich vom Kopf bis zu den Schultern, dunkle Kleidung ohne Muster wirkt am besten vor der Kamera, aber ganz in schwarz ohne hellen Toene um das Ganze etwas aufzulockern wirkt visuell auch nicht so gut (es sei denn, Du bist aus politischer Ueberzeugung ganz in schwarz gekleidet J )
d. Achte auf Deine Haende, sie sollten ruhig sein, wenn Du nervoes bist und zitterst oder unabsichtlich aus Nervositaet mit den Haenden rumspielst, dann halte Deine Haende zusammen (auf unverkrampfte Weise versteht sich!), steck Deine Haende nicht in die Hosen- oder Jackentasche und spiel nicht mit Kleingeld o.ae., die Mikrofone sind sehr sensibel! Verschraenk Deine Arme nicht, das wirkst verschlossen oder defensiv
e. Guck nicht direkt in die Kamera, sondern auf die InterviewerIn
f. Wenn Du eine Sonnenbrille traegst, solltest Du wissen, dass das rueberkommen kann, als haettest Du was zu verbergen und waerst nicht vertrauenswuerdig; denk also drann, was Du vermitteln moechtest bevor Du sie aufsetztst -- Brillentraeger koennten sich ueberlegen, die Brille abzulegen, denn die Brille kann unter Umstaenden spiegeln
g. Entspann Dich! Versuche serioes aber nicht verkrampft zu wirken, es klingt schnulzig, aber versuche ‘mit den Augen zu laechelen’, so machst Du nen zugaenglichen Eindruck (es sei dann das ist nicht Dein Ziel!!)

5) Im Voraus aufgenommene Interviews

a. Sei vorsichtig was Du sagst und spreche in klaren kurzen Saetzen, hier besteht hoechste Gefahr das masslos geschnitten wird!!

b. Wenn Du Dich verhedderst, fang Deinen Satz einfach nochmal von vorne an, Fehler koennen (und werden) rausgeschnitten. Auch wenn Du eine Antwort gibst mit der Du nicht zufrieden bist, frag einfach, ob Du die Frage nochmal beantworten darfst
c. Wenn Du order (Dein Kollektiv) eigenes Videomaterial hast, was Du verwenden willst, dann gib eine Kopie der JournalistIn mit (aber sei vorsichtig, dass nichts drauf ist was fuer irgendjemanden verhaengnisvoll sein kann, wie wir wissen geben Journalisten manchmal ihr Material an die Behoerden weiter (sei’s freiwillig oder gezwungenermassen) und generell ist etwas was publik geworden ist, unmoeglich wieder rueckgaengig zu machen!)

6) Live Interviews

a. wie immer denk an Deine Soundbites, Koerperhaltung, Gesichtsausdruck, Klamotten usw.

b. Bei Liveaufnahmen musst Du viel strukturierter denken. Fang immer mit der wichtigsten Aussage an, aber verrat nicht alles gleich im ersten Satz

c. Falls Du Notizen gemacht hast, steck sie weg bevor Du vor die Kamera trittst und sprich frei

d. Vor der Kamera, verhalte Dich immer als waer die Kamera auch am Laufen, auch wenn Du noch nicht dran bist oder schon fertig bist, oder glaubst, dass die Kamera aus ist, es koennt ja sein, dass dem nicht so ist….

e. Wenn Dich eine Frage aergert, versuch das nicht in Deiner Koerperhaltung oder Deinem Gesichtsausdruck zu zeigen – Fassung bewahren….

f. Guck Dir vorherige Berichterstattungen oder Interviews einer Sendung mit an, Du wirst moeglicherweise darauf angesprochen im Interview, z.B. wenn vor Dir jemand zum gleichen Thema interviewt worden ist, dann solltest Du wissen was sie oder er gesagt hat -- bezieh Dich darauf, aber vergiss dabei nicht, was Du eigentlich sagen wolltest, geh also nicht zu sehr auf das von Anderen ein

g. Wenn das Interview vorbei ist, warte noch ein paar Sekunden bist Du Dich lockermachst, mach keine unueberlegten Kommentare, die Kamera koennte noch laufen J

7) Im Studio

a. Die Beleuchtung kann sehr heiss sein, trag also keine Kleidung bei der man leicht sehen kannst, falls Du schwitzt. Es werden bestimmt auch mehrere Kameras um Dich herumsein, lass Dich nicht verunsichern. Wenn das Interview vorbei ist, bleib sitzen bist Du aufgefordert wirst zu gehen.

b. Manchmal gibt es Studiointerviews wo die Kamera und nicht eine Person Dich sozusagen interviewt, wenn die Sendung von anderswo aufegenommen wird (im Englischen nennen wir das ‘down the line’). Wenn dies der Fall ist, guck immer direkt in die Kamera, stell Dir vor in der Mitte der Kameralinse sind die Augen des Zuschauers. Antworte immer prompt zwecks moeglicher Zeitverzoegerung

c. sei besonders auf konfrontative Fragen eingestellt, denn dem Interviewer wird es leichter fallen herausfordernder zu sein, wenn sie oder er nicht im gleichen Raum sitzt wie Du